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Thurston Moore – Flow Critical Lucidity |
CD und LP
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24er, schon die neunte Solo-LP des Sonic Youth-Mannes. Für mich
auf jeden Fall ein Highlight seines Solo-Schaffens. In der festen Band spielen u.a. Deb Googe (My Bloody Valentine) und Jon Leidecker (Negativland), als Gast ist Laetitia Sadier (Stereolab) dabei. Ziemlich großartig finde ich „Hypnogram“ (Annäherungen an eine Art melodischen „Alternativ-Dream Pop“, mit Psychedelia/Shoegazer-Elementen verbunden, phasenweise absolut hypnotisch), aber es gibt eine Menge faszinierender Ideen zu entdecken. Z.B. im nachfolgenden ebenfalls psychedelisch angehauchten Track, der geheimnisvoll, spooky anmutet, atmosphärisch stark, dezent verträumte Momente, Dark Wave-Erinnerungen, entfernte Parallelen zu den entsprechend gelagerten ruhigen Swans-Sachen. Oder Can-Einflüsse, gepaart (in geringerem Maße) mit Tribal- und Talking Heads-Spuren, suggestiv. Neu! ist ein weiterer möglicher Bezug, einmal nur kurz und geringfügig in einer Nummer mit zeitweise fast kontemplativer Wirkung (ohne leise zu sein, etwas spacey zwischendurch) im individuellen Indie-Rock/Pop- Rahmen, einmal erheblich deutlicher, schon durch die Motorik, gespickt zum anderen mit New Wave-Spritzern der 80er (aber ausnehmend eigen umgesetzt). Ein weiterer Song beinhaltet sowas wie unkonventionellen „repetitiven Dream Pop“, linear im entspannt- sanften Fluss gehalten. Schließlich gibt´s noch ein auf seltsame Weise lakonisch klingendes Stück, simple Struktur, aber außergewöhnliche tolle Sounds von Saiten, Tasten, Schlagwerk. Man könnte dort zudem World Music-Einflüsse vermuten, von ungewisser Herkunft, im Indie-irgendwas-Gewand. Repetitiver Charakter ist mal mehr mal weniger den meisten der sieben (oft etwas längeren) Tracks gemein, eine klare eindeutige Gitarrenorientierung nur 4 davon. Hätte ich so gut nicht erwartet. |
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Joan As Police Woman – Lemons Limes And Orchids |
CD und LP
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24er, ihr erstes „reguläres“ Studioalbum mit neuen Stücken seit
längerem. Vieles atmet auf organische, wie selbstverständlich wirkende, „natürliche“ Weise Anspruch, was auch auf diverse oftmals ausgesprochen gehaltvolle/intelligente Texte zutrifft. Minimalistischer Electro-(Modern)-Songwriter-(Art-)Pop steht neben halbwegs „klassischem“ (voller instrumentiert), wobei Roots-Elemente (u.a. Folk, in geringem Maße auch mal Jazz, 1x Blues- Spuren) eher modifiziert bis unspezifisch und/oder moderat (und vermischt) verwendet werden, aber es gibt auch einige Nummern, die eindeutig soulig konnotiert sind (zeitgemäß, ohne modernistisch zu wirken), partiell ebenfalls ziemlich runtergedimmt, in einem Fall funky R´n´B in dezent raffiniert (tolle Punktierungen von E-Gitarre und Synth, die sich eh im Großen und Ganzen die instrumentale Arbeit teilen), zwischendurch, stilistisch hier zwischen allen möglichen Stühlen beheimatet (mit am stärksten elektronisch gestaltet und inklusive komplexem reizvollem Groove) beschränkt sich der Soul-Aspekt einzig auf den Gesang. Eine balladeske (oder wenigstens sehr ruhige) Gangart hat starkes Übergewicht, bis hin zu ganz langsamen Tempi. Viele Synthie-Klangfarben klingen übrigens außergewöhnlich attraktiv! Vor allem aber, wie gesagt, die songwriterische Qualität ist hoch! |
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Seun Kuti & Egyt 80 - Heavier Yet |
CD und LP
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24er, Sohn von Fela. In größeren Abständen bringt er eine neue
Platte raus, dies ist die fünfte, manche (nicht alle) sind toll – ganz besonders diese! Die Stücke sind etwas länger (allerdings nicht wie bei Fela 10 Minuten und mehr), Afro Beat ist die unbestrittene Grundlage, mal mehr, mal weniger modifiziert, aktualisiert, weiterentwickelt (oder beinahe „naturbelassen“), Bläser und E-Gitarre dominieren, die Arrangements klingen teilweise absolut großartig (und enorm kompakt). Wobei die Art der (insgesamt einfach superben!) Bläser, gern quasi „gehackt“, stoßweise, stakkatohaft, ein typisches Markenzeichen bildet - in einigen Tracks tragen sie zudem mittels Soli für etwas Jazzinput die Verantwortung, agieren außerdem melodiestiftend, und sind einer der Faktoren für einen starken glänzenden mehrschichtigen polyrhythmischen Charakter (klasse Grooves! Hypnotische Qualitäten!). Was auch für die Gitarren gilt, gern innigst und perfekt verzahnt mit dem Gebläse, natürlich immer wieder (auch) funky, und/oder repetitiv. Hin und wieder schleicht sich ein erfrischender fast schon kongenial zu nennender (catchy) Pop-Appeal ein, die Vocals unterscheiden sich nicht sonderlich von Felas Vorgaben, die (oft sozialpolitischen) Texte in der Ausrichtung ebenfalls nicht (Seun ist gleichzeitig eine Art Aktivist in Nigeria, durchaus nicht ohne Wirkung wohl). Für mich eine richtige Sternstunde: „Emi Aluta“ mit Gast Sampa The Great (Songwriter und Rapper), dessen Vocals sich wunderbar einfügen, mit gehöriger Schärfe der Bläser samt bestechenden kurzen Features und ungeheurer Dichte. Lohnt das Album schon alleine. Daran anschließend geht´s ungewohnt entspannt/geschmeidig (und melodisch) weiter, hier sind unterschwellig Jazz-Konnotationen auch in der Rhythmik vorhanden. Zum Abschluss entwickelt sich ein herrlicher Flow, wozu wirkmächtige knappe sich wiederholende Bläsermotive gehören (die es auch anderswo gibt). Klare satte Empfehlung. |
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Ezra Collective - Dance, No One's Watching |
CD und LP
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24er, die 3. LP der Überflieger aus London (kürzlich mit der
prestigeträchtigsten Auszeichnung in England geehrt, dem Mercury Prize, als erste Jazz-orientierte Band überhaupt). Einer der Band spielt seit langem live bei den Gorillaz, weitere Mitglieder z.B. mit Nubya Garcia oder Tony Allen. Nach dem großartigen Vorgänger war ich sehr gespannt, und es gibt Veränderungen (wenn mich mein Gedächtnis nicht im Stich lässt): Weit weniger Reggae-Anteil (eigentlich nur einmal wirklich), klar mehr Nigeria (Afro Beat natürlich), doch selten pur, mehr 70er-Elemente insgesamt (die allerdings nie dominieren), wohl auch verstärkter Funk-Einfluss, oder? Das gemeinsame/verbindende Element fast aller Stücke (abgesehen von 4 ruhigeren jeweils ganz kurzen Interludes mit Streichern im Vordergrund) ist wie gehabt der (großteils packende!) Groove (sogar wenn der Track ausnahmsweise ganz und gar auf atmosphärische Tasteninstrumente ausgerichtet wird, ohne die obligatorischen Bläser und E-Gitarren), freilich in vielfältiger Form: Modern Beats mit Club-Affinität, gar mal House- oder Hip Hop-Annäherungen, gern natürlich unwiderstehliche funky Afro Beat- Tendenzen (mal ganz schön pur wirkend, mal in Kombination mit dezent modernerer Rhythmik), in tanzbarem Neo-Soul (in enorm ansteckend) verpackt (ziemlich wenig Jazz- Anteil), Groove-Jazz relativ klassisch bzw. ein nur wenig von den 70ern abweichender toller afro-kubanischer Drall, in gemächlicher Gangart (nicht ohne Ähnlichkeiten mit dem Fusion Jazz der mittleren 70er)… Die jeweiligen stilistischen Einflüsse der Tracks sind vielfältig, es ergibt sich eine Vielfalt an Stilmixen, beispielsweise: Offener Jazz (inklusive einer Art Früh- 70er Proto-Fusion) meets West-Afrika (von Highlife bis Afro Beat); modernerer Groove Jazz + Funk + Afro Beat, mit und ohne Funk-Spritzer; eine groovende R´n´B-Jazz-Afrika-Melange; Rap-Jazz-Funk in wechselnder Schwerpunktsetzung. Wobei mehrfach ein E-Piano (resp. die Keyboards) dem Früh-70er-Electro Jazz nicht unähnlich klingen (z.B. Herbie Hancock dieser Zeit). Ein großer Teil der (immer wieder erfrischend starken) Melodik geht auf das Konto der exzellenten (und präzisen) Bläsersätze. Und das Tempo wird vornehmlich hoch gehalten. Erst die letzten beiden Nummern weichen klar vom Weg ab: Ein Piano-Solo-Ausflug, ruhig, sehr schön und relativ eigen, nicht ohne dramatische Effekte. Und das überwältigende „Everybody“, der Groove steht hier nicht im Vordergrund, verschwindet phasenweise ganz, starke Kontraste beleben massiv, die Melodik nimmt total gefangen, absolute Klasse! Klare Empfehlung, beileibe nicht nur für Jazz-Fans |
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Die Nerven - Wir Waren Hier |
CD und LP
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24er. Weil ich das Album so toll finde, hier eine kurze Rezension
auch von mir, durchaus unvoreingenommen. Richtige Überraschungen sind nicht zu hören, (gern schneller) Post Punk steht im Vordergrund, ziemlich klassisch, oder inklusive gewisser Metal-Bestandteile (und zugleich suggestiv-eingängig). Daneben sowas wie eine modifizierte bzw. aktualisierte melodisch verzückende New Wave-Fortsetzung; göttlicher präziser markanter Krach (Noise), ebenfalls mit Melodie; vereinzelt (doch mehrfach) weitere Metal- resp. Stoner-Anleihen (partiell dramatisch). Aber auch: Eine richtig schöne kurzzeitig fast hypnotische sich irgendwie auftürmende Ballade mit Streichern, eine genauso gute elegische Post-Pop/Rock- Wave-Halb-Ballade mit gloriosem Guitar-Part und eine zurückhaltende dunkle atmosphärisch sehr starke Nummer mit intensiver Steigerung. Selbst eine Annäherung an (sehr frühe) Cure kommt vor. Die Texte strotzen nicht gerade vor Optimismus, um es vorsichtig auszudrücken. Das alles klingt gut wie nie!! Würde ich auch sagen, wenn´s nicht von Glitterhouse wäre. |
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Nick Cave - Wild God |
CD und LP
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24er. Welch ein Werk. Die Instrumentierung baut auf Streicher,
Piano, Keyboards, z.T. auch Bläser (oder Glocken), plus eine Menge Chöre/Backing Vocals, Gitarren haben insgesamt wenig Bedeutung. Balladen überwiegen. Das Ergebnis verfügt über eine Menge schwelgende respektive orchestrale, ja manchmal geradezu überbordende Phasen, emotional zugespitzt (beinhaltet aber auch recht schlanke/runtergeschraubte Arrangements in Teilen), Drama mehrfach inklusive, dazu passt seine Stimme: In ganz großer Form, so gut wie selten! Religiöse Untertöne und pure Freude vermischen sich, zuweilen in faszinierender Atmosphäre. Gerade mal ein einziger Track überzeugt mich nicht voll und ganz (O Wowowow, eine Art Indie Pop mit angedeutetem Groove), ansonsten: Lauter Höhepunkte, zwei davon noch einmal herausragend: „Conversion“ (zur Hälfte relativ handfest, irgendwie etwas gospelhaft, wie auch andere Songs hier, voll im Saft, zum Schluss berauschend; davor sehr zurückhaltend, ganz dezent dräuend und sehr einfühlsam); sowie das wundervolle erhabene „Joy“, dunkel schillernd und rhythmusarm, in der Begleitung fast zeitlupenhaft, während die grandiosen Vocals quasi predigen, punktuell ein Chor – hinreißend, triumphal! Während all dessen erlaubt sich die Begleitung in einigen Nummern einige harmonische Freiheiten. Im Ganzen gesehen: So klang er eigentlich noch nie. Ganz große Empfehlung |
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Beak - >>>> |
CD und LP
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24er. Das Trio mit ex-Portishead Geoff Barrow und Billy Fuller
(u.a. Robert Plants Sensational Space Shifters). Fast jedes Stück klingt anders, eines aber wiederholt sich doch recht oft: Der Einfluss von Jaki Liebezeit auf die Drums (und gelegentlich weitere Can-Anklänge). Besonders massiv z.B. bei einer Nummer, die die Can-Motorik mit Elementen der Elektronik-Pioniere Silver Apples (Ende 60er) verbindet, mit einer Prise Synth-Avantgarde, die Vocals leicht klagend und bewusst „wackelig“, spät ergänzt eine Gitarre. Außerordentlich reizvoll! Ein Track beleiht Can gar im Songtitel (leicht verändert, „Ah Yeh“), die Referenzen sind ebenso stark (besonders aparte Synthies im langsamen Fluss, die Rhythm Section im erheblichen Kontrast dazu), wie auch gleich anschließend, wobei ein enorm akzentuierender Bass im Gegensatz steht zu einer Orgel. Anderswo treffen ein bohrender Fuzz-Bass und dazugehörige Alarmstimmung (u.a. mittels Synth erzeugt) auf Gitarren-Riffs in Schräglage, repetitiver aktualisierter (Post-) Kraut arbeitet mit ganz ruhigem Gesang, der im letzten Teil ins Enervierende abgleitet, parallel mit nunmehr aggressiven/rohen Distortion-Gitarren, oder Kraut- und Pop-Elemente sowie Pink Floyd-Spuren werden (über einem nervösen Groove) kurzzeitig mit Prog-Anleihen gekoppelt. Zu Beginn bestreitet eine getragene „feierliche“ Orgel ein langes Intro (inklusive Kirchen-Assoziationen), ehe Gesang in aller Ruhe einsetzt, gefolgt von einem rhythmischen Synth-(Bass?-)Rumoren im Backing, es entwickelt sich ein reizvoller organischer Polyrhythmus… Gegen Ende des Albums werden Erinnerungen an 80er-New Wave wach, versetzt mit Groove- und Industrial-Ansätzen (ein Hauch frühe OMD vielleicht?), oder ein greller Distortion-Bass geht mit dem Synthie auf eine dunkle experimentelle Zeitlupen-Reise. |
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Steve Wynn -
Make It Right |
CD und LP
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24er. Nach 14 Jahren ein neues Solo-Album vom Dream
Syndicate-Kopf. Das ganz und gar nicht nach D.S. klingt, no Paisley Underground, sehr wenig Psychedelia, dafür reichlich Variation. Jede Menge Gäste, u.a. Mike Mills (REM), Vicki Peterson (Bangles), Chris Schlarb (Psychic Temple), diverse Kollegen seiner derzeitigen Bands (Dream Syndicate, Baseball Project). Die Spannbreite der Musik ist, wie gesagt, beträchtlich: Zwei Roots-Songs besitzen durch eine Pedal Steel etwas Country-Flair (aber nur dadurch), der eine klingt sehr ruhig, zurückhaltend, der andere rockiger (und kurzzeitig auch durch eine E-Gitarre ein klein wenig country-esk). Garage Rock sehr punktuell vermählt mit frühem Guitar-Proto-New Wave. 2x feiner gefühlvoller „Atmo-Rock“, mal elastisch mit dezentem late-night-Flair, mal akustisch betont. R´n´B-orientiert, die 60s/70s aktualisiert. Roots-rockig auf offene Art, im relaxten schönen Fluss. Dunkel, atmosphärisch, fast geheimnisvoll, und etwas psychedelisch (vorzügliches kurzes Guitar-Feature). Der mit 7 Minuten klar längste Track wirkt kurzzeitig ein bisschen experimentell, sehr rauh, rhythmisch total straight, ansatzweise Jam-Atmosphäre. Und ein komplett akustisches Stück fällt ziemlich aus der Reihe, durch ein dezentes Latin-Flair (zeitweise jedenfalls), die Instrumentierung (z.B. Vibrafon, Streicher), bei gleichzeitigem 60s- Feeling. Signifikant ist die recht häufige Verwendung einer Akustikgitarre (meist, nicht immer mit E-Gitarre kombiniert), fast immer sind Synthie/Keyboards/Orgel oder E-Piano dabei, mit und ohne auffällige Rolle. |
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Wayne Graham – Bastion |
CD und LP
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24er. Eine Band (kein einzelner Musiker) aus Kentucky. Ein sehr
individuelles Album, dass mehrfach Aspekte verknüpft, die normalerweise nicht miteinander verbunden werden. Was gerade den Reiz ausmacht. Aber natürlich auch eher homogene resp. straighte Stücke. 2 Nummern erneuern quasi den Songwriter-Rock, beide faszinieren auf ziemlich hypnotische, jeweils eigene Art: Unerbittlich vorwärtsmarschierend mit später punktuellen Massierungen (bestimmten Stücken von War On Drugs nicht unähnlich, wenn auch eher entfernt); oder, in völlig anderer Atmosphäre, durch ein wunderbar tropfendes Piano geprägt, das gar kurz für einen Hauch Jazz sorgt und gleichzeitig ein gleichbleibendes Motiv beständig wiederholt. Relaxt wirkender lockerer Americana in Rock (eine Prise Country) überrascht kurzzeitig durch eine erheblich schwerere Gitarre, weist Groove-Momente auf. Eine vorzügliche E-Gitarre atmet manchmal den Geist des frühen Acid Rock (okay, in Ansätzen), entwickelt anderswo Avant-Noise und Free Jazz-Kürzel (was auch auf knappe Bläsereinlagen zutrifft und Piano- Fetzen), das alles ohne den Fluss zu verlieren und im Rahmen von geradlinigem Americana Rock mitsamt einer Art Groove in suggestiv. Zwei bedächtig tropfende Balladen bewegen sich zwischen diversen Stühlen des 70er-Songwriter-Roots-Pop, einmal in Slow Motion und ungewöhnlich in der Ausführung, einmal in suggestiver Gelassenheit, für Momente ein Jazz- Piano sowie Synth-artige Sounds einflechtend, in der 2. Hälfte verdichtet (von Ferne dachte ich an ruhige Grateful Dead, einen Hauch nur, freilich ohne Gitarren in den Vordergrund zu stellen). Bleiben noch lange Zeit tiefenentspannter Indie Rock mit minimalen Roots- Untertönen und herausstechenden Gitarrentönen, die die Harmonie ein bisschen aufbrechen (melodisch sehr attraktiv!) und ein Mix aus Folk Rock und melodischen traditionellen Jazzelementen (v.a. 50s-Anleihen) – ganz schön singulär! Was eben auch insgesamt zutrifft! Speziell aber absolut empfehlenswert. |
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Fontaines D.C. – Romance |
CD und LP
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4. LP der Iren. Sie machen es nicht mehr so einfach, eindeutige
Vorbilder/Vergleiche zu benennen, das stilistische Spektrum wurde erweitert (bzw. teilweise verändert) gegenüber früher, z.B. der (Indie) Pop-Anteil vergrößert (in ausgesprochen melodiöser Ausrichtung). Die Stücke bewegen sich irgendwo zwischen Indie Pop (meets Post Wave z.B.), New Wave-Pop der 80s, Guitar Post Punk, Brit Pop vergangener Zeiten, 90s Alt. Rock (trifft partiell Emo- Rock), Rückgriffen auf ihren früheren Trademark-Post Punk in hier balladesker Form (mal mit diversen Kontrasten, mal dunkel, schwer und distorted, ein Hauch ruhige Swans gar); ohne sich jeweils unbedingt klar abzugrenzen, die Grenzen verschwimmen. Zwischendurch tauchen gar Hip Hop-Elemente auf (die Rhythmik, ansatzweise die Vocals), oder eine kleine Prise Jesus & Mary Chain in sehr moderat, dezente psychedelische Elemente im teilakustischen Rahmen, mehrfach klingt´s erstaunlich eingängig. Post Punk wurde jedenfalls ganz schön weit reduziert, dafür die Tasten-Betonung verstärkt, so manches klingt weicher, runder, heller bzw. farbiger. Und mein bevorzugter Song verfügt über eine reizvoll rotierende/repetitive Melodik, samt einer Spur halluzinogenem Input. |
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International Music – Endless Rüttenscheid |
CD und LP
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24er, 3. LP. Das (Gitarren-) Trio aus dem Ruhrgebiet gehörte von
Beginn an zu meinen bevorzugten deutschen Bands (zu zwei Dritteln identisch mit den Düsseldorf Düsterboys). „Minimalistischer Rocksound“ steht recht treffend im Info. Aber ein ganz schön vielfältiger: Drama-Guitar Rock mit Retro-Flash und Proto-Acid-Momenten. Melancholischer melodienseliger Guitar Pop in zeitlos, jedoch mit modifiziertem/erweitertem 60s-Vokabular. 80s-Deutsch-Wave mit und ohne Reggae-Touch, ansteckend oder ganz besonders minimalistisch. Sowas wie „Psyche-Folk“. Skelettierter purer Pop trifft einen Hauch (nicht mehr, und nur punktuell) Kraut, wie in Trance. Ein manipulierter Mix aus Them und Velvet Underground plus Psyche-Einfluss in der tollen Gitarre, klasse Melodie-Einfälle. Eine Art verfremdeter Boogie unter 50s-Einfluss inklusive massiver Distortion. Stoisch und unverschämt poppig zugleich mit anschließender Acid-Gitarre – hypnotisch und packend! (Power) Pop in starker 70s-Färbung. Garage-Tendenz mit wüstem Schluss und dennoch Pop- Flair. Und mehr Melancholie, mehr Melodie, jede Menge reizvolle Harmony-Vocals. Wie schon zuvor gilt auch hier: Die (deutschen) Texte nerven mich null, kommt nicht so oft vor. Exzellent. |
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Mercury Rev – Born Horses |
CD und LP
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24er. Die Musik kommt etwas überraschend für mich, haben sie so
was schon mal gemacht? Die Vocals bestehen weitgehend aus (teilweise fast geflüstertem) Sprechgesang. Es gibt jede Menge Hall. Gar manches wirkt etwas elegisch, mit umhüllenden Soundscapes bestückt, teils sanft orchestraler zeitloser Tasten-Pop (in einem Fall inklusive einem Hauch Folk-Input, jedoch keineswegs im Sound), teils ziemlich pompös/sehr vollmundig (Keyboards, Streicher, Piano, auch Bläser), vielfarbig, oft dicht arrangiert, „schwellend“, nur kurzzeitig runtergedimmt. Gelegentlich melancholisch-erhebend, zurückhaltend und sehr atmosphärisch (stilistisch undefinierbar; später intelligent und leicht agiler/komplexer rhythmisiert), oder leichtfüßig federnd fließend (dezenter Jazzeinfluss, ganz entfernt eine Spur Chet Baker), oder ausnahmsweise (deutlich) rockiger und schneller. Sporadisch tauchen rauhe Gitarren auf. Ich kann mir nicht helfen, die Üppigkeit des Sounds erinnert mich in einigen Stücken an die 70er-Zeiten des Symphonic Rock, gar (okay, entfernt) Alan Parsons Project. Teils längere Tracks |
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Bassekou Kouyaté & Amy Sacko - Djudjon, L'oiseau De Garana |
CD und LP
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24er. Er gilt als der Ngoni-Meister Nummer eins, nicht nur in Mali
– ein Saiten-Virtuose sondergleichen, der dem Instrument Klänge entlockte, die in dieser Form unbekannt waren (in seiner Band Ngoni Ba mit gleich 4 teilweise unterschiedlichen Ngonis), vor ca. 10 Jahren zudem begann, es zu elektrifizieren (samt einem phasenweise beinahe rockigen Album). Nunmehr klingt er erheblich luftiger, die Dichte und Intensität fährt er herunter, alles bleibt akustisch, die Tempi fallen überwiegend relativ zurückhaltend aus (ohne auf etwas flottere ganz zu verzichten, gleich im überraschend Groove-betonten Opener entwickelt sich ein bestechender Drive), ein paar Stücke wirken geradezu relaxt, oder gar wie in slow motion (sehr reizvoll). Aber egal in welcher Geschwindigkeit, die Rhythmen wirken sehr sehr delikat, ohne je spektakulär auszufallen! Sein Spiel klingt brillant wie immer, gern filigran und irgendwie „gestochen“, dabei musikdienlich wie gehaltvoll, von erstaunlicher Bandbreite, ergänzt von Bass-Ngonis und sparsamer Percussion – vor allem aber in der Dominanz immer wieder abgelöst von der blendenden zuweilen durchdringenden Stimme von Ami Sacko (bei der Hälfte der Tracks), die für eine ganze Reihe hinreißender Highlights sorgt. Das Ergebnis ist tolle lebendige von westafrikanischen Traditionen durchdrungene Musik, die jedoch dort nicht stehen bleibt; variiert und weiterentwickelt, passenderweise auf eigenem Material fußend, zwischendurch bezieht sie ein gewisses bluesiges Flair ein (zu hören freilich ausschließlich in seinem Ngoni-Spiel, das manchmal eine fabelhaft „singende“ Note erhält). Klare Empfehlung. |
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Fink - Beauty In Your Wake |
CD und LP
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24er des Engländers Fin Greenall, dessen Musik so gerne für
Soundtracks verwendet wird, mit seiner Band in der „klassischen“ langlebigen Besetzung mit Thornton und Whittacker. Irgendwie klingt das, was er hier macht, teilweise fast schon „originär“. Der faszinierende Opener gibt die Richtung schon in etwa vor, in besonders konsequenter Form: Von enormer Sogwirkung durchzogener Singer-Songwriter-Stoff, der sich abseits von engen stilistischen Zuschreibungen (oder Vorbildern) ganz linear und beständig steigert, zunächst nur von akustischer Gitarre begleitet (aber bereits klar rhythmisiert), dann mit Band, irgendwann elektrifiziert, immer dringlicher. Regelrecht hypnotisch! Der nächste Song, intim beginnend, ist ähnlich aufgebaut, aber nicht so gnadenlos/strikt/massiv gesteigert, und anders endend – nämlich mit Rückgriff auf den Start. Gefolgt von einer Nummer, die die (eh gern verwendete) ziemlich repetitive Begleitung besonders betont, akustisch geprägt, die schön phrasierenden Vocals ragen durchweg heraus, wie beim ersten Stück wird auch dieses fortlaufend verdichtet/intensiviert, zum Schluss enorm. Anschließend ist zweimal hohes Tempo angesagt (in dennoch akustischem Setting), in einem Fall „galoppierend“ mit gewohntem Steigerungsprinzip, im anderen wird die Rhythmik (die sonst fast durchweg die ganzen Songs über absolut konstant bleibt, freilich jeweils ganz unterschiedlich beschaffen) quasi erst nach und nach „konkretisiert“, während die Akustikgitarren mehr akzentuieren, die Refrains deutlicher abgesetzt sind. Im Folgenden wird dann doch mehr variiert: Mal setzt die Verdichtung erst spät und ganz plötzlich ein (wie auch die Elektrifizierung); mal bleibt es lange folkig (um bluesig zu enden), während meist ein dezentes (Indie-) Folk-Flair besonders zu Anfang hörbar ist (bevor die Drums einsetzen); und die letzten beiden Songs fallen deutlich aus dem Rahmen: Eine intime leise radikal reduzierte Ballade (klasse), sowie eine ruhige dunkle ungewohnt gleichmäßige atmosphärisch spannende Nummer. Phasenweise wirkt der Gesang übrigens leicht improvisierend (und besitzt dabei erheblichen Reiz), außerdem relativ sanft, aber bestimmt. Und ich vermeine, (nur sporadisch!) auf eine verquere Art entfernt ähnliche Merkmale wie bei War On Drugs zu hören (in anderem musikalischem Kontext allerdings). |
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Dirty Three - Love Changes Everything |
CD und LP
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24er. Die langlebige Band mit Warren Ellis (seit Ewigkeiten
wohlbekannt als Wegbegleiter von Nick Cave/Member der Bad Seeds), Mick Turner und Jim White ist immer noch existent, ihre letzte LP liegt allerdings schon 12 Jahre zurück. Dieses „Comeback“, in 6 längeren Stücken, klingt ziemlich kompromisslos: Roher Free Rock, irgendwann rhythmisiert/stampfend (und unerhört intensiv) samt melodischen Elementen, die Gitarren dreckig/schlierig/massiv verzerrt, eine Bratsche erheblich klarer. Schwermut und lichte Klänge in transparenter effekt- loser Artikulation und kammermusikalischer Ausprägung, es reichen eine Geige, zarte E- Gitarre und losgelöste Drums (v.a. gebremste Beckenarbeit). Ein erbarmungslos durchgezogenes Riff und distinguiertes Gitarrengefrickel starten, daraus entsteht eine dicht gepackte Gitarrenphalanx und (teils ziemlich wild) herumstreifende 2 Streicher (die kurzzeitig an die sehr lauten frühen freien Velvet Underground-Eskapaden erinnern) – Free Rock ohne Zügel oder falsche Zurückhaltung, ungemein dicht und intensiv auch hier. Eine lyrische repetitive Piano-Melodie in Variation, dunkle leise rumorende Drums und wiederum kammermusikalische Avant-Soundscapes aus Geige, Bratsche und E-Gitarre. Eine ähnlich angelegte Nummer mit dezent jazzigem Einfluss und entfernter Ähnlichkeit zu den leisen Free Form-Jams von Grateful Dead, die Bratsche sorgt für ein wenig melodischen Input. Und schließlich ungebundene Streicher-Schlieren, tropfende sehr langsame Piano-Melodien, rollende „offene“ Drums und filigrane E-Gitarren-Verzierungen – die strake Kontraste bilden, zum Schluss Crescendi-Eskalation betreiben. Kurzzeitig lugen extremste Sonic Youth-Sachen um die Ecke. |
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Sun Ra - Inside The Light World |
CD und LP
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24er Veröffentlichung auf Strut. Ein weiteres „neues“ (bis auf 2
Stücke auf obskuren Videos) unveröffentlichtes Album – und zwar absolut keine „Überbleibsel“/Resteverwertung! Es handelt sich um Aufnahmen von 1986, live im Studio, quasi ein komplettes Konzert, der Titel des Werks nimmt übrigens Bezug auf eine ziemlich große Lichtmaschine namens OVC, die individuell mittels Tastatur „gespielt“ und während der Einspielung verwendet wurde (das relativ kurze Video davon ist auf You Tube verfügbar). Überraschend nach meinem Dafürhalten absolutes Pflichtprogramm für alle Fans und selbst für Sun Ra- Gelegenheitskäufer (oder gar „Newcomer“) sehr sehr reizvoll! Was, neben der starken Groove-Betonung fast aller Tracks (ob Swing-basiert, polyrhythmisch-afrikanisch oder whatever), vor allem an 4 fürwahr grandiosen Highlights liegt (die mehr als die Hälfte der insgesamt 88 Minuten umfassen): Der Klassiker „Calling Planet Earth“, hier 11 Minuten lang, melodisch ja eh glorios, in diesem Fall allerfeinst variiert, groovend auf etwas unkonventionelle (und hochattraktive) Weise, top Call-Response-Vocals (June Tyson, der Meister selbst), ein paar brillante Soli bzw. Konversationen (Bläser, teils unter Einbeziehung des Pianos, punktuell auch der Synthie). Mir fällt keine bessere Version ein. Sodann „Theme Of The Stargazers“, erneut mit bestechenden melodischen Erweiterungen, klasse Grooves spezieller Art und herausragenden Soli (u.a. Synth, Gitarre, die eh bei mehreren der 12 Nummern eine größere Rolle spielt), kurze fantastische „verwirbelte“ Mehrschichtigkeit. „Saturn Rings“ verfügt über einen unaufhaltsamen Swing-Groove, super Bläser-Motive, ebensolche Call-Response-Stimmen (die erstaunlicherweise insgesamt bei weit mehr als der Hälfte der Musik zum Einsatz kommen, und zwar in bestmöglicher Form), ein effektvoll riffendes Bariton-Sax (gleichfalls mehrfach vertreten), Space-Synthies, einfach perfekt kombinierende Bläser. Und noch ein Klassiker, Discipline 27-II, in epischer Länge (22 Minuten, keine zu viel): Eine herrliche zentrale Melodie (eine seiner schönsten), von der Bläser-Phalanx lange andauernd prachtvoll präsentiert mit wechselnd überlappenden Solo- und Kollektiv- Stimmen, später stärker variiert, wunderbare Kommunikation einzelner Bläser, Soli (nicht so viele trotz der Länge) zwischen (nur punktueller/kurzzeitiger) Freiheit und Schönheit, zwischendurch heruntergedimmt, fabelhaftes (kurzes) Synth-Solo auch hier, repetitve Kurz- Motive resp. Riffs der Bläser, 3 Vokal-Phasen, gemäßigter Swing, becircend klangfarbenreich. Soweit die Höhepunkte, außerdem gibt´s 3 knappe (E-/Synth-) Piano-Features (von denen mir 2 eher überflüssig erscheinen), ein paar Mal besagte Afro-Polyrhythmik als (1st class-) Basis (einmal inklusive Latin-Bezug), sehr schöne Bläsersätze, 50er-Jahre- und noch ältere Einflüsse, die auf seine typische Art modifiziert, erweitert oder auch verfremdet werden (massiv swingend), eine recht traditionell gehaltene Vokal-Ballade. Der Sound übrigens ist voll okay, ja keine Selbstverständlichkeit bei Sun Ra. Große, fette Empfehlung! |
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Nathaniel Rateliff - South Of Here |
CD und LP
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24er. Zum wiederholten Male ein ganz exquisites Album von ihm.
Ungeheuer emotional, gesanglich packend, gehaltvolle Songs von bestechender Tiefe. Kein Wunder, dass beispielsweise Robert Plant ein ganz großer Fan von ihm ist. Der seit einiger Zeit bei ihm obligatorische R´n´B-Einfluss (traditioneller Art) ist diesmal nicht ganz so prägend, mal nur unterschwellig spürbar, mal deutlich, mal sehr gering gehalten. Im Einzelnen: Enorm kraftvoller Roots-Rock mit dominierender und ziemlich großartiger auffälliger E-Gitarre, die teilweise mit der Gesangsmelodie korreliert. Songwriter-Rock von unerwarteter Schärfe und Dringlichkeit (wahlweise massivem Drive), der in einem Fall erneut durch superbe, tief schneidende Gitarren glänzt, aber zwischendurch auch kurze vom Piano bestimmte ruhige Phasen aufweist. Ein viel ruhigerer Song (dennoch dezent rockig), doch emotional in den Refrains grandios überwältigend, schließlich in hymnische Höhen emporsteigend – groß! Zeitloser R´n´B mit Bläsern, die im Folgenden oft auftauchen, zum Beispiel in einem stark Roots-geerdeten Stück, das, wenigstens ein kleines bisschen, an Springsteen erinnert, oder in einer Melange aus Rock und R´n´B, die in der Machart sich nicht so sehr von den Stones unterscheidet. 2x 70s-artiger Edel-Songwriter-Pop mit vielfältigem Roots-Input, teilakustisch, 1x irgendwie eine Spur wie The Band mit (noch) mehr Bandbreite. Schließlich süffige umfassende Americana, ob ein Hauch wehmütig (und wunderschön!) oder als Ballade intim und verführerisch einfühlsam (in der 2. Hälfte begeistert noch einmal diese tolle E-Gitarre). Brad Cook produzierte übrigens, klasse Job. Sehr zu empfehlen! |
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Madeleine Peyroux - Let's Walk |
CD und LP
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24er, nach langer Pause. Komplett gemeinsam mit Jon Herrington
geschrieben (mit dem sie lange schon zusammenarbeitet, und der ansonsten ebenso lange als Gitarrist für Steely Dan und deren Soloprojekte tätig ist). Ihr „tiefgründigstes und gehaltvollstes“ Album, wird im Info behauptet – okay, kann ich nicht beurteilen, ich hab nach den ersten (sehr schönen) Alben ihren Werdegang nicht mehr verfolgt, aber grundsätzlich treffen diese Attribute, das Songmaterial ist exzellent, ihre Stimme mag ich genauso wie damals (und erinnert immer noch bisweilen etwas an Billie Holiday, selbst ein, zwei Stücke gehen wenigstens ein kleines bisschen in diese Richtung). Die Bandbreite der Musik scheint mir eher noch zugenommen zu haben, teilweise verschwimmen die Einflüsse auch/verschmelzen miteinander. Das reicht von intimem balladeskem „Jazz-Folk“ mit ziemlich „alten“ Jazzelementen, noch älteren aus dem Blues- und Folk-Sektor (samt jazzigen und gospeligen Spuren, jedoch recht zeitlos und attraktiv arrangiert, in relaxtem aber „bestimmtem“ Ambiente), über handfestem R´n´B in sattem Groove (70s-Anklänge), je einmal auch Chanson-Tendenz (dezent schwingend) und relaxtes Tex Mex-Flair, in sich ruhendem Blues Marke 50er (allerdings stilistisch erweitert), einer offen rootsigen fast kontemplativen Songwriter-Pop-Ballade, Folk-Pop in großer Ruhe und Gelassenheit (in sanftem Fluss, inklusive geringem Jazz-Input), bis zu angejazztem Blues (nochmal 50s) in „natürlich“ groovender eher gemütlicher Gangart und Karibik/Ska-Anleihen (spoken words, angeblich von Linton Kwesi Johnson inspiriert, und ein Jazz-angehauchtes Marimba-Feature). Die edle Begleitung besteht meist aus elektrischen (großteils gering verstärkten, filigranen) E- und/oder akustischen Gitarren, Orgel, teils zudem E-Piano, Akkordeon, Piano und Steel-Gitarre. Vor allem, aber, wie gesagt, verfügt das Album über reichlich richtig gute Songs! |
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King Hannah - Big Swimmer |
CD und LP
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24er der zuletzt so famosen Liverpooler, die sich diesmal auch
textlich US-beeinflusst zeigen, stilistisch jedoch etwas eingegrenzter: Die gelegentlichen Elemente aus Trip Hop, (Southern) Gothic, Dream Pop, Shoegazer fehlen weitgehend, ebenso wie jegliche Tasteninstrumente, auch die Vorliebe für massiv atmosphärisch ausgerichtete Songs wurde verringert. Dafür tauchen mehrfach (aber punktuell) Stoner-artige (Fuzz-) Momente in einigen Songs auf (oder „Proto-Stoner“ ohne richtige Härte, gekoppelt mit einem kleinen Abstecher zum Noise-Post Punk, bzw. Kyuss ohne Heaviness), auch Crazy Horse sind mal nicht so weit weg. Und sie sorgen gerne für Kontraste: Gitarren-Rock pendelt zwischen ziemlich sanft/intim und verzerrten kurzen Ausbrüchen (als Bonbon ein ganz feines dezent psychedelisches Guitar- Solo), eine großteils filigrane Indie-Ballade von erheblicher Schönheit wird spät dann doch wieder verzerrt (immer noch balladesk) samt langem exquisitem Solo (nicht so viel anders als das eben angesprochene), besagte Stoner-Einschüsse in ansonsten ruhigem Ambiente, angerauhter Indie Pop wird von Harmony Vocals versüßt, die auch in den anschließenden zwei rohen lauten Passagen fortgeführt werden, ein ganz zarter leiser akustischer Folksong mutiert zu entzückendem lyrischem/relaxtem zum Teil wunderbar singendem Songwriter- Rock… Und einer der längeren Stücke beginnt relativ dunkel und nackt und ein wenig unheimlich, wird dann, unter gewisser Spannung, repetitiv mit ausbrechender Desert Rock- Erlösung, vielleicht später Dream Syndicate verwandt (aber entfernt). Ein weiterer Turnaround gegen Ende: Zunächst eine sehr langsame reduzierte (elektrische) Ballade mit ansatzweise Americana-Flair (und geringen Red House Painters-Parallelen), um im programmatischen „John Prine On The Radio“ endgültig dort (in Americana-Gefilden) anzukommen (nun aber partiell akustisch, und bestechend schön!). |
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Kenny Barron - Beyond This Place |
CD und LP
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24er. Den hatte ich nun wirklich gar nicht mehr auf der Liste,
wenn´s um herausragende neue Jazz-Alben geht. Und innovative Ideen liefert der Piano-Veteran (hier großteils im Quintet spielend) natürlich auch nicht. Aber großartige Interpretationen, sowohl von alten Standards (The Nearness Of You von Hoagy Carmichael: Eine vollkommen klassische Ballade, die wie aus den 40ern oder 50ern entsprungen klingt, sowas von gefühlsstark, edel und brillant umgesetzt… melodisch exquisit, das Sax ganz große Klasse; Softly As In A Morning Sunrise: Die so oft gecoverte uralte Nummer von 1928, als originelle eigenständige Piano-Tour de force zwischen diversen Stühlen im Duo mit den Drums, gestochen, präzise, konzentriert; We See von Thelonious Monk, ein weiteres Duo, diesmal Piano/Bass, ein bisschen „runder“ und zugleich verspielter als das Original, super); als auch von eigenen älteren Stücken (mehrere seiner besten Kompositionen, aus den 70ern und 80ern, melodisch first class und gehaltvoll; z.B. Scratch: Extrem rasant, ungeheuer agil, elastisch und beweglich, Überraschungen, rhythmische Finessen ohne Ende, komplex und einfallsreich, unter Spannung, glänzende Soli u.a. vom Vibrafon, das in den meisten Stücken präsent ist, v.a. aber wiederum vom Sax – unglaublich frisch wirkender Be/Post/Free Bop mit freigeistigen Momenten, große Kunst; oder Innocence, ganz behutsam upgedateter zeitloser relativ bedächtiger feiner bis vorzüglicher Bop mit lebhaften Spitzen). Die übrigen Stücke (alles Originale, durchweg gut, aber nicht weltbewegend) lassen sich im eher stark traditionsverhaftetem (Hard) Bop- Bereich verorten, ob als nuancierte Ballade, relaxt oder angestochen; wobei dann doch ein Track noch einmal herausragt, Sunset von seiner 73er Solo-Debut-LP, thematisch bestechend, mit gewisser Sogwirkung und einem weiteren tollen Sax-Feature. Letzteres wird übrigens bedient von Immanuel Wilkins (dessen letzte eigene LP ja auch schon ziemlich grandios ausfiel), der einen großen Teil zur hohen Qualität dieses Albums beiträgt! Wie auch Spitzendrummer Jonathan Blake. 2 Bonustracks sind auf die limitierte Vinyl-Ausgabe beschränkt: Lebendiger variabler Hard Bop mit Lyrizismen, und ein Bass-Piano-Duo, nachdenklich bis manchmal beinahe meditativ (ein weiteres altes Cover). Ich hätte ein so exquisites Werk von ihm nicht mehr erwartet, sehr zu empfehlen! |
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Sun Ra - Excelsior Mill |
CD und LP
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24er Release, die Aufnahme stammt, nehme ich an, von 1984. Und ist
mir komplett unbekannt, ich weiß nicht, ob in irgendeiner Form schon mal veröffentlicht, eher nicht. Auf Modern Harmonic, auf dem Label sind schon einige tolle Alben vom Meister erschienen. Er spielt hier eine große Pfeifen-Orgel (Kirchenorgel), und zwar großteils solo (sehr punktuell scheinen eine Pauke bzw. andere Percussions hinzuzukommen). Ganz gern verwendet er tiefste (durchdringende!) Register und mittlere bis hohe parallel (oder doppelt tiefe). Einflüsse von moderner Klassik tauchen mehrfach zwischendurch auf (natürlich sehr individuell gestaltet), Jazz in auch nur halbwegs herkömmlicher Form ist dies auf jeden Fall nicht, auch kein Free Jazz. Avantgarde, okay, aber eminent eigen. Extremst große immer wieder enorm beeindruckende Klangpalette! Assoziationen: Majestätisch. Schroff, roh. Anrührend, fast lieblich (kurzzeitig). Grell. Tumultös. Space. Erhaben. Zerhackt. Dramatik. Rhythmisch nie stringent, eher „stop and go“, bzw. beständig wechselnd. Spooky… Ich kenne vielleicht 200 Alben von ihm, so eines ist mir noch nicht untergekommen, jedenfalls nicht in seiner Gesamtheit (bestimmte ähnliche Passagen schon). Zwei Stücke sind angegeben, namens Beyond Hiroshima und Excelsior, das Info konstatiert „CD contains the entire uncut show“, die 42 Minuten passen jedoch auch auf eine LP – so ganz werde ich daraus nicht schlau, vermute aber, dass beim Vinyl ca. 4 Minuten fehlen. Die Tapes (Mastertapes) sollen aus den Original-Archiven von Sun Ra stammen, klanglich war wohl nicht mehr möglich, jedenfalls ist der Sound nicht gerade optimal, aber hörbar (manchmal etwas verzerrt, zudem ein gewisser Rauschpegel). Sehr, sehr außergewöhnlich, selbst für seine Verhältnisse! |
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John Cale - POPtical Illusion |
CD und LP
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24er. Vor dem letzten Werk lag eine lange Pause, jetzt folgen
gleich 2 kurz nacheinander. Zwar nicht verschwunden, aber vermindert ist die Experimentierfreude vom Vorgänger („Mercy“), geblieben die massive Vorliebe für Synthies und überhaupt Tasten aller Art. Gewagt und sehr ungewöhnlich sind vor allem 2 Tracks; der eine beginnt als entspannter Pop mit angenehmen Harmony Vocals, ehe daraus urplötzlich harmonisch abgedrehte Avantgardismen (noch dazu rhythmisch vertrackte) entstehen, um anschließend, nach einer kurzen beides verbindenden Übergangsphase, zum Ursprungszustand zurückzukehren. Der andere entwickelt in allen Farben und Formen schillernde Tastenklänge, atmosphärisch, bedrohlich, dunkel, rhythmisch ankernd, repetitiv, sphärisch-spacy, verstörend, die behutsamen Beats formen sich irgendwann zu Grooves, der Gesang wechselt von poppig zu stark verfremdet, zum Schluss wird´s fast kakophonisch. Ansonsten: Edel-(Songwriter-)-Pop gebettet in ruhigen Groove, teils mehrstimmig, mit ein paar tollen kurzen gegen den Strich gebürsteten Spitzen in der Tasten-dominierten Begleitung, anderswo ist der Groove offensiver und eindeutiger (das Piano hämmert, der Gesang kommt melodisch sehr attraktiv bis eingängig, die Stimmung harmonisch) oder er bewegt sich irgendwo dazwischen, wobei die Instrumentierung eine Einheit mit den Vocals bildet (und ein Hauch Wehmut aufkommt) oder ein abermals (moderat/dezent) hämmerndes Piano erneut grundiert. Gelegentlich verzichtet Cale auf eine Rhythm Section (respektive Drum-Machines), in einem Fall wird dabei dennoch ein rhythmisches Bett geschaffen, über dem die hier besonders eindringlich- markante Stimme ihre absolut faszinierenden Bahnen zieht. (Noch) stärker elektronisch angelegte Nummern arbeiten mit manipuliertem Gesang (und besonders einfallsreichen und mehrschichtigen Synthies) oder kontrastieren atmosphärisch betonte Keyboards mit (selten) eingestreuten punktuellen harschen Gitarren. Ein monotoner Rocker setzt Letzteres nicht nur fort, sondern lässt sie, messerscharf und roh, dominieren. Weitere Songs betonen analog den oben beschriebenen Stücken ebenfalls den (zeitgenössisch konnotierten) Groove-Aspekt, um ihn explizit dem (im Verhältnis zu der jeweiligen Begleitung erheblich ruhiger wirkenden teils eminent melodiösen) Gesang gegenüberzustellen. Die 13 Tracks pendeln großteils um die 5 Minuten, oft wäre es in einem Blindtest schwierig, die Zeit ihrer Aufnahme zu bestimmen. Und die Qualität all dessen ist, wie beim Vorgänger, ausgesprochen hoch! |
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Kamasi Washington - Fearless Movement |
CD und LP
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24er, sein drittes „richtiges“ Werk, für seine Verhältnisse
schlappe 86 Minuten lang. Viele Gäste, u.a. Thundercat, George Clinton, Andre 3000, Gesangs-As Dwight Trible, Carlos Nino. Heißt auch, es gibt in 2 Stücken (von 12) Hip Hop-Infusionen/Raps (in einem gleichberechtigt mit Jazz-, Funk- und Soul-Input, im anderen, extrem rhythmisch, mächtig agil und eindringlich, im Verein mit zeitgenössischem Groove-Jazz und etwas Gospel-beeinflussten Vocals, nicht ohne Anleihen in den 60ern wie den 70ern; „Post-Jazz-Rock“?). Was besagte Vocals betrifft: Die tauchen öfters auf, teils vervielfältigt zu kleinen Chören, auch mal leicht soulig, oder inklusive dezenten Assoziationen in Richtung von z.B. Donald Byrds A New Perspective; Patrice Quinn singt vor allem (ausgezeichnet), die ja schon auf den anderen Kamasi-Alben dabei war. Klar passt das alles zum genreübergreifenden aktuellen (Jazz-) Markt, anbiedernd ist es nicht. Die verwendeten und partiell aktualisierten schon angesprochenen Traditionen beziehen sich auch woanders ganz gern auf die 60er wie die 70er, verschmelzen mit späteren Elementen zu einem organischen Ganzen, Melodik wie Rhythmik sind enorm reich, die Dichte und Intensität der Musik wird in regelmäßigen Abständen sehr hoch, besonders in den sich zu emotionalen Feuerwerken steigernden Bläser-Soli (gerade von Kamasis Tenorsax, häufig!). Apropos Dichte: Dabei spielt u.a. der Einsatz mehrerer Drummer/Perkussionisten eine Rolle. Und natürlich die 3-köpfige Bläserphalanx (zwischendurch kurz 4-köpfig). Zwar entwickelt sich phasenweise eine gewisse Opulenz, aber nicht in dem Maße wie bei „The Epic“, der Überwältigungseffekt bleibt aus. Dafür klingt so manches hier regelrecht erhaben, und/oder spirituell! Stilistisch ist einiges dabei, abgesehen von den schon erwähnten Elementen gibt´s u.a. (und wenn es nur punktuell ist) tanzenden Afro-Jazz, „Modern Jazz“ im (groovenden) Fluss, ganz wenige freie Sprengsel, mehrfach klare Coltrane-Anklänge (so ungefähr 1964 am liebsten), Fusion- Tendenzen und mittlere 70er (z.B. in Synthie-Soli), aber auch kurz die 80s jeweils mehr oder weniger upgedated, zwischendurch (nicht oft) sowohl lebhafte bewegliche zeitlose (sehr dezent soulige) als auch lyrische Balladen respektive ein zeitweise fast schwebendes bis meditatives Stück mit rhythmischen Komponenten (die irgendwann die Oberhand gewinnen), eine Art schneller elastischer Post Bop, leicht spacige (dabei elegante) Momente plus federleichtes Fließen voller Schönheit, 1x ein Hauch Latin, 2x sogar Rock-Einflüsse in der Rhythmik (in einem Fall in Kombination mit R´n´B; und im nicht nur für mich herausragendstem Track, „Prologue“, bei dem sich enormer Drive, poetische Klänge, ein glänzendes Stakkato-Solo der Trompete, ein genauso großartiges vom Tenorsax paaren). Und halt immer wieder Grooves verschiedener Art, teils gekoppelt mit ausgesprochen melodiösen Parts. Nichts für Jazz-Puristen, aber ein weiteres absolut exquisites Album von ihm, mit einigen tollen hymnischen Phasen, klare Empfehlung! |
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Andrew Bird Trio -Sunday Morning Put-On |
CD und LP
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24er. Trio mit Gästen (darunter Larry Goldings, Jeff Parker).
Stilistische sehr ungewohnt für ihn, aber genau solche Musik hat ihn nach eigenen Worten früh massiv beeinflusst. Nämlich (Vokal-) Jazz der 30er bis 50er! Und so interpretiert er hier reihenweise Klassiker der Zeit, von Musicals, Cole Porter, Duke Ellington, Rodgers & Hart etc., Great American Songbook. Mit einer kleinen Prise Uralt-Pop versehen, hier und da. Aber der Klang ist doch ein anderer. Live aufgenommen im Studio, klasse Sound, sehr luftig, optimaler dezenter Hall. Relativ bis stark reduziert arrangiert. Im Vordergrund sein Gesang und die Geige, Letztere agiert in höchstem Maße brillant, unglaublich feinziseliert, nuancenreich und variabel, voller Ideen, virtuos auf musikdienlichste Art, oft extrem filigran, aber auch mal etwas roh wirkend; wie er selbst und das Info richtig anmerken, macht das manchmal gar den Eindruck, als wäre die Geige an Bläser angelehnt. In vielen Punkten ähnliches lässt sich über seine Stimme sagen, absolut erstklassig, sehr sehr ausdrucksvoll! Die Drums begleiten mit gewisser Vorliebe ebenso feinfühlig, gelegentlich fast gestreichelt, dazu gesellt sich hier und da Parkers strikt im Jazz der 50er wurzelnde Gitarre, mehrfach sehr schön und effektvoll ein Vibrafon, wenig Piano. Anzumerken bleibt, dass die Geige immer wieder auch gezupft wird, kurze Soli auch in dieser Form beiträgt, und überhaupt oft superb soliert. Die Stücke sind teils in ihrer Anlage improvisationsgetrieben, vor allem die ruhigen Songs atmen eher „klassischen“ Jazz- Balladen-Geist der 40er (frühen 50er), nicht alles (aber so einiges) swingt traditionell, die Spannbreite reicht bis zu wenigstens ansatzweisen Proto-Bop-Anleihen (selten). Ein Album voller Gefühl und instrumentaler Klasse, ohne je laut zu werden, manches klingt richtig faszinierend, bei einem Track dachte ich kurz an Mose Allison, ein anderer (Caravan) arbeitet mit stärkeren Kontrasten und kurzen emotionalen Ausbrüchen. Zum Schluss bricht er in der einzigen (improvisierten) Eigenkomposition (ein Instrumental) aus dem Raster aus (schon durch die Länge, satte 9 Minuten), wirkt „heutig“, es entwickelt sich ein organischer wunderbarer Fluss, in flexibel-federnder Rhythmik – eigentlich ein einziges langes Geigensolo mit Begleitung. |
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Mdou Moctar - Funeral for Justice |
CD und LP
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24er. Die Musik dieser Gruppe aus dem Niger ist ja nur bedingt
vergleichbar mit Tinariwen oder Tamikrest, selbst die rockigen Alben von Bombino nehmen sich demgegenüber fast zahm aus. Zurzeit jedenfalls sind sie für mich die beste Tuareg-Band überhaupt. Die Kernelemente des typischen Tuareg-(„Desert Blues“-) Sounds sind nach wie vor vorhanden, die Melodik/Harmonik zum Beispiel, wenn auch gern modifiziert oder abgeschwächt, siehe die Verwendung des Call-Response-Prinzips im Gesang oder die Art der Rhythmik. War ihre Auslegung bislang massiv rockiger Natur, ist sie nun in 1,2 Fällen schon beinahe punkig zu nennen, der Drive ist immer wieder enorm, die Dichte, Schärfe, Härte und Intensität, die Power ebenso – das war zwar beim großartigen „Afrique Victime“-Album schon zu hören, aber sie treiben es jetzt noch mehr auf die Spitze, gewisse Verfeinerungen des Vorgängers (Psychedelic-Elemente, Hall, poetische Momente…) werden stark verringert (ohne gänzlich zu verschwinden). Allein das unglaublich furiose, brennende Gitarrenspiel samt Feedbacks und Distortion ist sensationell (mittlerweile konnte man schon die Klassifizierung „bester Rockgitarrist der Welt“ oder den Begriff „Gitarrengott“ lesen). Im Titeltrack drehen sie auf Höchstgeschwindigkeit, überschlagen sich beinahe (in toller Rhythmik!), anderswo gibt es wilde Schredderorgien der Gitarre (in nicht mehr ganz so schneller Gangart), zwei Stücke weiter wird das Geschredder von massivem Tremolo ersetzt, mehr rhythmische Akzentuierungen verwendet, auch Breaks (mit gleichzeitig hymnischen Phasen obendrauf). Das alles korreliert perfekt mit diversen Texten, politischer und „expliziter“ denn je, wütend, partiell knallhart, gelegentlich macht es den Eindruck, als ob Moctar seine Wut auf seine Gitarre überträgt. Steigerungen in diese Richtung sind musikalisch eigentlich nicht mehr vorstellbar. Es gibt aber Ausnahmen, bzw. Relativierungen: Zweimal dann doch wieder Psychedelic-Einfluß (nach eher „klassischem“ Start a la Tamikrest inklusive klasse Effektgitarren, dann aber doch wieder beschleunigt; oder in Kombination mit kurzzeitig ausgesprochen wilden Momenten sowie überraschendem Rhythmuswechsel mittendrin); zwei Tracks setzen (zusätzlich zu den elektrischen) Akustikgitarren ein, in nur gemäßigt schneller Gangart, verzichten gar kurz auf die Drums (von Percussion ersetzt), melodisch jeweils ausgesprochen schön gestaltet, teils mit bestechendem Trance-Charakter, mehr Call- Response-Vocals; oder inklusive reizvoller Rhythmusverschiebungen mit ergänzender rollender Percussion, ebenfalls Trance-artig im Ergebnis. Alles in allem: Ein fantastisches Werk, große dicke Empfehlung! |
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Brian
Eno / Holger Czukay / J. Peter Schwalm - Sushi. Roti. Reibekuchen
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CD und LP
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24er. Ein singulärer unveröffentlichter Live-Auftritt von 1998,
wobei sich zu den 3 Musikern noch 2 Mitglieder von Schwalms Band Slopp Shop gesellen. Mehr oder weniger handelt es sich um improvisierte Jams, komplett außerhalb jeglicher Rock-Strukturen, resultierend in 5 ausgedehnten Stücken zwischen 7 und 17 Minuten, das hier sind die rausgepickten Highlights eines 3-stündigen Konzerts. Resultierend z.B. in einer Art Kombination von Avantgarde- Elektronik, Samples, hypnotischen Understatement-Grooves, geringen Spuren von Can, in einem Fall kommen in meinen Ohren noch ein Hauch frühe „Kosmische Kuriere“ in Schräglage hinzu, im anderen muten die Electronics kurzzeitig beinahe wie Didgeridoos an. Oder Electronic Cosmic Ambient mit „sanftem“ punktuellem Industrial-Bonus, in der 2. Hälfte entsteht ein sachter diffiziler Rhythmus, der sich langsam durchsetzt. Das längste Stück vereint nervöse schnelle Club-Beats (D´n´B, über lange Strecken, vielleicht ein Hauch beeinflusst von Ethno-Rhythmik??), dunkle sphärische bis dräuende Electronics bzw. frühe deutsche Avant-Elektronik, Space, Samples und Dub-Spuren. Schließlich pure Elektronik- Avantgarde ohne Fixpunkte, die sich erst relativ spät durch die einsetzende Rhythmik ergeben, wie üblich weiterer Input in Form von typischen Czukay-Radio-Samples, das Ganze durchsetzt von Space-Electronics. Auf Grönland, also kein Semi-Bootleg! |
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Jesus & Mary Chain - Glasgow Eyes |
CD und LP
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24er, erst ihre 2. Studio-LP nach der Quasi-Reunion 2007. 80s-Post
Punk-Ahnungen verbinden sich mit zeitlos-zeitgenössischem Indie Pop und ziemlich faszinierenden dunklen atmosphärischen Klängen. 80s Electro und punktuelle sägende Gitarren (-Smashes), relativ eingängig ummantelt. 60s-Reminiszenzen, ohne auf den damaligen Sound zurückzugreifen, Pop-Elemente inklusive. Eher minimalistischer Post Wave, pochend und sehr geradlinig. Partielle Rückreisen zu ihren Anfängen, zum Beispiel recht düster oder schön zähflüssig, anderswo im Background schillernd und leicht psychedelisch, auf jeden Fall bestechend hypnotisch. Speedy Post Punk + etwas Noise, Spuren von Suicide und Stooges, Electro + Space. Mehr Psychedelic-Spritzer, melodisch und wirkungsvoll aufbereitet. Glitzernde Synth- Einlagen + fette distorted/fuzzy Gitarren im Indie Rock-Kontext mit Pop-Untertönen. Motorische Kraut-Anleihen im Pop-artigen Gewand. Kinks-Einfluss (?) trifft Indie Pop und Groove. Und zwischendurch Velvet Underground. Der Synth-Einsatz ist übrigens einigermaßen obligatorisch. |
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Bevis Frond - Focus On Nature |
CD und LP
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24er. Wie schon beim tollen Vorgänger (Little Eden) wieder sehr
viele Stücke (diesmal 19, in 75 Minuten), und wieder bringen es davon nur 3 auf mehr als 5 Minuten (maximal 8) – für ihre Verhältnisse erneut sehr songorientiert, über weite Strecken. Mit gegenüber den alten Platten deutlich verringertem Psyche-Faktor. Dafür eine gelungene sehr bunte Mischung: Diverse deutlich an 70s-Rock angelehnte Stücke in recht handfest und bodenständig, je 1x geringe Psychedelic-Spuren bzw. etwas stärkere Prog-Anleihen, in einem Fall zeitweise leicht elegisch. Ebenfalls mehrere teil- (oder gar pur) akustische Nummern, ob ganz ruhig (eine Art Indie-Folk-Song), im Folk-Rock-Terrain unterschiedlicher Couleur, oder eher Folk Pop respektive Akustik-Rock. Ein treibender intensiver wie kompakter Guitar-Rocker mit besonders tollem Riff, aber auch rasantem ausgiebigem Solo. Hoch melodiöser Pop Rock mit 60s-Elementen. Etwas Wipers-Touch in kurz und bündig und voller Drive. Die entspannten Who in der 1. Hälfte der 70er. Dezente Tom Petty-Parallelen (2x). Purer Neo-60s-Garage Punk. Ambitionierter melodischer Rock wie frisch aus dem England von 1970 importiert. Frühe REM streifend samt sehr feinem psychedelischem Guitar-Feature, das angenehmst an 8 Miles High erinnert. Eine Tendenz zu frühem Pop Punk. Oder ein Hauch Wilco (mittlere bis spätere Phase). Gefällt mir insgesamt wieder sehr, gerade auch die vielen konzentrierten/kurzen verschiedenartigen Gitarren-Soli. |
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Sam Lee - Songdreaming |
CD und LP
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24er. Die regulären drei bisherigen Alben des Londoner
Singer-Songwriters landeten allesamt in meinen Jahres-Charts, und das wird bei Album Nummer 4 nicht anders sein. Seine Wurzeln kommen aus dem britischen Folk, aber es gibt nur ganz wenige, die damit so einfallsreich, so innovativ, so originär umgehen, mit mittlerweile sofort wiedererkennbarem und in jedem Fall fabelhaftem Ergebnis. Die Musik atmet komplett freien Geist, insofern vielleicht mit den ähnlich famosen The Gloaming vergleichbar, oder mit gewissen Platten von Alasdair Roberts, was das „offene“ Harmonieverständnis betrifft, vielleicht mit Richard Thompson, aber er klingt ganz anders, eben völlig eigen. Bill Callahan mit allerdings (auch stilistisch) total anderen Vorzeichen fällt mir noch ein. Er besitzt eine (ebenfalls sehr eigene) ungemein angenehme und berührende Stimme, die Instrumente (im Wesentlichen Piano, Geige bzw. eine kleine Streichergruppe, akustische und E-Gitarre, teils Holzbläser, sporadisch Dulcimer, Qanun, Nyckelharpa, Flöte, mehrfach ein Chor) verschwimmen phasenweise, fließen ineinander, oft ziemlich süffig und edel arrangiert, die Rhythm Section agiert bestechend feinfühlig und differenziert. Wobei die E-Gitarre schon mal ansatzweise einen Drone-artigen Charakter annimmt, kurzzeitig. Zu den Folkeinflüssen kommt so etwas wie eine Prise Songwriter-Pop, der Gestus/die Herangehensweise/der Spirit beinhalten irgendwie Spuren (nicht mehr und auch nur manchmal) vom Jazz (aber nichts klingt auch nur ansatzweise wirklich jazzig, mit einer Ausnahme). Bei den meisten Stücken entwickelt sich aus oft leisen/zarten Anfängen ganz allmählich eine gewisse Steigerung, mal mehr, mal weniger ausgeprägt, vor allem Dichte und Intensität nehmen zu, gelegentlich massiv (um gegen Ende oder zwischendurch oftmals wieder abzuklingen). Eine weitere auffällige streckenweise fast verblüffende und absolut reizvolle Besonderheit: Der Kontrast zwischen dem relativ ruhigen, poetischen, teils leicht melancholischen und vor allem gedehnten bis „verlangsamten“ Gesang und der agileren Instrumentierung, gerade auch, was die Tempi betrifft (die zu allem Überfluss selbst zwischen den einzelnen Instrumenten partiell kontrastieren) – und alles wirkt dennoch völlig organisch! Noch ein paar Anmerkungen zu den einzelnen Stücken: Frei(geistig) fließend mit dezent rockigem Flair. Stärker traditionell ausgerichteter ruhiger spektakulär schöner Folk, aber auch mit effektvoll verzerrten Gitarren. Tolle Rhythmik und enorm vielschichtig, hypnotisierend und packend. Ein bisschen elegisch. Durchweg sachte- balladesk. Zeitlupenhaft anfangs, dann unglaublich erhaben, unglaublich faszinierend, und tatsächlich punktuell/kurzzeitig etwas jazzig (die angesprochene Ausnahme). Ein weiterer mehr traditionell ausgerichteter Folk-Song (mächtig langsam). Eine reduziert arrangierte anrührende klassische Folk-Ballade… Es gibt übrigens keine richtig kurzen Tracks, die Musik lässt sich Zeit zur Entfaltung. Und ein explizites durchgehendes Thema hat sie auch, die Natur bzw. Naturverbundenheit. Ein ganz großartiges Werk, für mich ein absolutes Muß. |
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Adrienne Lenker - Bright Future |
CD und LP
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24er. Die Sängerin (und Kopf) von Big Thief mit einer exquisiten
Solo-LP (ihrer besten bislang). Die Umstände der Aufnahmen sind offensichtlich, deutlich zu hören: Live im analogen Studio mit geringstmöglichem Equipment und Aufwand, in einem Take eingespielt, spontan, direkt und ehrlich, teilweise (auch mal stark) angerauht, komplett ohne Rhythm Section. Nach „Bright Future“ hört sich das Album weniger an, eine sachte Form von Melancholie durchzieht so einige Stücke. Meist sparsam, aber unterschiedlich instrumentiert, Akustik-Gitarre, Geige und Piano werden eingesetzt (nur hier und da sind alle gemeinsam zu hören), zwischendurch zudem Bass oder Banjo, 2x taucht eine geringfügig elektrifizierte Gitarre auf. Und mehrfach sehr schöne relativ lose Harmony Vocals. Ein paar Tracks funktionieren maximal reduziert, als Songwriter Folk einzig auf Piano-Begleitung beruhend (tropfend, nackt und tief berührend), nur mit Gitarre in sanft und völlig schlicht oder bedächtig und irgendwie Americana-typisch. Ansonsten: Etwas beschwingter; wobei sich zum Folk eine dezent country-eske Note gesellt (mehrfach, in einem Fall auch in ruhiger Gangart), oder, ohne Country-Einfluss, die oben angesprochene E-Gitarre trocken und enorm raffiniert und agil dominiert, in einer so bislang selten gehörten fast originären Form! Noch lebhafter/extrovertierter klingt eine alte beliebte Big Thief-Nummer (Vampire Empire), eckig, kantig und roh gespielt, in ebensolcher Rhythmik, das Zusammenspielt von Geige, Piano und Akustikgitarre frappierend. Zarte beinahe andächtige sowie relaxt fließende und sanfte völlig schlichte Folk-Songs ergänzen eher konventionell, aber sehr schön, ein Stück atmet sehnsüchtigen Geist, und den Höhepunkt (für mich jedenfalls) bildet der letzte Track: Außerordentlich intensiv mit einfachsten Mitteln, ganz leicht effektverstärkt, mit faszinierender Sogwirkung. Superber Gesang ohne jeden Schnörkel und eine klare Empfehlung! |
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Julia Holter - Something In The Room She Moves |
CD und LP (ab 22.3.24)
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24er. Endlich ein neues Werk von ihr. Das letzte (Aviary) gehörte
2018 zu meinen absoluten Lieblingsalben. Schwer begeistert bin ich auch hiervon, aber der Charakter ist ein anderer. Es beginnt mit einer gewagten und partiell verblüffenden Kombination aus betörendem verhalltem Gesang und atmosphärisch begeisternden Sounds jenseits aller üblichen Zuschreibungen; kurze Groove-Ansätze treffen auf kompliziertere Rhythmik und eher schwebende Phasen, etwas Ethno-mäßige kurzzeitig auch atonale Flöten (die in diesem Kontext gewissermaßen eine erdende Funktion erfüllen), licht-leichte Keyboardschwaden (Lap Steel?), zeitweise kommt die Musik fast zum Stillstand/geht in Zeitlupen-Zustände über (ein bisschen halluzinogen gar). Passt nicht zusammen? Doch, schlussendlich schon, und wie – packend! Viel Hall und eine tolle Atmosphäre begleiten auch viele andere Stücke. Wenn z.B. (2x) Jazzelemente in frei gestalteten Songwriter-Rahmen übertragen werden, balladesk bis slow motion bis behutsam vorangeschoben, zwischendurch teils absolute Ruhephasen, alles vor allem getragen/kongenial begleitet von (manchmal sehr agil) umherstreifender Trompete, schwerelosem E-Piano, Sax und Flöte. Und einem, auffällig hier und auch im Folgenden, fretless Bass. Es geht ganz bezaubernd weiter, zart und langsam, sinnlich gesungen, nur von E-Piano getupft ergänzt. Ein reines Vokalstück (mehrere Sängerinnen) atmet sowohl reine leise Schönheit als auch experimentelle Ideen, für Momente dachte ich an wagemutige/“progressive“ nordisch-indigene Musik (auch klasse). Es folgen u.a. zwei Art Pop-Nummern (ein vorbeischauender Freund meinte „Kate Bush“, naja), die eine unerbittlich vorwärtsstrebend/moderat repetitiv anmutend, mit Flöten-Akzenten und immens feinen variabel agierenden Orgel-(artigen?) Klängen veredelt (fast hypnotisch!), die andere elastisch und relativ dezent rhythmisiert, im Raum schwirren aparte Klänge zwischen Wohlklang und kurz fremdartig-reizvoll anmutend herum, eingefasst in einen ziemlich konventionellen melodiösen Songrahmen. Dazwischen steht ein rhythmusloses von Orgel grundiertes kontemplativ-meditatives wunderschönes Klanggemälde voll herrlicher verschiedenartiger Sounds (u.a. von Cello oder Geige, Flöte, Synthie, teils kaum identifizierbar). „Talking To The Whisper“ schließlich gehört für mich zu den Highlights (unter ausschließlich exquisiten Songs): Irgendwo im Spannungsfeld von Edel/Anspruchs-Pop, Jazz und kakophonischer Avantgarde, rhythmisch attraktiv unterlegt zunächst, frei und recht wild ausfransend, eine längere bestechende sanfte lyrische freigeistige Ruhephase folgt, ehe freies Spiel abschließt (was mich entfernt an die Avantgarde-Phasen der frühen Van Der Graaf Generator erinnert). Eine große Empfehlung natürlich! |
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Idles - Tangk |
CD und LP
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24er. Jedes Mal bin ich gespannt auf ihre Alben, jedes Mal gibt´s
die eine oder andere Überraschung. Gleich 3 Songs wirken erstaunlich „sanft“ und atmosphärisch stark, leicht unter Spannung stehend oder massiv verdunkelt und phasenweise moderat dröhnend (um in diesem Fall irgendwie versöhnlich auszuklingen); „Indie Dark Pop“? 2x ist aggressiver relativ düsterer treibend-pumpender Post Punk zu vernehmen, oder aber skelettierter mit starken Bezügen zu den frühen 80ern. Bedrohlicher Post Wave, bei dem der Hörer vergeblich auf einen Ausbruch wartet, mutet eher „heutig“ an. Ein Stück, das ansonsten radikal abgespeckten trockenen Sound zelebriert, fasziniert in den Refrains auf beinahe (verstörend) psychedelisch anmutende Weise, toll flirrend-verzerrt. 2 Tracks klingen für mich ein bisschen Gothic-artig, zugleich melodiös und werden für ihre Verhältnisse (zumindest partiell) einfühlsam gesungen; einer davon erinnert am Ende leicht an die frühen Wipers. Eine schroffe punkige riffbetonte Nummer ist nicht so weit weg von den ganz frühen Gang Of 4. Und irgendwo mittendrin dachte ich kurz an Radiohead. |
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The Dead South - Chains & Stakes |
CD und LP (ab 9.2.24)
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24er. Vierte (?) reguläre Studio-LP der Kanadier, die von Anfang
an glänzten, auch mit ihren „Zwischendurch-Projekten“. Natürlich, sie gehören zu den doch erstaunlich vielen (und definitiv besten) Bluegrass-Bands heutzutage, die dafür sorgen, dass diese Szene momentan stilistisch so weit aufgefächert wird wie wohl noch nie zuvor, und das auf ungemein hohem Level. Ihre Musik macht einfach enormen Spaß, und blieb von Anfang an nicht in ausgetretenen Pfaden stecken, erweitert das Spektrum stetig. Auch hier, beispielsweise: Ausgesprochen variationsreicher stark (v.a. rhythmisch) modifizierter respektive massiv (und klasse) akzentuierter Bluegrass mit wunderbarem emotionalem Gesang, leisem Southern Gothic-Feeling, viel Drive und mehrfach die Stimmung wechselnd. Eine modernisierte Appalachen-Ballade. Ein paar wenige großteils oder wenigstens halbwegs traditionsliebend gespielte Songs, trotz partiell genreuntypischer/unorthodoxer Harmonien. Frischer unkonventioneller Bluegrass mit unterschwellig aufblitzendem Balkan-Folk (?)-Einfluss, inklusive bluesiger Einleitung und melodisch außerordentlich reizvoll. Eine Art „Indie- Mountain Folk, ohne strikt auf alten Gepflogenheiten zu bestehen. 2-step-Bluegrass-Folk voller instrumentaler Feinheiten und Köstlichkeiten und Überraschungen zwischen Tempo und Poesie. 2x ein Mix aus Bluegrass- und Songwriter-Country-Elementen, einmal plus wiederum Southern-Gothic-Tupfern, rhythmisch ganz toll, ausdrucksstark, superber 2- stimmiger Gesang, scharf geschnitten, und fast schon eine ungewohnt rockige Ader phasenweise; und einmal balladesk. Zwischendurch gibt´s 3 sparsam gehaltene kurze Instrumentals, zarter filigraner Gitarren-Folk, dunkel-melancholisch mit auffälligem Feature ihres berühmten Cello-Basses, sowie unbestimmbarer Folk. Bei alledem sorgen auch die Arrangements für jede Menge Abwechslung, zwar geprägt von den Bluegrass-typischen Instrumenten (Gitarre, Bass, Mandoline, Banjo, Geige, sehr wenig Fiddle, keine Drums), jedoch immer wieder anders zusammengesetzt, selten sind alle beteiligt, mal 2 Gitarren (oder Mandolinen), dazu kommen regelmäßig exquisite Harmony Vocals. Dicke Empfehlung! |
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Mitch Ryder - The Roff Is On Fire |
2CD und 2LP (ab 26.1.24)
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24er. Den hatte ich nun wirklich gar nicht mehr auf dem Schirm.
Live 2019 und 2020 in Dresden, Berlin und Bonn mit seiner bestens eingespielten Tourband, Engerling. Überraschungen gibt es nicht, aber wozu auch. Die Stücke sind teils jahrzehntelang in seinem Programm, eigene und Covers (z.B. Ain´t Nobody White, Freezin´ In Hell, Tuff Enuff von den Fabulous Thunderbirds, Many Rivers To Cross, Subterranean Homesick Blues, Red Scar Eyes, Tough Kid), die Musik pendelt zwischen hartem relativ kantigem/rauhem gitarrenbetontem old-fashioned Rock mit signifikanter R´n´B/Blues-Grundierung, bodenständigem Classic Rock (beides vor allem in den vornehmlich frühen 70ern beheimatet) und einem längerem Balladen-Block (mal rockig und recht derb, meist eher gefühlsbetont mit manchmal kurzen Crescendi, gern gemäßigt rootsig, bluesig respektive etwas soulig, gelegentlich übernimmt dabei das Piano oder die Orgel die Führungsrolle – Tasten, auch E-Piano, sind zwar omnipräsent, sonst jedoch eher im Background gehalten). Sporadisch bewegt er sich fast schon in Hard Rock- respektive Blues-Rock-Nähe, die Gitarren bekommen genug Raum für (eher kurze, dafür meist mehrere) Soli in den meisten Tracks, inklusive Distortion, Wah-Wah- Parts. Überraschend taucht in 2 Stücken ein Sax auf, z.B. im 15-minütigen Roots-rockigem Soul Kitchen (of Doors-Fame), das die Intensität rauf und runter fährt. Und seine Stimme ist trotz des hohen Alters immer noch intakt, sehr rauh. |
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Ja, Panik - Don't Play With The Rich Kids |
CD und LP (ab 2.2.24)
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24er der Österreicher. Gleich ein richtig guter Start: Hymnischer
(Indie) Rock nicht ohne Pop- Elemente, vielschichtig in mehrfacher Hinsicht (was sich im Verlauf der Platte wiederholt, zumindest, was die instrumentale Seite betrifft, mitsamt einer beträchtlichen und effektiven Dichte in den Arrangements), in Teilen (aber nicht komplett) 90s-angelehnt. Danach höre ich u.a. 80s-Post Punk-Elemente unter Indie Pop-Einfluß, in einem Fall recht catchy (und klasse); Scharfe schneidende aggressive Gitarren gekoppelt mit Vocals, die (auch im Backing) eher Pop-affin klingen samt dezentem Bowie-Touch (der wird später noch einmal zitiert); einen ruhigen akustisch-elektrischen Song, der instrumental partiell ganz leicht experimentell und modern-psychedelisch ausfällt; ansatzweise elegischen später durch die Gitarre rohen bis relativ wüsten Rock; zeitlosen geradezu euphorischen melodischen Rock; Groove Rock mit Pop-Bezug, ein bisschen wie um 1990 herum; und schließlich einen lange Zeit ruhigen und sehr atmosphärischen 12-Minüter, der sich nach 5 Minuten zu einem frenetischen unerhört verdichteten intensiven Gitarren-Tour-de-force-Jam auswächst (toll!). Insgesamt wird die Gitarrenbetonung nicht selten durchbrochen, das bandtypische Durcheinander von Englisch und Deutsch beibehalten, zwischendurch ganz gern kurze (einmal auch durchgängig) recht leise (teil-) akustische Momente eingebaut. Im Pressetext ist übrigens zweimal von Blur die Rede, nicht ganz verkehrt… |
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Ancient Infinity Orchestra - River Of Light |
2CD
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23er. Schon wieder ein neuer Stern der in den letzten Jahren so
mächtig erblühenden englischen Jazz-Szene, diesmal aus Leeds. Innovativ wirkt bei dieser Debut-LP zwar gar nichts, aber die Musik ist herzerwärmend und von großer Schönheit, wozu ein beeindruckend umfangreiches Arsenal an Instrumenten beiträgt: Zwei Saxofone (gelegentlich auch Bass- Klarinette oder Sopran-Sax), eine Oboe, eine Flöte, die Rhythm Section natürlich und ein ordnendes Piano bilden das Grundgerüst, hinzu gesellen sich eher punktuell Cello und Geige, eine Harfe, ein Chor, das Zusammenspielt ist sehr sehr konzentriert! Und der Geist von Pharoah Sanders und John Coltrane unverkennbar. Allerdings nicht in allen Aspekten präsent, denn deren ekstatische/radikale Elemente und Ausbrüche werden fast gänzlich gemieden, die Musik klingt fast komplett eher ruhig, ohne auf freieres Spiel zu verzichten – in dann getragener rhythmusloser oft ergötzlich anmutender und bestechend melodischer Form. Viele tief spirituell gefärbte Stücke (10 an der Zahl, für gewöhnlich mittel-lange), im herrlich leichtfüßigen total relaxten Fluss, in einer Art offenem und sehr dezentem (teilweise filigranem) Groove-Format, mehrfach inklusive unaufdringlichen kongenialen Ostinati, phasenweise völlig in sich ruhend und eminent feinfühlig bis vollkommen friedlich, ab und zu kurzzeitig ansatzweise orchestral. Einige Tracks geraten etwas reduzierter/abgespeckter, verzichten gar über weite Strecken auf die Bläser (oder die Drums), der Chor erinnert 2,3-mal ein wenig an Kamasi Washington (jedoch gemäßigter eingesetzt; in einer Nummer verwenden sie eine weibliche Solo-Stimme), die lyrische Note ist nicht selten beträchtlich. „Arc Of The Sun“ überrascht mit dem Einsatz einer chinesischen Zither, die zunächst für einen deutlich fernöstlichen Charakter sorgt (plus Harmonium?!), in meditativ-getragener beinahe festlicher Atmosphäre, ehe die vielstimmige Bläser-Phalanx einsetzt mit auch dunkleren bis ein kleines bisschen dramatischen Farben – fabelhaft! Genauso großartig: Der Titeltrack, der zeitweise fast wie in Trance/Zeitlupe erscheint, später freigeistiger sowie leicht melancholisch und stärker in (diesmal non-spiritueller) 60s-Jazz-Tradition verwurzelt, melodisch absolut toll und wunderwunderschön, alles wird aufgefahren, der Chor, Tenor- und Sopran-Sax, Bassklarinette und Flöte und Geige. Zum Schluss wird auch im Titel („Pharoah Sings“) direkt auf Sanders Bezug genommen, allerdings erinnert gerade dort nicht gar so viel an Pharoah, wenn, dann höchstens an den späteren, balladesken, etwas konventionelleren. Klasse Album jedenfalls, bei dem ich mehrfach an Nat Birchall dachte (der momentan bei mir rauf und runter läuft). |
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Violent Femmes - Same Title (Deluxe) |
2CD
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23er Reissue, neu remastered. Als diese Platte, ihr Debut, vor 40
Jahren rauskam, war fast mein ganzer Freundeskreis (ich auch) hin und weg. Derart individuelle, originelle und dabei in der Struktur eigentlich ganz einfache und zudem extrem spontane Musik gab´s selbst damals nur selten, so frisch und unmittelbar packend klang fast nichts anderes – auch, weil gleich reihenweise tolle Songs enthalten waren, war ein unsterblicher Klassiker entstanden, der noch heute seine Wirkung entfaltet, und stilistisch nur schwer zu greifen ist. Weil seine Bestandteile (Akustik-Rock, Folk- und Punk-Elemente, „Roots-Wave Rock“ oder so ähnlich und was weiß ich noch alles, eine Prise Jonathan Richman, samt ähnlich gelagertem erheblichem Charme, und sogar Jazz-Spritzer, durch den Bass) so ungewöhnlich, aber auch ganz natürlich und organisch wirkend zusammengesetzt wurden, ohne vor gelegentlichen Dissonanzen und effektvoll wilden Parts/Kurz-Soli zurückzuschrecken, die einfach untrennbar dazugehören. Musik, die ungeheuer viel Spaß macht, auch heute noch. Und das in strikt reduzierter Form, die Gitarre vor allem akustisch (aber auch sehr dezent verstärkt, ohne alle Effekte gespielt), akustischer wie elektrischer mehrfach auffälliger und agiler Bass, ein extrem minimalistisches Schlagzeug reichen (sporadisch tauchen kurz Geige, Xylophon, Piano auf). Roh wie zärtlich. Enorme Spielfreude und ebensolcher Drive, reichlich Dynamik, packende Melodien kommen hinzu. Diese Ausgabe glänzt zudem mit einer Menge Bonusmaterial: Gimme The Car und Ugly, die auf einigen vorherigen Ausgaben schon drauf waren. 9 Demos, die sich in der Grundstruktur gegenüber den fertigen Stücken wenig unterscheiden, in Feinheiten und Details allerdings schon, 3 davon sind non-Album-Tracks (2 davon mit Roots- bzw. Rock´n´Roll-Geist der 50er gesegnet), 2 erschienen verändert auf Alben zehn Jahre später. Und schließlich 13 Live-Tracks von 3 Konzerten (8 von 1981, also weit vor der Debut- LP, 5 von Anfang 1983, kurz vor dieser Platte), von denen wiederum meines Wissens 4 Songs auf keiner regulären Platte erschienen (auch nicht auf der „Add It Up“-Compilation), nämlich Break Song, Her Television, How Do You Say Goodbye und In Style. 2 kamen erst auf ihrer 2. LP (Hallowed Ground) raus, darunter das gloriose Country Death Song (und auch Never Tell ist eine sehr gute Nummer), einer auf LP Nr. 3. Die Live-Versionen unterscheiden sich partiell deutlich stärker von der LP als die Demos (man höre die Gitarren, die im späteren Verlauf ebenfalls ein paar Mal elektrifiziert werden), kommen phasenweise eminent schroff, scharf, oft wilder, aggressiver. Also, sollte jemand die Original-LP nicht besitzen/kennen: Ganz ganz große Empfehlung. Für Fans dank des Bonusmaterials ebenfalls reizvoll |
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The Kinks - The Journey Part 2 |
CD und LP
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23er. Ja, schon klar, Compilations gibt´s von ihnen reichlich.
Trotzdem: Bei diesem neuen Sampler führte Ray Davies persönlich Regie, suchte die Songs aus, das Remastering passt (großteils 2023 erfolgt), die Zusammenstellung ist keine weitere „Greatest Hits“. Auch wenn einige großartige Singles dabei sind (u.a. Till The End Of The Day, Sunny Afternoon, Lola, Dedicated Follower Of Fashion, A Well Respected Man, auch 20th Century Man). Hinzu kommen einige weitere non-LP-A-Seiten, aus den (früheren) 70ern. Apropos: Die Aufnahmen stammen aus der Zeit von 1965-1975, die von 1974 und ´75 wären (mit einer Ausnahme) nicht nötig gewesen, der Löwenanteil stammt von 1966-1970 (viele von Something Else, The Village Green Preservation Society, dem non-USA-Sampler Sunny Afternoon, 2 auch von der Lola-Versus…-LP, neben dem Titeltrack das tolle This Time Tomorrow nicht nur neu abgemischt, auch als Alternativ-Fassung, nach dem 1. Hören organischer und sogar noch etwas besser). Von den erwähnten Alben sind die meisten der besten reinen LP-Tracks enthalten, auch einige 1st class-Single-B-Seiten sind dabei, klasse finde ich das unsterbliche David Watts, Creeping Jean, Animal Farm, Scrapheap City, Two Sisters, See My Friends, Wicked Annabella, Where Are They Now, Alcohol von Muswell Hillbillies, Susanna´s Still Alive, I Need You, Sitting By The Riverside und Big Sky. 3 unveröffentlichte Liveaufnahmen stammen von 1975, 2 (?) Outtakes komplettieren, 7 neue Mixe hat Davies selbst vorgenommen. Manche Platten aus dem vorgegebenen Zeitrahmen wurden gar nicht berücksichtigt (Arthur, The Great Lost Kinks Album, Everybody´s In Showbiz, kein Verlust). Der Kommentar von Ray Davies: „Ich habe viel über mich selbst gelernt, als ich das Album zusammenstellte“. Ein sehr gelungenes! |
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Bill Ryder-Jones - Lechyd Da |
CD und LP
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24er. Nach 5 Jahren ein neues Solo-Werk vom ehemaligen The
Coral-Gitarristen. Von kleiner akustischer transparent und luftig wirkender Band bis zu opulenten Sounds der Streicher und/oder den Backing-Chören (sporadisch Bläsern) sowie Solo-Parts (nur Piano bzw. Akustikgitarre) auf der anderen Seite. Von melancholisch und zärtlich bis beschwingt (schon mal mitten im Stück wechselnd samt Rhythmik/Tempo, auch mehrfach). Akustisch wie dezent elektrisch. Von Folk Pop zu purem Songwriter-Pop (meinetwegen Indie Pop). Zerbrechlich wie sanft umhüllend, elegisch wie geradezu symphonisch himmelhoch jauchzend, oder in getragenem etwas wehmütigem Ambiente. Komischerweise funktioniert jede Gangart, jede Ausrichtung (die er in den einzelnen Tracks partiell mischt, ohne Kontraste mit dem Brecheisen erzwingen zu wollen, manchmal fallen sie trotzdem recht massiv aus). Die in den allermeisten Stücken (aber längst nicht ständig) präsenten Streicher gefallen mir großteils sehr, auch wenn sie kurzzeitig überborden, effektiv wirkt auch der Einsatz eines zusätzlich rhythmisierenden Cellos in einer Nummer. Alle Arten von Tasteninstrumenten werden eingesetzt, die akustischen überwiegen klar die elektrischen Gitarren, die vielen Chöre stammen oft von Kindern (was in diesem Kontext einen eindeutigen Reiz besitzt!). Dass all dies zusammenpasst, liegt natürlich in einem starken Maße auch an dem songwriterischen Gehalt! |
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The Vaccines - Pick-Up Full Of Pink Carnations |
CD und LP
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24er der Engländer. Indie-Guitar Rock der melodischsten Sorte,
sprich, mit hohen Pop- Qualitäten. Oder auch: Gitarren-Power Pop, zuweilen euphorisierend, mit hart rockendem Rückgrat. Hymnenhafte Melodien gibt´s diverse, einige süchtig machende Hooks, eine Menge guter Laune (trotz teils gegenteiliger Themen in den Texten) und mehrfach Anleihen in den 80ern, die zum einen durch an die Frühphase von Cure erinnernde Gitarren erzeugt werden, zum anderen durch (beileibe nicht in jedem Song auftauchende) Tasten, für gewöhnlich eher im Hintergrund, aber wirkungsvoll. Gelegentlich überträgt sich die Melodiosität auf die Gitarren, die übrigens hier und da in trocken-kantig riffender Weise einen interessanten Kontrast zur eher voluminöseren bzw. hallreichen Abmischung bilden. Durchweg up-tempo, positive vibrations reichlich. |
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All Diese Gewalt - Alles Ist Nur Übergang |
CD und LP
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23er. Max Riegers (Die Nerven-Sänger/Gitarrist) nun schon 5. Solo-Platte. Die sich auch hier von der Band deutlich unterscheidet. Wenn man so will, Songwriter-Musik, die sich des öfteren abseits gewohnter Pfade bewegt, gern ziemlich massive und wirkungsvolle Kontraste einbaut, mehrfach jedoch ausgesprochen organisch wirkt, atmosphärisch sehr stark agiert (auf unterschiedliche Weise). Und stilistisch manchmal nur schwer greifbar ist. Markant und ziemlich kongenial klingt der Gesang (ganz "selbstverständlich" und ohne jedes falsche Sentiment), recht häufig dominieren (intelligent und teils sehr reizvoll eingesetzte) Synthies, gelegentlich fehlt die Gitarre sogar gänzlich (anderswo übernimmt sie die führende Rolle), auffällig selten sind Drums zu hören, was im Allgemeinen nicht zur Vernachlässigung der Rhythmik führt - gleichwohl gibt es Songs, die rhythmus- und melodielos großteils nur an- und abschwellende Wälle erzeugen (ich hatte kurz die Assoziation "frühe Cluster von heute") oder über weite Strecken schwerelos daherkommen (mit orchestralem Aufbäumen mittendrin, eine fabelhafte Nummer), oder vor allem ein (ungemein apartes, melancholisches) Musikgemälde erzeugen. Ansonsten: Rhythmisch tanzende Musik mit zarten Zwischenspielen, zeitweise auf seltsame Art spannungsgeladen, später dezent rockig. Reduzierter relativ gewagter fast avantgardistischer "Pop" (Pop?), phasenweise geradezu spooky. Unterkühlt leise, feingeistig und mit gewissem "Einsamkeits-Flair" . Leichtfüßfig und entspannter als meist, schließlich dezent hypnotisch verdichtet und immer intensiver. Zwischen sparsam mit repetitivem Gitarrenmotiv und weich umhüllendem bis massivem bis eindringlichem Tasten(wohl)klang inklusive etwas sinistrem Ausdruck. Der längste Song hat es in sich: Für Momente eine elektronische Kraut-Tendenz/Parallelen zu tastenbetontem New Wave (-Pop)/noisige Einwürfe/aggressive Post Punk-Elemente/lyrische Zartheit/pastorale Spuren - alles in einem, ein erstaunliches und faszinierendes Stück! Schließich eine sanfte leise einfühlsame Indie Pop-Ballade mit phasenweise toller schleifender Gitarre. Zwischendurch integriert er übrigens gesamplete Parts aus Klassik-LPs, Chöre und Orchester, als solche partiell kaum wahrnehmbar. Wie seine Band: Etwas besonderes. | |
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Amos Lee - Honeysuckle Switches |
CD und LP
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23er des Singer-Songwriters aus Philadelphia, der nach seinem Chet Baker-Tribute ein weiteres Mal auf das Attribut "Songwriter" verzichtet, indem er sich diesmal Songs aus der Karriere von Lucinda Williams (sein persönliches Vorbild) widmet, sie durchaus auch schon mal umdeutet/z.T. recht eigen interpretiert. Vor allem in Form von vielen vielen Balladen - bluesig-soulig mit Herzblut und enorm ausdrucksstark (gesanglich wie instrumental, erst sparsam, dann süffig); stark Retro-orientierter R'n'B, immens einfühlsam, aber (zumindest bei einem Track) viel sparsamer als damals; allgemeine Americana-Tendenz, sanft und ganz langsam und ans Herz gehend; eine erst zarte, dann (mit superben Gitarrenlicks versehene ) kraftvollere Mischung aus Blues, Folk und mehr; sowie ganz nackter sehr berührender Folk-Country. Die wenigen nicht balladesken Stücke kommen gern multipel rootsig (ein Hauch Gospel, Elemente aus u.a. Folk, R'n'B, Country) in toller loser fast geheimnisvoller Atmosphäre mit im späteren Verlauf kurzen wundervollen Gitarrensalven, in einem anderen Fall eher in entspannter Weise und höchst melodiös. Oder sachter fließender becircender Roots-Pop, angenehm reduziert. Insgesamt klingt er dabei weniger rauh als Lucinda. Und bei einigen Stücken verzichtet er auf die Rhythm Section (die auch sonst zurückgenommen agiert). Klasse Vocals durchweg! Eine eindeutige Empfehlung. | |
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Christian Kjellvander - Hold Your Love Still |
CD und LP
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23er. Ich habe ihn seit recht vielen Jahren nicht mehr gehört (u.a., weil Kollege Christoph ihn immer besprochen hat), kenne nur ein paar ältere Platten von ihm - damals fand ich's gut, war aber nicht sonderlich begeistert. Jetzt klingt er merklich anders. Allerdings, wie ich bei einem "Vergleichshören" der letzten Platten feststellen konnte, nicht sonderlich weit weg vom Vorgänger (von 2020), vor allem nicht von "Doom Country" (mit Tonbruket) aus dem gleichen Jahr. Okay, es gibt hier etwas weniger dazwischengeschossenes Störfeuer als bei denen (doch mehr als bei den Alben davor). Und auf jeden Fall weniger Roots-Elemente (z.B. Country) als beim Frühwerk, bzw. "versteckter" . Im Grunde wirkt seine Musik nunmehr in gewissem Sinne konsequenter, und (noch) wirkungsvoller. Eine oft wehmütige/melancholische Aura ist geblieben, aber auf eine etwas ungewöhnliche/spezifische/eigene, teilweise ansatzweise irgendwie "getriebene" Art. Und die jeweiligen Stimmungen finde ich immer wieder absolut faszinierend! Was früher nicht der Fall war. Akustische Gitarren (elektrische nur zur Hälfte, evt. weitere Saiteninstrumente), Streicher (bzw. Cello), Piano (plus weitere Tasten) dominieren den Sound (ab und zu ergänzen Backing Vocals oder ein kleiner Chor), ein Teil der Begleitung ist ziemlich weit nach hinten gemischt (nicht die Gitarren), der typische Bariton-Gesang trägt alles, Stil-Zuschreibungen fallen unbestimmt/verschwommen aus, das Gesamtbild ist ein dunkles (bis gar düsteres), einige Arrangements empfinde ich als schlicht großartig. Sporadisch blitzen sehr entfernte Erinnerungen an Chris Isaak (in freilich weitaus dunkler) oder Lee Hazlewood auf, etwas deutlicher an aktuelleren Nick Cave oder Scott Walker (quasi in der Übergangsphase in den späteren 70ern zu seinem abgefahrenen späteren Werk, noch ohne die ausgeprägte experimentelle Seite), vielleicht ein Hauch Cohen. (Halb-) Balladen bilden den Großteil der Musik, mal ein bisschen schwebend, mal mehrfach an- und abschwellend, mal eine Prise Drama, ein paar Mal harmonisch recht gewagt (einmal schon dezent noisig), phasenweise zart, sehr schleppend, schwer und geradlinig, kurz beinahe bedrohlich. Rockelemente werden gelegentlich/kurzzeitig und sparsam einbezogen, in einem Fall stärker (samt angezogenem Tempo). Die meisten Tracks haben Zeit, die Atmosphäre zu entwickeln, laufen 5-9 Minuten. Sehr besonders, klare Empfehlung! | |
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Beirut- Hadsel |
CD und LP
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23er. Nach längerer Pause ist Zach Condon zurück, diesmal machte er alles im Alleingang, spielen, singen, aufnehmen...und schleppen, nämlich das Aufnahme-Equipment in eine ganz weit nördlich in Norwegen gelegene ländliche Kirche, deren spezielle Orgel er benutzen durfte (eigentlich war er in diesem Landstrich nur, um in Ruhe zur Besinnung zu kommen). Diese Kirchenorgel ist denn auch in vielen Stücken (mit) soundbestimmend (ein Novum für ihn soweit ich weiß), zusammen mit seiner Trompete (teils multipliziert), seiner in sich ruhenden phasenweise wunderbaren klassisch schönen Stimme (immer wieder vorzüglich mehrstimmig arrangiert, mehrfach als Backing Chor - klasse!), differenzierter gelegentlich fast filigraner Percussion (wahlweise eine simple Rhythm Box), auf die er ab und zu verzichtet, sowie partiell analogem Synthie, erstaunlich oft Ukulele, manchmal Waldhorn (statt oder zusätzlich zur Trompete). Heraus kommen ein ums andere Mal sehr spezielle und wirklich beeindruckende Klanglandschaften von hohem Reiz, die ich in dieser Form und Gesamtheit noch nie von ihm gehört habe (Teile davon schon), ich weiß auch nicht, ob ich die Musik noch als "Pop" irgendeiner Art bezeichnen soll - "Indie Pop" passt jedenfalls keinesfalls, Folk- oder eine ziemlich ungewöhnliche Art von Ethno Pop bei ein paar Stücken wenigstens ansatzweise. Die Orgel agiert variabel, von relativ rauen kraftvollen fast riffenden Akkorden bis zu vielen langanhaltenden Tönen/Klängen, wobei die häufig getragene Form (wie auch selbige vom Gesang und teils den Bläsern) mehrfach im klaren Kontrast zur Rhythmik steht. Der Charakter vieler Songs bewegt sich irgendwo zwischen erhaben, erhebend und ansatzweise feierlich, anderswo entwickeln sich ein entspannter weicher Fluß, hypnotische Rhythmisierungen (die auch mal etwas Tribal-artig ausfallen oder leicht polyrhythmisch, zweimal inklusive einem leichten Latin-Touch), gar stoische bis dezent halluzinogene Sounds, zwischendurch sporadisch tauchen agile hüpfende Passagen oder zunehmender Elektronikeinsatz auf. Mittendrin ein pures getragenes irgendwie majestätisches Orgel-Stück. Ach ja: Ab und zu erinnert mich seine Stimme (keinesfalls die Musik) an Rufus Wainwright. Absolut zu empfehlen! | |
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Black Pumas - Chronicles Of A Diamond |
CD und LP
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23er und zweite LP der musikalischen wie verkaufstechnischen Überflieger aus Austin um Singer-Songwriter extraordinär Eric Burton (schon seine Stimme ist besonders, gern kurz hochsteigend oder gleich im Falsett, und zwar für Momente teils auch irgendwie aggressiver als bei vergleichbarer Musik üblich, ansonsten zwischen rau und einfühlsam/gefülvoll pendelnd). Die Arrangement-Ideen strotzen vor ungewöhnlichen bis überraschenden Ideen (und atmen so eine Prise Freigeist, sind partiell/nur phasenweise ganz schön süffig/opulent), ihre Art von Soul (und Funk) mag gern in alten Zeiten wurzeln (vor allem den frühen 70ern), beinhaltet aber auch (gemäßigt) "modernere" Elemente bzw. gewisse Wagnisse, manchmal unter Einbeziehung von Hip Hop-Einfluss (Rhythmik) oder Psychedelia (zwei, drei Mal, teils nur kurz), sogar Jazz (unterschwellig eher, selten, und mit geringem Anteil, in Form von Piano-Tupfern z.B.) in einem Fall gesanglich (hmm, sowas wie das Soul-Äquivalent von Talking Blues?). Richtig respektive komplett retro wirkt jedenfalls kaum etwas, immer wieder werden tradierte Spielweisen/Sounds aufgebrochen/durchbrochen, mal minimal, mal stärker. Heraus kommt ein definitiv eigenes Ding, freilich fast immer von den alten Heroen inspiriert. Das atmet dann mehrfach den Geist von Curtis Mayfield (mal als eine Psychedelic Soul-Ballade, mal als tanzender 70s-Funk inklusive kurzer schroffer Querschüsse, mal vermischt mit Marvin Gaye-Anleihen in allerdings jeweils deutlich modifiziert und versehen mit Widerhaken sowie der erwähnten Hip-Hop-artigen Rhythmik), geht in Richtung leicht rockender R'n'B mit kräftigem Analog-Synthie (der Song musste freilich nicht sein) oder einem Soul-Funk-Mix mit schroffer Rock-Gitarre und modernisiertem Rhythmus und Synth-Solo (sehr agil!), klingt besonders brillant und z.T. kontrastierend arrangiert (punktierend, nackt bis voluminös, mit geilen Fuzz-Einlagen bei ansonsten akustischem Gitarreneinsatz, klasse Backing Vocals und Groove, treibend). Weitere Balladen überraschen am Ende mit Gospel-Elementen, pendeln zwischen filigran und süffig mitsamt Keyboard-Schleiern und Psyche-Gitarren, verweigern sich klarer stilistischer Zuschreibungen (in bestechender oft supersanfter Atmosphäre, dominiert von akustischer Gitarre jedoch unterbrochen von einer superben E-Guitar-Einlage, die ein wenig an die Beatles denken lässt). Erst das abschließende "Rock And Roll" ist eben das nicht und enttäuscht leicht (der zweite Ausfall, okay). Koryphäe Shawn Everett mixte (fabelhaft), verwendet werden auch Orgel, Mellotron, Streicher, E-Piano, "normale" Keyboards, ein kleiner Chor, (wenig) Bläser. Klare Empfehlung! | |
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Kraan - Zoup |
CD und LP (ab 19.01.2024)
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23er. Die Kernbesetzung besteht wie seit über 50 Jahren aus Hattler, Fride und Wolbrandt, bei der CD (die 3 Bonustracks aufweist) kommen bei je einem Stück Johannes Papperts Saxofon dazu (der ab 1971 für einige Jahre dabei war) sowie Ingo Bischof (seit 1975 immer wieder ein- und ausgestiegen) - das Stück muss also schon einige Jahre alt sein, er ist ja 2019 verstorben. Keyboarder Martin Kasper ist ziemlich regelmäßig (wenn auch nicht immer, bzw. teils nur punktuell) dabei. Ich habe keinen Vergleichsmaßstab, wie dieses neue Werk im Vergleich zu ihren Platten seit den 80ern ausfällt, weil ich den Weg der Gruppe nach den 70s nicht mehr verfolgt habe. Also, ganz wertfrei: Eine oft ausgesprochen melodiöse Gitarre, wechselnde Kombinationen aus Rock, Funk und Fusion, Grooves mal mit Tempo, Rasanz und/oder Drive, mal relativ gebremst/mid-tempo, langsame Tempi gibt's nicht, gelegentlich recht locker/etwas tanzend, ab und zu leicht nervös wirkend, was jedoch u.a. durch den Gesang wieder ausgeglichen wird - Letzteren setzen sie zweimal ein, wobei auffällt, dass die Keyboards dort kaum eine Rolle spielen, Fusion- und Funk-Einflüsse ebenfalls nicht. Die Tasten machen sich aber auch in anderen Tracks eher rar, heißt: Sie fehlen oder werden nur für (z.B. typische 70er-Synth-) Soli auffällig. Klassische 70s-Musik, immer noch, keine Überraschungen, exzellentes Spielvermögen. | |
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Rolling Stones - Hackney Diamonds |
CD und LP
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23er. Okay, 18 Jahre ohne ein neues Album mit den eigenen Songs sind eine sehr lange Zeit, "historisch" ist hier trotzdem kaum etwas. Aber es endet ein bisschen so...Es schließt sich der Kreis gewissermaßen. Ein Riff-Rocker bekannter Machart startet das Werk, mit (gutem) Pop-artigen Refrain - Einschub: Letzteres wiederholt sich mehrfach, doch dieser Pop-Input tut der Platte manchmal/zumindest partiell ganz gut. Gleich der folgende Song steigert das noch, fast die gesamte Melodieführung enthält Pop-Elemente, über groovig-rockendem Backing. Die erste (von 4) Balladen folgt, ich kann ihr nichts abgewinnen. Das ändert sich später, wenn z.B. im teilakustischen rootsigen Dreaming Skies (mit feiner Slide und Harmonica) die frühen 70er der Band angenehm ein bisschen in Erinnerung gerufen werden, mehr noch im mit Abstand längsten und songwriterisch besten Stück, Sweet Sounds Of Heaven; das beinhaltet Gospel- Soul- und Blues-Elemente, steigert sich zu enormer Opulenz (mitsamt einer gesanglich auffälligen Lady Gaga, die hier neben Stevie Wonder an den Tasten gastiert), bevor es irgendwann stark reduziert weitergeht - exquisit! (Ballade Nr. 4 gehört für mich wieder zu den Schwachpunkten). Ein weiteres Highlight featuret Paul McCartney (der ein sehr kurzes aber schön rohes Solo bekommt), ein geradliniger schneller ziemlich vorzüglicher Rock'n'Roller; weitere straighte Rocker weisen wieder mehr Pop-Einfluss auf, diesmal teilweise nicht so gelungen. Im Gegensatz zu einem voll überzeugenden treibenden bluesigen/Roots Rock-Track mit effektiver Piano-Begleitung von Elton John und Gast Bill Wyman. Zum Ende der oben genannte sich schließende Kreis: Ein Cover des namensgebenden Muddy Waters-Songs, hier "Rolling Stone Blues" genannt. Nur Jagger und Richards, nur Gesang (übrigens durchweg ohne Makel) und E-Gitarre plus etwas Harmonica, absolut purer Blues zwischen den (elektrifizierten) 20ern und den 50s. Richtig richtig gut! Ein Fazit mag jede/r selbst ziehen. | |
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Sufjan
Stevens - Javelin |
CD und LP
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23er, fast komplett von ihm multi-instrumental alleine eingespielt (Akustik-Gitarre, Piano und Keyboards vornehmlich, teilweise Streichersounds, sporadisch weitere Saiteninstrumente, eine Flöte, nur 1x E-Gitarre), ein Chor begleitet zuverlässig und effektvoll. Die Songs besitzen alle mehr oder weniger den gleichen Aufbau: Ein leiser/zarter/filigraner/reduzierter bis minimalistischer Beginn, ausgesprochen farbige und mehrschichtige bis opulente und gern auch ideenreiche Phasen folgen (in einem Fall ein geradezu pompöses Soundgewitter), um meist irgendwann wieder runterzufahren (gelegentlich gibt's ein mehrfaches aber relativ dezentes Rauf und Runter, die Intensivierungen erfolgen in verschiedensten Stufen). Hier und da atmen elektronisch-akustische Beats auf eher unaufdringliche Weise etwas zeitgenössischeren Geist. All das wirkt im Vergleich der einzelnen Stücke alles andere als gleichförmig. Stilistisch bewegt er sich zwischen Songwriter-Folk, Folk Pop und Songwriter-(Edel-) Pop mit Anspruch, einmal tauchen kurz sowas wie Tribal Beats auf, oder eine Spur Ambient-Einfluss, die für gewöhnlich enorme Melodiebetonung ist ein großes Plus, die partielle Intimität ein weiteres. Der letzte Song bricht das übliche Schema auf, bleibt ruhig und reduziert, Folk-lastig - und stammt denn auch nicht von ihm, sondern von Neil Young (There's A World von Harvest). Ein über weite Strecken entzückendes Album, gehaltvoll und songwriterisch edel! CD (LP auch?) enthält ein 48-Seiten-Booklet mit künstlerischen Arbeiten und 10 kurzen Essays, ebenfalls alles von ihm selbst geschaffen. | |
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Bruce Springsteen – Only The Strong Survive |
CD und LP
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22er. Sein zweites reines Cover-Album, wenn ich mich richtig erinnere. 15 Stücke fast ausschließlich aus dem Soul/R´n´B-Umfeld, grossteils aus den 60ern bis 1970 (Ausnahmen: Nightshift von den Commodores und When She Was My Girl von den Four Tops aus den 80ern, Soul Days von Dobie Gray von 2000). Tolle Songs, viele nicht übermäßig bekannt. Über weite Strecken sehr vollmundig angerichtet, generell mit Bläsern und/oder Streichern, gern auch Chöre bzw. satte Backing Vocals, plus Piano oder Orgel, Keyboards weniger, die E-Gitarre musikdienlich im Sound eingebettet, gelegentlich aber auch kurz auffällig werdend. Manches bleibt nahe am Original, anderes unterliegt (meist eher dezenten) Veränderungen, vor allem aber singt er mit sehr viel Herzblut, man hört, daß ihm diese Musik (immer schon, wie wir wissen) eine Menge bedeutet, und auch die Songauswahl passt. Zweimal gastiert die lebende Legende Sam Moore (von Sam And Dave). Balladen sind klar unterpräsentiert, Crooner-Stoff fehlt weitgehend. Einiges erinnert an Motown oder Stax resp. typischen Southern Soul (inklusive einer Classic Soul-Ballade), sporadisch agiert er mit einem gewissen Sturm und Drang oder lässt eine leichte Tendenz zum minimal angerockten R´n´B (respektive kontrollierter R´n´B-Power) erkennen, ab und zu kommen Pop-Elemente hinzu (bei eher Motown-orientierten Sachen, oder in einer funky Groove-Pop-Soul-Melange), nicht weniges erinnert stark an die späten 60er, „Nightshift“ läßt schon, zumindest partiell, an die Zeit des Originals denken (inklusive einem schön elastischen Groove), und „7 Rooms Of Gloom“ (einer von 2 Songs der Four Tops) sticht etwas heraus, weil es ausnahmsweise ein wenig, hmm, raffinierter klingt, überraschender, so in etwas Richtung Temptations ca. 1970. Neben den schon erwähnten werden Stücke gespielt, die von u.a. Jerry Butler (2x), Frank Wilson, William Bell (2x), Tyrone Davis, Supremes, Temptations, Ben E.King bekannt gemacht wurden. Und, als einziges stilistisch differierendes, The Sun Ain´t Gonna Shine Anymore der Walker Brothers (das mir allerdings, im Gegensatz zur Meinung anderer Kritiker, relativ „halbgar“ vorkommt). Bei aller Klasse des Materials und Springsteens Stimme, mit einigen der Arrangements werde ich nicht hundertprozentig warm, ich finde sie manchmal zu erwartbar, bis schon beinahe steril, was wohl vor allem an dem für meinen Geschmack zu häufigen Einsatz der Streicher liegt. Trotzdem gibt es hier einige vorzügliche Nummern! | |
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Neil Young – World Record |
CD und LP
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Seine Produktivität ist zur Zeit wirklich enorm, schon wieder ein (richtig neues) Album, produziert von keinem Geringeren als Rick Rubin. So manches dreht sich um die ihm am Herzen liegende Thematik Umweltzerstörung/Klimawandel, auch Kriege kommen vor, bei aller Besorgtheit oft aber verbunden mit Liebe, Hoffnung, positivem Denken. Hier und da ein wenig hippie-esk/naiv vielleicht, doch dafür gibt es ja durchaus einen Grund; und wie er das vorträgt, ist berührend! Musikalisch schließt er einerseits mehr oder weniger an die 70er an, wenn er sich, ziemlich old-fashioned bis zeitlos, zwischen Folk und Rock (oder Pop) bewegt, mal in dezent beschwingterem melodischem rootsigem Rock-Umfeld, mal luftig-entspannt, oder auch ein bischen wehmütig, gern in gleichberechtigte Piano-E-Gitarre-Kombinationen eingebettet (oder, und nicht zum einzigen Mal, ohne Gitarre, dafür ein Akkordeon, das überraschenderweise mehrfach auftaucht; ein paar Mal zudem eine Harmonica), zum Teil ganz schön eingängig! Anderswo verbindet er nicht dominante Folk-Einflüsse ausgesprochen effektiv und attraktiv mit einer extra-schweren bis ultra-verzerrten (fuzzenden) Gitarre - sogar als Ballade, dort partiell klasse umhertaumelnd (großartiges Stück!), bzw. als bestechend rauh-schroffer Rock. Ein Highlight des Albums kommt herrlich roh und phasenweise noisig, parallel zeitweise eine Spur bluesig; toller Krach, jedoch nicht in gewohnt ausgedehnter Form – wenn auch mit 4 Minuten der zweitlängste Song; denn eine der Stärken der Platte ist die songbetonte konzentrierte, kompakte Form der Stücke. Mit einer freilich prachtvollen Ausnahme: Das 15-minütige Chevrolet, in klassischer epischer Crazy Horse-Gitarren-Tour-de-force-Tradition, phasenweise elegisches Flair, wunderbare Gitarrenmelodien und -Effekte, wie wir sie bei ihm lieben… Fabelhaft! Ach ja, ganz vergessen: Zum Gelingen tragen überraschend häufig kleine Chöre resp. Harmony Vocals und gelegentlich reizvolles Harmonium bei. Sehr schön. Insgesamt: Viel Gefühl, viel Herzblut, in größeren Teilen ganz exquisit, und ohne Ausfälle – schon wieder muss ich meine Sammlung vergrößern. Das Vinyl kommt im Klappcover und 3-seitig bespielt (Seite 4 ziert jeweils eine Radierung), die limitierte Version als clear vinyl (das gab´s bei ihm noch nie, oder?). | |
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Björk – Fossora |
CD und LP
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5 Jahre nach dem famosen Vorgänger „Utopia“ jetzt ein doch stark gegensätzliches (und radikales) Werk, das nicht leicht zu verdauen ist. In den Kritiken ist viel von Techno die Rede – nun, zum einen tritt der nur in der rhythmischen Gestaltung auf, zum anderen relativ selten, und dann z.T. eher im Kontext artifiziell wirkend (nur 1x, für vielleicht anderthalb Minuten, nervend – und dominant größteils), und fällt dabei meist kaum als solcher auf. Fast das ganze Album ist experimentell ausgerichtet, auf allerdings höchst variable und partiell sogar geradezu irgendwie „vergnügliche“, jedenfalls unterhaltsame Weise. Offene Ohren, einen Sinn für freigeistige bis „schwierige“ Musik braucht es auf jeden Fall, um das richtig genießen zu können, manchmal geht es auch mir etwas zu weit, deutlich häufiger aber finde ich es absolut faszinierend! Und sehr spannend. Es gibt stark bis beinahe ausschließlich vokal-bestimmte Stücke, ob Verfremdungs-Avantgarde pur oder bestechendes mehrschichtiges ungemein reizvolles Zusammenwirken mehrerer (ihrer) Stimmen; recht düstere pochende E-Avantgarde, die mit ihren gegenläufigen jedoch sich wunderbar findenden Klängen und Melodien und rhythmisch weitgehend geradlinigen Reizen schon hypnotische Strahlkraft entwickelt (was für mehrere Tracks zutrifft!), in einem Fall durch leuchtende bis beschwingte Streicher noch verstärkt; verfremdeten Folk, der nichts mit herkömmlichen Traditionen zu tun hat und auf vielfältiger Basis einen seltsam faszinierenden Sog ausübt; zwischendurch wird´s noisig-atonal, für Momente verarbeitet ein Track Gamelan/Minimal Music-Einfluss, ein anderer hält die Rhythmik ausgesprochen komplex, teils im stop-and-go-Verfahren. Eines der Highlights verbindet Streicher, Glockenklänge, ihre Stimme und einen komplizierten Rhythmus zu einem phasenweise ziemlich hinreißenden neuartigen Klangerlebnis von bizarrer Schönheit, abseits aller denkbaren Vorbilder. Und zum Schluss begeistert mich wunderschöner geradezu (wenn auch auf eher unorthodoxe Weise) lieblicher dezent „außerweltlicher“ Pop ganz eigener Art. Instrumental verwendet sie neben den erwähnten Streichern ein (Bass-) Klarinetten-Sextet, einen Chor, Keyboards, Oboe und Flöte, Orgel. Das einzige, was ich generell zu bemängeln habe, ist, daß sie nicht gerade auf Melodienpracht setzt. Die meisten Vergleiche, die zu lesen waren, lassen sich eigentlich in die Tonne treten, bis auf vielleicht (ansatzweise/in den Grundzügen und natürlich nur punktuell) der späte Scott Walker, Laurie Anderson, vielleicht noch Diamanda Galas. Spezielle Empfehlung. | |
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Sun Ra Arkestra – Living Sky |
CD und LP
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Wenn ich richtig gezählt habe, erst das 3. Studioalbum des Arkestra unter Leitung von Marshall Allen (seit 25 Jahren), alle anderen waren live. Meine Güte, der Mann ist jetzt 98!! Und wer ihn in den letzten Jahren live gesehen hat, kann über seine Physis nur staunen. Und erst über sein Altsax-Spiel! Musikalisch hat er die Gruppe zuletzt ganz allmählich und sehr behutsam verändert (auch und gerade live), in Teilen allerdings nur, das ist auch hier zu hören, ohne die Essenz im Geringsten anzutasten. 19 Musiker machen mit, darunter diverses Stammpersonal von früher, u.a. Michael Ray, Vincent Chancey, Cecil Brooks, Farrid Barron, Knoel Scott, Elson Nascimento, Tara Middleton (die sich diesmal jedoch auf Geige und Flöte beschränkt, nicht singt). 2 Stücke nur stammen noch von Sun Ra, 3 neue von Allen, los geht´s mit „Chopin“ (das der Meister gegen Ende seines Lebens sporadisch schon coverte, allerdings nie im Studio), basierend auf dessen Präludium in A-Dur (Opus 28) - entsprechend ungeheuer (und wundervoll!) melodisch, eine Art erweiterte Ballade, warm, weich, rhythmisch erstaunlich straight, weitgehend harmonisch, jedoch nicht ohne kurze freie Ausbrüche von Allens Sax, sowie unterschwellige harmonisch „verschobene“ Delikatessen. Ein exquisiter Start. Eine weitere „richtige“ Ballade gesellt sich am Ende hinzu, ebenfalls ein gern (und öfters) von Sun Ra gespieltes Cover, nämlich das uralte melodisch gleichfalls bestechende bis unsterbliche Wish Upon A Star (von 1940), im Kern völlig „altmodisch“, wie üblich natürlich auch hier von punktuellen Free-Einschüben gekapert, die aus dem melodischen Spiel so effektvoll hervorbrechen (und/oder in selbigem münden). Sehr schön! Dazwischen liegen: Das Highlight (unter lauter Highlights) schlechthin, „Marshall´s Groove“, teilweise spirituell geprägter von den 50ern und 60ern beeinflußter Jazz (plus eine Spur R´n´B), filigran und behutsam beginnend, immer mehr intensiviert, handfest swingend-groovend einerseits, durchzogen von einem dschungelhaften kommunikativen grandiosen vielköpfigen mit allen Freiheiten ausgestatteten Bläsergeflecht andererseits, das rhythmisch teils ganz eigenen Regeln folgt (zudem toll arrangiert ist), partiell in den 50ern gebildeten Traditionen folgt. An Mingus mußte ich denken, in angenehmster begeisternder Weise, 11 geniale Minuten! Außerdem: Klassischer alter Arkestra-Sound mit einem repetitiven Bariton-Sax-Riff über die volle Distanz, einem federnd-elegant-elastischen („Ethno“-) Groove, einem an- und abschwellenden von kollektiven Soli geprägten Bläser-Körper deluxe, einem spacy Synth-Solo vom Feinsten, hinzu kommen (wie z.T. auch anderswo) kurze kongeniale Geigen-Einwürfe. Ein weiterer großartiger Track kombiniert lautmalerische Vocals (zur melodischen Unterstützung, non-stop dasselbe Motiv) und einen gleichmäßigen relativ entspannten phasenweise beinahe hypnotischen rhythmischen Fluß samt dezentem afrikanischen Einschlag mit unerhört reicher Harmonik/Melodik, nicht ohne (diesmal aber verminderte, behutsamere, subtilere) obligatorische freie Elemente (die kommen v.a. vom superben Piano); klasse Bläserarrangements, köstliche Feinheiten im Hintergrund (wozu kurz auch eine Orgel gehört). Von ganz alten Zeiten (40er etc.) grundierter swingender Jazz, der von der Bläserphalanx harmonisch geweitet wird, erinnert wieder an das typische Arkestra zum Beispiel der 80er, natürlich ebenfalls von grellen Sax-Attacken immer wieder befeuert, das Piano schießt nur sporadisch aus seinem konventionellen Korsett quer. Schlußendlich wissen sie dann doch richtig zu überraschen: Eine ganze Zeit lang diktieren eine rauhe Kora (mit leichtem irgendwie ostasiatischen Anklängen) sowie eine herrliche Flöte den betont reduzierten Sound, unterstützt von etwas afrikanisch anmutender Percussion, später erscheinen sanfte Bläser im Backing, eine Geige und eine Spur Karibik gesellen sich hinzu, ganz langsam verdichtet sich das Klangbild mit Hilfe von Bläsern, aber alles immer noch eher relaxt… Fazit: Das Arkestra in großer Form, für mich unverzichtbar! | |
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Tom Petty & The Heartbreakers – Live At The Fillmore (1997) |
CD und LP
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22er Release, unveröffentlicht, live aufgenommen während einer 4-wöchigen Konzertserie im Fillmore 1997. Wobei die Set-Liste ständig verändert wurde. Mit der Besonderheit, daß hier mehr Covers gespielt wurden als eigenes Material, quasi als Tribute an seine privaten Helden, die ihn früh beeinflußt haben (darunter jeweils mehrere Stücke von den Byrds, Dylan, J.J. Cale, Stones, sowie u.a. Ray Charles, Zombies, Bo Diddley, Little Richard, Kingsmen, Mick Ronson, Booker T, Kinks, Bill Withers, Everly Brothers). Die Band und Petty sind einfach in Hochform, rocken oft mächtig, spielen auch immer wieder puren Rock´n´Roll, vieles ist kompakt gehalten, manches etwas länger, gelegentlich ziemlich ausufernd. Und ein kleiner Block verzichtet ganz auf Drums (ganz oder teilweise akustisch). Für besonders gelungen halte ich Runnin Down A Dream, Chuck Berrys Around And Around, Call Me The Beeze und I´d Like To Love You Baby (beide J.J. Cale), Grateful Deads Friend Of The Devil, Listen To The Heart, I Won´t Back Down (runtergedimmt), It´s Good To Be King (ein Gitarrenfest über fast 12 Minuten), Wild One Forever, das akustische Traditional Little Maggie (unter Bluegrass-Einfluß) und Goldfinger (der James Bond-Theme-Song). Zudem, in der limitierten Deluxe-Version (weitere knappe 2 Stunden, die normale Fassung ist noch länger): Die Byrds-Songs Drug Store Truck Drivin Man, Eight Miles High, You Ain´t Going Nowhere (okay, eigentlich ein Dylan-Song) aus einem Block (It Won´t Be Wrong gehört noch dazu), bei dem Roger McGuinn gastiert, Crazy Mama (nochmal J.J. Cale), Honey Bee, Knockin On Heaven´s Door, der uralte Boogie County Farm (angestochen, über 7 Min.), das ebenso lange Boogie Chillen (Highlight eines Blocks mit Gast John Lee Hooker), You Wreck Me, Shakin All Over von Johnny Kidd, Johnny B. Goode. Die 3 Stones-Nummern kommen nicht so gut, finde ich. Mary Jane´s Last Dance und Van Morrisons/Thems Gloria erstrecken sich über 10/9 Minuten, weitere Prominenz mischt mit. Für alle, die das Geld übrig haben, lohnt sich auf jeden Fall auch die Deluxe-Version. | |
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Bill Callahan – Ytilaer |
CD und LP (ab 2023)
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Viel besser als zuletzt, oder sagen wir, so gut wie längere Zeit nicht mehr – für mich, Stand jetzt, eines der Highlights seiner Karriere. Mal sehen, wie sich das Werk mit der Zeit im Kopf entwickelt. Die Songstrukturen und/oder die Ausgestaltung der Stücke sind zunächst nie wirklich konventionell, erdenkt sich immer etwas Besonderes aus. Ein paar Stücke würde ich Americana im weitesten Sinne nennen. Ob recht ruhig und phasenweise sanft angerockt (überhaupt spielt Rock ein paar Mal eine gewisse Rolle, ohne je zu dominieren oder offensiv zu werden) mit der Akustik-Gitarre als Anker/Basis (was im Laufe des Werks häufiger vorkommt), eine gezielt eingesetzte E-Gitarre agiert ganz vorzüglich (und ausgesprochen variabel), für Momente tauchen weit im Hintergrund himmlische Chöre auf, eine Bass-Klarinette punktiert sporadisch und wirkungsvoll – ein luftiger Sound, feinst-einfallsreiches Arrangement; oder in völlig relaxtem beinahe hypnotischem Fluss, der kurzzeitig ein bisschen ausbricht, die E-Gitarre diesmal leise und feinfühlig im Backing malend. Anderswo arbeitet er einerseits rhythmisch erheblich akzentuierter, damit auch etwas rockiger, für die E-Gitarre gilt Ähnliches wie zu Beginn, nun allerdings gegen Ende mündend in einer Art Space-Sturm, klasse; dem steht kurze Zeit später ein ganz zarter, ja nackter Songwriter-Folk-Track gegenüber, die Akustikgitarre bleibt über weite Strecken einziges Instrument, manchmal sehr schön verschnörkelt, die introvertierte Gangart zieht sich (fast) durch das ganze Stück. Ziemlich überraschend kommt eine Nummer, die teilweise wieder im konstanten Fluss gehalten ist, nunmehr jedoch schneller und angespannter, suggestiv und stetig intensiviert, nicht zu klassifizieren – neuzeitlicher Songwriter-Prog-Kraut-Rock?? Jedenfalls absolut originell und enorm faszinierend, viel Orgel (der Prog-Anteil), ein Hauch Jazz-Ahnungen und irgendwie Ethno-Folk? Multipel rootig, bedächtig balladesk geht´s weiter, anfangs jedenfalls, eher intelligent-rockig und dezent abgefahren wirkt die 2. Hälfte, punktuell auch hier (geringer) Jazzeinfluss. Apropos 2. Hälfte: Dort klingt er hier und da auch mal etwas bis halbwegs orthodoxer - z.B. kann man in einem Intro gar auf die Idee kommen, einem unbekannten Joni Mitchell-Stück zu lauschen (ca. Mitte der 70er), in ungewohnt straightem, flottem und relativ robustem Rahmen, oder er widmet sich zurückhaltendem Americana-Roots Rock (so ungefähr jedenfalls), wobei sich das Piano (das nicht allzu oft mit von der Partie ist), ohne sich in den Vordergrund zu drängen, für ein paar entzückende perlende Akzente sorgt (sporadisch „verrutscht“ bewusst und attraktiv die Harmonik). Auch ein filigraner ganz ruhiger bis leiser „offen“ gehaltener Folk-Song und der vor sich hin tuckernde etwas repetitive abschließende Track unter R´n´B-Einfluss der 60er/70er (ohne wirklich so zu klingen) atmen nicht unbedingt Extravaganz (und gefallen mir am wenigsten). Zwischendurch, und das gleich zweimal, musste ich an eine Band denken, mit der ich in diesem Kontext wirklich nicht gerechnet habe: Grateful Dead. Zunächst an die leisen, diffizilen, in einem zunächst in sich versunkenen Song, später allerdings gespickt mit ein paar offensiven Breaks und toll abenteuerlich endend. Im zweiten Fall gibt es Parallelen zu den abgedrehten ruhigen teil-spacigen Dead-Sachen, nachdem anfangs regelrecht kontemplativer Folk Pop nach und nach avantgardistisch ausfranst (inklusive Jazz-Spuren). Große Klasse, dieses Album, eine dringende Empfehlung. | |
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Tim Buckley – Bear´s Sonic Journals: Merry-Go-Round At The Carousel |
nur CD
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Unveröffentlichte großartige Live-Aufnahmen von 1968, schon im letzten Jahr erschienen, aber weitgehend unbeachtet, wie es scheint, es gab auch kaum Besprechungen. Ich hab´s ebenfalls nicht mitbekommen. Aus den Archiven von Legende „The Bear“ Owsley Stanley, zeitweise Toningenieur von Grateful Dead, aufgenommen bei 2 aufeinanderfolgenden Konzerten im Carousel Ballroom in San Francisco, der Sound ist absolut okay. Im Quartett mit Vibrafon (David Friedman), Buckley spielt, gern rhythmisch durchgeschlagen, 12-saitige Akustische, dazu Percussion und ein außerordentlicher, markanter Bass (der gelegentlich ein starkes Eigenleben entwickelt (bis auf Lee Underwood die Besetzung von Happy Sad, von dem Album sind denn auch 4 der 6 Songs vertreten). 13 Tracks auf 79 Minuten (also viele sehr lange Stücke), darunter 3 völlig unbekannte/nirgends sonst von ihm erhältliche (die Originale Blues, Love über knapp 11 treibende Minuten und The Lonely Live sowie das Fred Neil-Cover Merry-Go-Round), zum berühmten ebenfalls 1968 aufgenommenen Dream Letter-Live-Set (mit dem dieses Werk betreffend der Qualität und Wichtigkeit bereits verglichen wurde) gibt es nur 4 Überschneidungen. Auch Green Rocky Road (ansatzweise in Trance, klasse!) und Father´s Song wurden sonst nur 1 oder 2x mal von ihm veröffentlicht. Vornehmlich Folk bzw. jazziger Folk in seiner typischen unnachahmlichen ureigenen freigeistigen Art, ohne Grenzen (u.a. tauchen auch mal Blueselemente auf). Knapp die Hälfte der Stücke (in Anbetracht der Länge von gerade denen ein großer Teil des Albums) wird in hoher Intensität durchzogen von einer beträchtlichen rhythmischen Stringenz, einem feinen immanenten (non-plakativen) bis enormen Drive (was sich durchaus, in einem Fall, in eher reduziertem Tempo abspielen kann), unterbrochen von 4 leisen/langsamen/balladesken Songs von großer Ausdrucksstärke (beinahe ein bischen entrückt, kontemplativ; und die kürzesten Nummern hier), zwischendurch agiert die Gruppe in relativ entspanntem Flow oder dezent akzentuierter als sonst. Neben den erwähnten Songs spielen sie u.a. den Klassiker Buzzin Fly (2x vertreten), I Don´t Need It To Rain (mein persönlicher Favorit), Wayfaring Stranger, Happy Time, Strange Feeling. Sehr schönes Cover, 28-Seiten-Booklet, für mich unverzichtbar, eine große Empfehlung. | |
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Jeremiah Johnson – Hi-Fi Drive By |
CD oder LP
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2022er des Blues-Musikers aus St. Louis, der Vorgänger stand in den US-Billboard-Blues-Charts auf Platz 1. Seine vorzügliche Gitarre agiert des Öfteren durchaus Rock-bewußt, aber Blues Rock im gewöhnlichen Sinne spielt er nicht (mit ein, zwei Ausnahmen). Sondern sehr traditionsbewußten R´n´B, beseelt von eben dieser tollen Gitarre, mal schön stechend, mal immer wieder verzerrt hochgepitcht (und etwas funky), teils inklusive besonders emotionalem Sax (Bläser gehören eh durchgängig zum Inventar), und old-fashioned groovend – wobei früher Albert King zumindest Pate steht. Oder Southern R´n´B bzw. Blues, zeitlos, saftig und exzellent, mit und ohne einer gewissen Portion Rock-Feeling, Glanzpunkte setzen hier eine superbe Slide, dort das perfekte Zusammenwirken von Harmonica, Gitarre und Bläsern. Anderswo bezieht er sich recht deutlich auf die 70er Jahre, besonders der frühen, ob dezent soulig, R´n´B in Rock, oder bis auf die angestochene Gitarre relativ relaxt. Famoser Proto-Rock´n´Roll mit feinsten Features von Piano (Gast Victor Wainwright) und Gitarre (authentisch und mitreißend) kommt hinzu, sowie, ebenfalls von den 50ern inspiriert (aber auch den späten 60ern), stampfender rockender R´n´B. Ganz zum Schluß geht´s in Richtung eines Rhythmus-Festes mit Latin/Kuba-Input. Es produzierte (und spielte) übrigens Paul Niehaus, über lange Zeit bei Lambchop und Calexico (und gern gesehener Gast bei Iron & Wine). Weitgehend ausgezeichnet (auf Ruf Records). | |
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Lambchop – The Bible |
CD oder LP
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Uff, man ist ja von Kurt Wagner gelegentliche handfeste Überraschungen gewöhnt, aber die Bandbreite, die er hier in einigen Songs präsentiert, überrascht nun wirklich. Auf der anderen Seite erklingt eine deutliche Mehrheit der Musik in relativ homogener Stimmungslage, nämlich melancholisch/traurig/wehmütig, balladesk gehalten, teils mächtig langsam. Ohne eine andere Seite von ihm zu vernachlässigen, wenn z.B. moderner Electro-Pop auf funky Disco-Derivate und aktuellere Beats trifft, spät schleicht sich eine bluesig-rockige Gitarre ein. Oder wenn sich zappelig-nervös-agile Beats mit angejazzten auch hier ein bisschen balladesken Piano-Tropfen/Akkorden vermählen sowie souligem weiblichem Gesang, und extrovertierten Bläsern – alles freilich nur zeitweilig, jedenfalls ein unorthodoxe Mischung. Woanders gesellt sich ein Funk-Bass zu wiederum weiblichem Soul-geprägtem Gesang (ein bisschen Gospel auch), seiner eigenen gewohnten Stimme, beweglichen Bläsern, kurz einer heavy verzerrten Rock-Gitarre und zeitgemäßer Rhythmik, mittels derer das zwischenzeitlich schleppende Tempo angezogen wird (auch das ist natürlich ein ziemlich wilder Mix). Der Rest ist, wie gesagt, Balladen-geprägt und gerne zudem melancholisch, ob eine zeitlos-alte Songwriter-Piano-Ballade ein wenig an Randy Newman erinnert, ein anderes Stück irgendwie an gewisse ruhige Laurie Anderson-Sachen; ob uralte Pop-Einflüsse sich mit punktuellen Klassik-Spritzern paaren UND zeitgenössischem Songwriter-Pop, ein weiteres tropfendes Piano neben schwelgenden Keyboards und Streichern steht; oder Country-Bestandteile auftauchen, die nicht so richtig Country sind (in sehr zurückhaltender Form), kurz darauf gefolgt von einem Track, der nicht nach Country klingt, aber im Kern recht viel Country enthält (dieses Mal vielschichtig volltönend). Verbleiben noch 2 Songs, die tief in sich versunken wirken, beinahe in Zeitlupe vorgetragen, ganz sparsam arrangiert. Mehrfach benutzt Wagner für seine Stimme Vocoder/Autotune, mehrfach gehört eine Art Electronica zum stilistischen Instrumentarium, die Vergangenheit trifft auf die Gegenwart. Der Gehalt der Musik ist nicht selten ausgesprochen hoch, nicht neu natürlich, die Grundstimmungen und Stil-Konglomerate muss man allerdings mögen. | |
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The Comet Is Coming – Hyper-Dimensional Expansion Beam |
CD oder LP
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Das neue Werk der Londoner Jazz-Innovatoren um Koryphäe Shabaka Hutchings (siehe auch Shabaka & The Ancestors und Sons Of Kemet). Electro-Groove/Beat/Funk-Jazz in höchst modern, fast ohne jedes 70er-Flair, sonst gerne genommen bei Stilmixen dieser Art. Wobei die Rhythmik zeitgenössisch ausfällt (und über weiteste Strecken präsent), bevorzugt etwas komplexere Beats generiert (ohne auf straighte Formen zu verzichten), teils „progressivem“ Dancefloor zugetan. Das Trio besteht aus Drums, Synthies (in allen erdenklichen Klangfarben) und einem Sax, das oft repetitive Motive verwendet (gern auch längere), ihre Stücke sind jazz-untypisch relativ kurz gehalten (nur eines überschreitet die 5 Minuten) und ziemlich konzentriert/komprimiert gestaltet – aber das, was sie spielen, hat mit herkömmlichem Jazz ja auch nicht mehr viel zu tun. Spezifika der einzelnen Tracks sind zum Beispiel: Stakkato-Sax und eine leise Ahnung von Space und Orient; starke Elektronik-Betonung einerseits, ein für kurze Phasen sehr emotionales (bis annähernd spirituelles) Sax andererseits, und ein angenehm abenteuerlicher Geist samt vertrackterer Beats; noch massiverer Elektronikeinsatz, ein wenig Space, in einem Fall die Rhythmik im variierten Fluß (Club-Beats), in einem anderen recht klar technoid, der Jazzanteil zurückgefahren und leichtes 90er-Feeling; auf der einen Seite sehr schön atmosphärisch (Synth wie Sax), allerdings unterlegt von nervösen/agilen zeitgemäßen Breakbeats bei einem anderen Track eher apart federnd-groovend und melodisch ungewohnt reizvoll (und hier mal doch 70er-Einfluß); ein extrem intensives Sax wird begleitet von einer gewissen Drum´n´Bass-Tendenz, in recht starkem Kontrast zur schleppend-spacigen Gangart im Stück davor. Und 2 Nummern fallen enorm aus dem Rahmen: Der besagte einzige etwas längere Track, faszinierend flächig-frei-spirituell auf neuartige Weise zunächst, irgendwann repetitiv in outer space, doch rhythmisch geerdet, später dominiert dann wieder ein tolles emotionales deepes phasenweise fei ausfransendes Sax. Klasse! Noch überraschender erinnern sie direkt im Anschluss tatsächlich dezent an die Tangerine Dream der 2. Hälfte der 70er, inklusive Sequencern (und eine feine Flöte!). Ich bin sehr gespannt, wie sich dieses Trio weiterentwickelt… | |
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Buddy Guy – The Blues Don´t Lie |
CD oder LP
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Der Mann ist 86, seine Stimme funktioniert immer noch, und die Gitarre erst recht, fabelhaft phasenweise! I let my guitar do the talking heißt denn auch treffend der Opener. Um das Spektrum grob zu umreißen, einige Beispiele: Relaxter R´n´B zwischen den Zeiten, einmal mit tendenziell gefühl- und effektvollen Statements der Gitarre, einmal relativ filigran inklusive Rückgriffen auf circa 1960. Klassischer Slow Blues, die Gitarre verzögert manchmal wunderbar und besticht schon durch ihren Sound, Gefühl und Schärfe vereinend (was auch auf andere Tracks zutrifft). Saftiger kraftvoller intensiver wie fast immer hier traditionsbewußter Blues, aber nicht wirklich rückwärtsgewandt, die superbe Gitarre feinstens mit ziemlich scharfen Bläsern (die zweimal eingesetzt werden) korrelierend, sich umrankend/umschlingend/verstärkend. Mehrfach rockender Blues, in einem Fall bestimmten Hendrix-Stücken nicht so unähnlich, 2 brillante dezent schneidend-wilde Guitar-Features. Fetter wie schlankerer funky Blues, marschierend und packend wie vor 50 Jahren oder akzentuierter. Einige 50s/Chicago Blues-inspirierte Nummern, teilweise typisch schleppend. Und zum Abschluß purer akustischer Delta/Folk Blues mit Seele (solo). Einzig 2 zeit- wie eher gesichtslose Balladen hätte es nicht gebraucht. Es gastieren als Duett-Partner Mavis Staples (stark!), Jason Isbell (dito), James Taylor, Wendy Moten, Elvis Costello (stimmliche Ergänzung), Bobby Rush. Ein richtig gutes Album. | |
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Makaya McCraven – In These Times |
CD oder LP
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Dass er kein genuiner/reiner Jazz-Musiker (mehr) ist, ist mittlerweile eh bekannt, nicht nur wegen seiner Vorliebe für modernste Technik und den Konzepten dahinter, dem Sampling, den radikalen Remixen, dem Faible, unabhängig vom Ursprung alles Mögliche neu zusammenzusetzen/neu zu schneiden. Universal Being war fantastisch, Deciphering… ebenfalls exzellent, manches fand ich nicht so überzeugend. Hier treibt er es eigentlich noch weiter. Die zu Grunde liegenden Aufnahmen (im Studio oder live) zogen sich über viele Jahre (13 oder 14 Musiker waren beteiligt), die einzelnen völlig neu entstandenen Stücke haben im Ergebnis damit nichts mehr zu tun. Die Musik ist dermaßen vielschichtig, oft komplex (was z.B. die ganz erstaunlichen teils beglückenden bis geradezu lustvoll wirkenden Arrangements betrifft, sowie die manchmal verblüffenden Stil-Kombinationen, Sounds, Rhythmen), und klingt dennoch gar nicht verkopft, läßt sich spielend leicht „konsumieren“ und macht eine Menge Spaß. Allein die häufige Verwendung von Streichern und/oder Harfen kommt überraschend, ist enorm geschickt platziert, und genauso wirkungsvoll. Das alles hört sich zum Beispiel ungefähr so an: Broken Beats und tricky Verschiebungen in intelligenten verzögerten Grooves mit ungeraden Metren treffen auf extrem repetitive kreiselnde Motive mit (u.a.!) auch Jazz-Bezug – irgendwie auf seltsame und reizvolle Art faszinierend hypnotisch und ein bischen kontemplativ, zugleich neuartig und innovativ. Zeitgemäßer/moderner fließender World-Groove-Jazz mit Hip Hop-Ahnungen außerhalb aller gewohnten/gewöhnlichen Schemata. Ein absolut friedvolles völlig ruhiges und melodisches Ambiente mit Harfen-Kaskaden im Zentrum und minimalen Folk- und Eastern-Spuren. Ansteckende satte Grooves, hell und freundlich, beinhalten wie einige Klänge Einflüsse aus aller Welt – von Brasilien und Mittelamerika bis Fernost. Kurzzeitige Minimal Music- und Ambient-Verweise vereinigen sich mit spoken-word-Einlagen, langsamen Trance-Beats im Wechsel mit nervöser Rhythmik, einem brillanten hoch emotionalen mittel-langen Sax-Feature (das bis in Free Jazz-Bereiche hineingeht), leisen Soulelementen, geringen Afrika-Hinweisen (sehr kurzzeitig) und vertrackter spannender Polyrhythmik; dazu breitet sich ein farbensprühendes zeitweise überwältigendes Klanguniversum aus (das einzige lange Stück). 70s-Jazz (z.B. ein Hauch John McLaughlin), Blues, spirituelles Flair und vieles mehr in undefinierbarer Verquickung. Ein völlig entspannter Fluß, repetitives Melodiensampling (Sax) und leichtfüßige Schönheit in inniger Umarmung… Und das ist noch nicht alles. Ein kleines Wunderwerk alles in allem, das zwar Stücke enthält, die mich nicht ganz zufriedenstellen (aber dafür woanders viel Anklang fanden), aber eben auch eine Menge schon fast einzigartige Highlights. Ach ja: Neben den schon angesprochenen Instrumenten wirken u.a. noch E-Gitarre, Trompete, Vibrafon, Kalimba und Marimba, Flöte, Keyboards/Synthie, (E-) Piano, Orgel, Sitar mit. Starker Bass in diversen Stücken! | |
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Lee Fields – Sentimental Fool eventuell On The Decks |
CD oder LP
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Einer der seit vielen Jahren besten traditionell orientierten Soulmusiker (wobei der einige Zeit dominante Funk-Input hier nicht so auffällig vertreten ist), er ist ja bereits seit 1967 aktiv (wenngleich sein Bekanntheitsgrad, abgesehen von diversen schon seit eh und je begeisterten Insidern, ja erst im Laufe der letzten 20 Jahre beständig anstieg, bis in die 90er veröffentlichte er fast ausschließlich Singles). Vollkommen klassischer Soul, beeinflusst von z.B. Otis, Stax, allgemein Southern Soul, James Brown-Balladen der 60er, wurzelnd gerne in den späten, aber auch früheren 60ern, ganz vorzüglich gesungen voller großer Gefühle, auch instrumental im alten Stil (Bläser fast durchgehend, Gitarre, Orgel, die ab und an ein kleines bisschen Eigenleben entwickeln darf, omnipräsent, 2x zudem absolut grandios eingearbeitete Streicher, punktuell zusätzliches Piano – ansonsten: Strikt und in feinster Form musikdienlich), plus die genretypischen Backing/Harmony-Vocals, die manchmal stärker in den Vordergrund treten. Gelegentlich wird´s dann doch unaufdringlich funky, generell ist jedoch der Balladenanteil außerordentlich hoch, inklusive einer gewissen Portion Dramatik (die sich genauso in einigen Arrangements bemerkbar macht). Mehrmals integriert er ein gewisses bluesiges Feeling, oder geht in Richtung tradierten R´n´B, besonders kontrastreiche Tracks changieren zwischen extrasanft/reduziert und volltönend (superb), anderswo agiert er (mehrfach, gemäßigt uptempo) rhythmisch sehr schön aufgelockert „tanzend“-groovend bis irgendwie „twistend“, sogar Motown-Anklänge tauchen kurz auf. Ausgesprochen guter Stoff durchweg, voller Wärme und Qualität, ich kenne nicht Besseres von ihm, eine dicke fette Empfehlung | |
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Pixies – Doggerel |
CD oder LP
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Das letzte Album kenne ich nicht, gegenüber den ersten beiden Comeback-LPs jedenfalls gibt es signifikante Unterschiede, zu ihren alten Meisterwerken ebenfalls. Klar sind ab und zu deutliche Parallelen zu letzteren hörbar (dann jedoch bevorzugen sie die poppigste Gangart von damals, und weitgehend ohne die massiven laut-leise-Kontraste), aber schon die Instrumentierung macht den Wandel deutlich: Bei über der Hälfte der Stücke werden akustische Gitarren partiell den elektrischen zur Seite gestellt, bei einem Drittel tauchen Keyboards/Synthies auf. Nicht, dass die dominant wären, trotzdem… Sie bauen plötzliche Stil- und Tempo-Brüche mitten im Song ein (in einem Fall: Aus Post Punk-Nähe wird beinahe schon Power Pop, wobei beide Teile mit feiner Melodik glänzen, einmal die Vocals, einmal die Gitarren; im anderen kombinieren sie Anklänge an die Who mit hartem dynamischem Rock, abermals Post Punk, eher Pop-bezogene Melodien und ruhigen atmosphärischen Klängen), klingen hier konventioneller als gewohnt (mehrfach, u.a. in Form von leicht gebremstem Rock bzw. old-fashioned Melodic Rock, mal handfest, mal relativ entspannt in Richtung Pop Rock), weisen dort (zwei Mal, wenn auch jeweils nur phasenweise und nicht in massiver Weise) gar eine Tendenz zum Folk Rock auf (im Kontext von 70s-Rock oder in den eingeschobenen ruhigen Parts, begleitet von Pop-Anklängen im Refrain). „Klassischer“ Indie Rock kommt hinzu (melodiereich auf 2 Ebenen, siehe oben), sowie temporäre Annäherungen an College Rock ca. 1990, zwischendurch von schön elegischen Gitarrenmomenten gewürzt. Insgesamt: Mehr Melodie als zuvor, mehr Abwechslung, einige Tracks entfernen sich doch recht weit von ihren üblichen Sounds. Was nicht zwangsläufig schlecht ist… Deluxe-CD im Hardcover-Book. | |
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Anoushka Shankar & Metropole Orkest & Manu Delago – Between Us… |
CD oder LP
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2022er der Tochter von Ravi Shankar, diesmal mit einem Streichorchester unter Leitung von Jules Buckley (der neben seiner Aufgabe beim BBC Symphony Orchestra u.a. mit John Cale, Tori Amos, Laura Marling, Massive Attack arbeitete, auch mit Jazzern) sowie Manu Delago (Hang und Percussion, der war z.B. für Björk, Cinematic Orchestra aktiv). Rhythmik, Melodik, Instrumentierung sind definitiv nicht klassisch indisch ausgerichtet, Elemente davon sind aber natürlich überall zu hören. Das Ergebnis: Beispielsweise ein kontemplativer Fluss mit sanft an- und abschwellendem Orchester, das melodisch mit der Sitar korrespondiert, ehe zur Hälfte ziemlich abrupt das Tempo und v.a. die Dynamik aller Beteiligter enorm hochgefahren wird, samt intensivierender Wiederholungen, die in ihrer Art eher westlich anmuten. Oder: Sitar und Orchester durchdringen sich ganz organisch, zeitweise übernimmt das Orchester die Führung, akzentuiert zwischendurch auch rhythmisch, die teils wunderbare Melodik ist partiell deutlich westlich (und etwas repetitiv) orientiert, wechselt dann zur indischen Seite. Die Dynamik-Kontraste tauchen ebenfalls auf, allerdings nur sehr punktuell, Dichte und Lautstärke variieren massiv. Im Verlauf des Albums forcieren sie, klingen extrem agil und abwechslungsreich, rhythmisch stark/stark rhythmisch, samt einer großen Portion Power, Drive und Dramatik, die Streicher arbeiten mal kontrastierend und außerordentlich wuchtig, mal unisono, oder in Doppelfunktion. Ähnliches gilt für ein weiteres Stück, wobei sogar Geigen-Solostimmen eingesetzt werden, quasi in dynamisch improvisierendem Duett mit der Sitar, phasenweise in Call-Response-Form. Call-Response- und Unisono-Passagenwerden danach noch weiter gesteigert, heftig, rasant bis regelrecht stürmisch und (sowieso) virtuos, allerdings sind hier Streichergruppen beteiligt, keine Solo-Geige. Zum Abschluß wird´s romantisch und feinfühlig, mittendrin symphonisch anschwellend. Ich habe ein bischen gebraucht, um mich „einzugrooven“, die Form, die kulturelle Verschmelzung richtig zu erfassen, wem das gelingt, steht erfüllende Musik offen! | |
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Loudon Wainwright III – Lifetime Achievement |
CD oder LP
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Von den letzten 30 Alben habe ich seine neusten Werke nicht mehr regelmäßig gehört, kenne also längst nicht alles. Aber das hier hat mich zu meiner eigenen Überraschung ziemlich gepackt und mächtig angesprochen, wie schon lange kein Werk von ihm mehr. Reichlich Folk verschiedener Art, egal, ob lebhaft und beinahe angestochen im Stil alter Protestsongs verfaßt (respektive frühem Dylan verwandt, mit Gitarre und Harmonica), typisch sarkastisch (oder wenigstens ironisch) teils nur von Akustikgitarre begleitet, etwas versöhnlicher bzw. gar recht poetisch/sanft und einfühlsam (u.a. mehrere Saiten, sehr schön), sogar a capella (solo mit einem Hauch Irland oder mehrstimmig)… Daneben 3x irgendwo zwischen Folk und Country, nachdenklich (mit Banjo, Mandoline und Akustikgitarre), phasenweise fast sentimental (und immens ausdrucksvoll! Mit Pedal Steel, Piano und Streichern) oder relativ „nackt“ (mit Banjo und Fiddle, ausgesprochen berührend!). Schließlich 2 Stücke mit voller Rhythm Section, als saftiger vollmundiger multipler Southern Roots Rock (samt Bläsern, Orgel, E-Gitarre, E-Piano und mehr) sowie ein beschwingter old-timey-Country-Song (inklusive diversen Saiteninstrumenten und Fiddle). Ab und zu blitzt auch seine humorvolle Seite auf. Vor allem: Reihenweise starke Songs! Mit ebensolcher Melodik, mal regelrecht catchy! Classic Wainwright, Empfehlung. | |
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Jack White – Entering Heaven Alive |
CD oder LP
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Schon sein zweites Album dieses Jahr, und für meinen Geschmack deutlich besser als das erste. Lässt sich als Tribute an alles Mögliche verstehen, und generell an die 70er Jahre (hier und da tauchen aber auch Erinnerungen an die 50er/60er auf), wobei… unverkennbar arbeitet er diesmal für seine Verhältnisse ausgesprochen songorientiert! Es geht los mit sehr gutem akustischem 70s-Pop/Rock mit Harmony Vocals und punktuellen Parallelen zu Stairway To Heaven und changiert anschließend zwischen akustischem einnehmendem Folk und wertigem elektrischem Rock (der 70er, versteht sich). Später agiert er teilweise enorm stoisch, ergänzt Folk Rock mit kleineren Art Rock-Spritzern (apart!), zelebriert Classic 70s-Songwriter-Pop der intelligenten Sorte, ähnelt den wenigen gänzlich akustischen Folk-Stücken von Led Zeppelin (man wartet vergeblich auf einen/den Rock-Ausbruch). Eine lose rootsige Ballade mit eher Pop-Tendenz lässt zwar nicht sehr deutlich und nur kurzzeitig noch einmal an Robert Plant denken (diesmal solo), verbunden mit Einflüssen der späten Beatles. Zum Schluss tauchen diverse erheblich ältere Rootslemente auf, einem weiteren Großteiles akustischen Track (melodisch sehr attraktiv!) ermangelt es an 70er-Flair, dafür klingt er definitiv eigen (und reizvoll). Letzteres gilt in noch höherem Maße für den wohl erstaunlichsten Song hier, eine kleine durchaus originäre Perle: Sowas wie geheimnis/spannungvoller Tribal/Groove-Rock (okay, ansatzweise) mit Jazz-Akkorden des Pianos und kurzen Unisono-Passagen von verzerrter E-Gitarre und den Vocals – auch melodisch fein! Insgesamt: Ein überraschend (sehr) hoher Akustikanteil. | |
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Valerie June – Under Cover |
Mini CD oder LP
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Quasi ein 2022er Zwischendurch-Projekt, 8 Tracks auf einer knappen halben Stunde, aber was für eins! Nur Coverversionen, Songs vom Edelsten und aus verschiedensten Ecken, doch wie sie die interpretiert, besitzt fast durchweg große Klasse! Sie haucht den meisten Tracks ein völlig neues Leben ein, stimmlich z.T. faszinierend, stilistisch oft stark verändert, und wirkt dabei, mit ein paar Ausnahmen, erstaunlich homogen. Großteils mischt sie auf ihre eigene Art Songwriter-Pop mit Roots-Einflüssen (jeweils mehrere, in wechselnden Schwerpunktsetzungen), manchmal kommt eine kleine Prise Dream Pop hinzu, die Gangart ist in der Regel balladesk (oder wenigstens, sagen wird, halb-balladesk). Die Stücke stammen von Nick Drake (wunderbar!), Mazzy Star, Gillian Welch, John Lennon (ausgerechnet Imagine, klingt recht gut, ist aber eigentlich der einzige Track, bei dem das Konzept nicht so richtig funktioniert, die Eigenständigkeit fehlt), Bob Dylan (super, stilistisch ein Ausreißer, in Richtung Country-Soul), Joe South (ebenfalls etwas anders, weil ziemlich pur im Southern-R´n´B-Terrain verhaftet, zudem erheblich süffiger als sonst), und 2 weitere Songs, die aus dem Rahmen fallen: Von Frank Ocean und Nick Cave, beide als introspektive Piano-Balladen gestaltet, in einem Fall richtig originär, ganz langsam tropfend (Ocean, großartig). Die Drake- und Lennon-Songs befanden sich übrigens bereits auf der Deluxe-Fassung des vorigen Albums. Klare Empfehlung, reif, gehaltvoll, mit Langzeitwirkung. | |
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Stereolab – Pulse Of The Early Brain (Switched On Vol. 5) |
2CD oder 3LP
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Eine neue Folge der Serie mit wirklichen Raritäten und Unveröffentlichtem; EPs, 7´´s, Flexis, Tribute-Alben-Tracks, 10“, Split-7“, limitierte CD-Bonustracks, ein Remix, ein Live-Stück, ein Demo, z.T. nur in 500er Auflagen erschienen (oder eben gar nicht). Eine Reihe tolle Perlen sind darunter. Es beginnt mit 2 dicken Brocken (11 und 21 Minuten), Gemeinschafts-Produktionen mit Nurse With Wound, Mixturen aus Kraut-Motorik, abgedrehten Space- und Elektronik-Bestandteilen und klarem psychedelischem Flair – hypnotisch! In einem Fall noch trippiger (und mehr Vocals), später experimenteller, zwischendurch richtig avantgardistisch, und immer wieder startet der Groove. Neben einigen Miniaturen gibt es einige weitere ziemlich lange Tracks (8/9 Min.), von „Progressive Techno“ (?) über „Shoegazer in Pop“ unter Kraut-Einfluss, aus dem radikaler Avant-Post Punk wird, bis zu Electro-Punk vereint mit Space-Avantgarde und Suicide. Der große Rest (21 Stücke!) pendelt zwischen akustischem Folk-Psyche, einem anfangs fast wie „Heroes“ klingendem Track, Neu! mit Pop-Gesang, Indie Pop mit Charme und Groove und z.T. Psyche-Zuflüssen (u.a. in mild melancholischer Form), verspielt-repetitiver Indie Pop mit Acid-Einlage (repetitiv ist sowieso einiges! Z.B. Indie-Groove-Pop auf typische Stereolab-Art, der anderswo aber auch in vielschichtiger farbenfroher Pracht daherkommt, klasse!), Drone Pop, kurze Minimal Music-Momente, von den späten 60ern inspirierter Strange-Psyche/Space. Manche Songs ändern mittendrin und teils sogar mehrfach radikal Stil und Sound. Die Aufnahmen stammen weit überwiegend aus den 90ern (ab 1992), selten aus den 00ern. | |
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Neil Young & Promise Of The Real – Noise And Flowers |
CD oder LP
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Von der Europa-Tournee 2019, praktiziert als Hommage an seinen langjährigen Freund und Manager, Elliot Roberts, der 2 Wochen zuvor gestorben war. Ich kann mir nicht helfen, er packt mich mit einigen seiner unveröffentlichten Live- (oder auch mal Studio-) Alben immer wieder. Dabei hatte ich es hier wirklich nicht erwartet. Die Setlist besteht aus sehr viel Material aus der ersten Dekade seines Solo-Schaffens (plus Mr. Soul von Buffalo Springfield, als harter treibender purer Rock im Geiste der späten 60er, „Satisfaction“ noch ähnlicher als die Studiofassung, weil nicht nur das Riff daran erinnert), beginnend mit der Debut-LP (I´ve Been Waiting For You), endend mit 2 Songs von Comes A Time (inkl. dem Titeltrack), dazwischen Everybody Knows This Is Nowhere, Helpless, 2 Stücke von Harvest (Are You Ready For The Country, Alabama), On The Beach, Winterlong. Die 80er fehlen fast (nur Rockin´ In The Free World), dazu ein paar 90er Tracks (Fuckin´ Up, From Hank To Hendrix, Throw Your Hatred Down). Man sieht, nicht gerade eine „Greatest Hits“. Stattdessen, musikalisch/stilistisch: Irgendwie, zumindest teilweise, eine „Best of 4 Worlds“ (mindestens). Relaxt-harmonischer Folk (Rock), kompakter elektrischer oder loser halb-akustischer Country Rock, reiner hochenergetischer teils schwerer wie melodischer Rock, großartiger Stoff im Geiste von Crazy Horse (entweder etwas elegisch im Stil der späteren 70er oder krachend, superdreckig, wild, roh bis kakophonisch und enthusiastisch a la Ragged Glory bzw. (Arc) Weld, wobei 3 Stücke, darunter eine gloriose Version von Rockin´ In The Free World, zum Schluss hin völlig wüst werden, sich buchstäblich in Feedback- und Noise-Kaskaden auflösen – z.T. minutenlang). On The Beach bildet eine eigene Kategorie, prickelnd elektrisch elegisch schleppender Rock in atmosphärisch wundervoll (Winterlong ist nicht so weit weg davon). Das alles erinnert auch soundmäßig/aufnahmetechnisch an die alten Zeiten, heißt: Schön rau, nicht perfekt, wenig differenziert, was zu einem schlüssigen Klang in bester Live-Atmosphäre führt. Ich bin von den 75 Minuten sehr sehr angetan! | |
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Fela Kuti – Roforofo Fight |
nur 2LP
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Limitierte 50th Anniversary-Doppel-LP in grünem/gelbem Vinyl, 4 lange Stücke (wie üblich zwischen 12 und 17 Min.) plus 2 Bonustracks (2 Singles mit je einem Track über A- und B-Seite, wie das Album von 1972, 9 und 10 Min. lang). Große Überraschungen werden nicht geboten, aber die Qualität ist, wie oft zu dieser Zeit, herausragend. Eine unwiderstehliche Rhythmik, mal etwas weniger, mal stark funky (bis hin zu einer Spur James Brown-Feeling), die Vocals (von halsbrecherisch bis melodiebetont) setzen meist erst ungefähr zur Mitte der Stücke ein (und beinhalten bei vielen Tracks call-response-Gesang), (funkige) Gitarren fordern teils eine größere Rolle ein, sind anderswo kaum wahrnehmbar, E-Piano ersetzt in den meisten Stücken die auf anderen Alben dominante Orgel (die allerdings beim Bonustrack Shenshema gleich mehrere Features erhält). Partiell enorm reizvoll (und relativ variabel) sind die 3 Bläser (Bariton/Tenor/Alt-Saxes und Trompete), die phasenweise für einigen Jazz-Input sorgen, mal mit repetitiven Kürzeln die Richtung vorgeben, mal flüssige schnelle Soli beisteuern (v.a. das Tenorsax), mal sowohl solistisch als auch in den allgegenwärtigen Bläsersätzen (die gern für die Leitmotive verantwortlich zeichnen) ziemlich rhythmisch akzentuierend agieren (partiell toll vernetzt), mal ein sehr melodisches ausdrucksstarkes Spiel bevorzugen – und besonders bei beiden Bonus-Singles glänzen, solistisch (brillantes Tenorsax, fast originär wirkend!) oder in einer höchst attraktiven call-response-Phase. Wie auch eine ganze Reihe seiner anderen Alben aus den 70ern: Exquisit, absolut lohnend! | |
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Black Midi – Hellfire |
CD oder LP
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Die 3. LP der immer noch sehr jungen britischen Band, die für so viel Furore gesorgt hat – und es immer noch tut, sich hier zudem weiterentwickelt (was, trotz der nach wie vor unglaublichen kontrollierten ungestümen wie enorm präzisen extrem aufregenden und virtuosen Spielweise insgesamt zu mehr ruhigen, harmonischeren Phasen führte). Ultra-agil, ultra-variationsreich, Musik voller schroffer Kontraste, viel Härte, wahnwitzige Power und Energie. Und ihr stilistisches Trommelfeuer sucht seinesgleichen. Das alles führt zu folgenden Ergebnissen: Rasende Läufe, supra-intensive Phasen, plötzliche Breaks, halsbrecherische Rhythmik, ein ständiges Highspeed-Rotieren, zappa-eske komplexeste Arrangements, überkandidelter Prog, (Lounge/Fusion-) Jazz-Spritzer. Kantiger Math Rock, Mars Volta-Anleihen, berstende Kraft in messerscharfe Sounds übersetzt, Prog-Thrash-Metal, kurze Bombast-Einlagen. Eine Prise Sinatra/Scott Walker (Brothers), ziemlich orchestral. Einfallsreiches vielschichtiges höchst multipel rootsiges Songwriting, hoher akustischer Anteil, eine längere friedliche ruhige Passage von becircender Schönheit, atmosphärisch stark! Jazz, Post-Prog, Zappa, teils pathetischer Gesang, Drama. Wirbelnde Streicher, ein hartes bis atonal punktierendes Piano (inklusive jazziger Note), atemlose (spoken) Vocals, Kurt Weill, scharf geschnitten akzentuierende Rhythmen. Aus fantasievollem Singer-Songwriter-Terrain entwickeln sich unberechenbarer Prog Rock, (diesmal geringe) Zappa-Spuren und Brachial-Noise. Als ob King Crimson ihre gewagtesten Sachen ins Heute übertragen würden (Free Jazz-Piano als Zugabe) plus experimenteller 50s-Vaudeville (oder so). So etwas wie hyperventilierender Post-No Wave trifft Math Rock und Post Punk in abgedreht, mitsamt schon angesprochener atemloser Vocals sowie „Crooner-Folk-Roots“. Für all das fahren sie akustische wie elektrische Gitarren, Bläser und Streicher, Synthie und Piano, Pedal Steel und Flöte, Melodica und Akkordeon (?) auf. Erschlagend. In vollster Konsequenz. Es gibt dermaßen viel zu entdecken, da braucht es mindestens 7,8 Durchgänge. | |
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Regina Spektor – Home, Before And After |
nur CD
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6 Jahre hat uns die New Yorkerin warten lassen, und kehrt umso großartiger zurück. Die Stimme exzellent, zwischen lieblich, souverän phrasierend, spielerisch mit den Rhythmen umgehend/dynamisiert, fordernd oder flüsternd; die Arrangements ungemein reicht und vielschichtig; noch besser das Songwriting, mit Anspruch (gern etwas komplexer, vor allem im Aufbau, auch längere Melodiebögen von teils erheblicher Finesse) und von bleibendem Wert. Oft leise, oft süffig bis bombastisch, massive Kontraste ohne Ende (und zwar in jeder Beziehung). Pop-Traditionen verschiedener Epochen (bis hin zum Broadway alter Zeiten resp. Musical-Anleihen, inklusive Singer-Songwriter-Flair aus den 70ern, freilich modifiziert, modernisiert), allerdings zur Hälfte mit zeitgenössischen Beats versetzt, was mir normalerweise nicht gerade zusagt, hier passt es aber. Und sogar geschickt integrierte Klassik-Elemente. Instrumental stehen beständig Piano (die tragende Säule) und Streicher im Zentrum, von Bläsern, Keyboards und (eher selten) Gitarre effektvoll unterstützt, zwischendurch sind kurz Marimba, Vibrafon zu vernehmen. Enormer Abwechslungsreichtum, die Dichte in stetiger Veränderung, viel Drama, schwelgerisch, leise Zwischenspiele (zum Beispiel nur Piano), eine etwas dräuende Ballade, ein besonders dramatischer Track weist erstaunlicherweise von der Struktur her (nicht musikalisch) Parallelen zum Post Rock auf (wozu, auch sonst gern verwendet, stetige laut/leise-Wechsel gehören), eins der wenigen eher sparsamen Stücke greift gar irgendwie (auch wenn´s sich anders anhört) auf Americana-Pop zurück, ein anderes recht schlank gehaltenes agiert sehr rhythmusbetont (in eminent songdienlicher Weise). Bei all dem und aller allgemeiner Klasse ragen 2 Songs noch einmal heraus (obwohl sie nicht zu den eingängigsten gehören), beide ebenfalls ausgesprochen dramareich: „Up The Mountain“ mit seinen an Hip Hop erinnernden Beats ist sowohl instrumental als auch gesanglich wundervoll dynamisiert, rhythmisch extrem variabel, die Arrangements in ständiger Bewegung, Bläser und Streicher werden fantastisch punktierend eingesetzt, bis hin zu kurzen Avant-Klassik-Momenten. Und das 9-minütige (!) „Spacetime Fairytale“ lässt sich getrost als Mini-Symphonie klassifizieren, inklusive Klassik-Einfluss, immer wieder anschwellend aus ganz leisen Phasen, partiell etwas dunkel bis leicht bedrohlich wirkend, gewaltige farbenprächtige Klangwälle, ein verspielter tänzelnder Rückgriff auf die 30er/40er Jahre. Große Kunst, große Songs, große Musikerin, große Empfehlung. | |
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Tedeschi Trucks Band – I Am The Moon: III. The Fall |
CD oder LP
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Halbstündiger Teil 3 des vierteiligen Konzeptwerks, der 4. Teil und eine Box erscheinen dann Ende August. Auffällig diesmal ist, dass die Bläser mit einer Ausnahme eine nur geringe Rolle spielen (teils ganz fehlen) bzw. eher unauffällig und ganz natürlich im Mix aufgehen. Die wie gewohnt vorzüglichen Gitarren-Features werden gern wieder an den Schluß der Stücke gerückt, die beiden Balladen ans Ende des Albums (multipel rootsig und melodisch einfach gestrickt aber ganz stark die eine, inklusive Pop-Input die andere, nur hier wird männlicher Lead-Gesang eingesetzt, z.T. im Duett). Ansonsten pendeln sie zwischen völlig zeitlosem fettem flüssig rollendem und rockendem Southern R´n´B, rundem sehr organischem und kompaktem Edel-Roots-Pop (ein bisschen auf den Spuren von Derek & The Dominoes), Soul-angereichertem Shouter-R´n´B wie vor 50 (plus) Jahren mit Anleihen bei Albert King versetzt (hochemotionaler klasse Gesang), sowie purem saftigem vollmundigem Southern Roots-Stoff mit einer kleine Prise New Orleans bzw. Little Feat der mittleren Phase (längster und superber Song, feiner tanzender Groove, grandioses ziemlich ausgedehntes Gitarren-Solo, und besagter Track mit auffälligen bratzenden Bläsern; gar irgendwie ein Hauch Randy Newman mittendrin). | |
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Rolling Stones – Live At The El Mocambo 1977 |
2CD oder 4LP
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22er Release. Ziemlich legendäres Konzert 1977 in einem 300-Leute-Club in Toronto, selbst als Bootleg kannte ich es nur partiell. 4 der 23 Stücke wurden auf der Love You Life-Doppel-LP veröffentlicht (die ansonsten Aufnahmen von 1975 und 1976 enthält), der Rest gar nicht, und die Tracklist unterscheidet sich beträchtlich. Insgesamt kehren sie in größerem Ausmaß als sonst zu ihren eigenen Wurzeln zurück (nicht nur musikalisch), so sind z.B. gleich 6 Songs uralte Covers (die es ansonsten selten oder bis zu dem Zeitpunkt sogar gar nicht von ihnen zu hören gab), von Muddy Waters, Howlin Wolf/Willie Dixon, Chuck Berry sowieso, Bo Diddley, 2 Blues-Songs aus den 40ern, diverse stammen von Black And Blue, einer wurde erst auf Tattoo You Jahre später veröffentlicht. Auch deshalb: Ein exzellentes Konzert, für meinen Geschmack klar besser als Love You Life, weitgehend Rock´n´Roll und Blues, abgerundet vom vorzüglichen Piano von Billy Preston (das teilweise überraschend deutlich hervorsticht). Reichlich Highlights, z.B. Honky Tonk Women (kompakt, präzise und schlüssig), All Down The Line (ziemlich stürmisch), Route 66 (geht nicht viel besser), Mannish Boy (dito), Crazy Mama (superbe Gitarre!), Worried Life Blues und Little Red Rooster (großartiger Blues pur), Around And Around, Rip This Joint, auch Brown Sugar (extrem kompakt) und Jumpin Jack Flash. Von daher: Absolut empfehlenswert (und der Sound ist richtig gut). | |
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Arthur Brown – Long Long Road |
CD oder LP
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Noch einer, der einfach immer weiter macht und dessen Stimme immer noch funktioniert, exaltiert und beeindruckend. Ein ungemein abwechslungsreiches Album legt er vor, inklusive überraschend vieler akustischer Elemente (akustische Gitarre wird genauso oft eingesetzte wie elektrische, zur Hälfte zudem Piano – Orgel freilich fast immer). Das Spektrum reicht von spooky Space-Sounds; Früh-70er Prog in getragen (durch ein Sax ein bischen Jazzeinfluß, entfernte Ähnlichkeiten zu Colosseum, kurz auch Quatermass); einem Power-Prog-Psyche-Mix mit diesmal mehreren Quatermass-Spritzern, plus einer Spur ELP; einem insgesamt 12-minütigem Stück in 2 (getrennten und etwas unterschiedlichen) Teilen, (im gleichmäßigen Fluß/Groove der eine, relativ relaxt aber zugleich unter Spannung, repetitiv, ein minimales Jazz-Feeling temporär, die Gitarre mehr effektverstärkt als sonst; schön federnd der andere, mit diesmal zentraler Rolle der (z.T. dezent bluesigen) Gitarre, bei der ich punktuell an die späten Pink Floyd dachte, verpackt im 70er-Rock-Kleid). Es folgt atmosphärischer teilakustischer Blues (die E-Gitarre diesmal, wenn sie erklingt, ganz stark! Sogar eine Harmonica taucht auf), federleichte gering angejazzte bis rockige Psychedelia, ein erstaunlich traditionsbewußt gespielter Slow Blues, sowie eine gefühlvolle/ausdrucksstarke klassische 70s-Ballade. Nicht alles glänzt hier, aber ein paar Songs besitzen durchaus eine hohe Qualität. | |
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Neil Young – Toast |
CD oder LP
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Das damals wegen „zu großer Traurigkeit“ verworfene also unveröffentlichte Album von 2000 (das einen gewissen Legendenstatus besitzt), mit Crazy Horse. Stattdessen kam 2002 „Are You Passionate“ mit Booker T & The MGs, das allerdings 4 Songs von den sieben hier enthielt (teils unter anderen Titeln) – mal deutlich, mal relativ wenig, 1x kaum verändert. Traurig klingt das Werk nicht so sehr – wenn man nicht auf die Texte achtet. Viele lange Stücke über 7 Minuten, je einer gar 10 bzw. 13 Minuten. Riffgesteuerter handfest-elegischer Crazy Horse-Sound (mit differenzierten ökonomischen exzellenten Soli) oder ein von einem Früh-70er-Hard Rock-Riff getragener geradliniger kompakter Rocker bilden eher die (absolut guten) Ausnahmen, ein weiterer Track schließt an Letzteres an, fügt jedoch noch eine homöopathische Dosis Psychedelia hinzu, ansonsten bin ich doch ein bischen überrascht: Wenig Dreck/typische Crazy Horse-Rawness, sie klingen mehrfach ausgefeilter als sonst, gerade auch die vielen zwar gern im Hintergrund gehaltenen aber effektiven und sehr schönen Backing Vocals. Ungewohnt abgedämpfte (teils wunderbare) Gitarren gehören dazu, in ruhigem entspanntem Ambiente mit dezenten Pop-Anleihen; oder eine überraschend federnde leicht groovende völlig straight durchgezogene Rhythmik (Top-Soli) vor allem aber eine textlich schmerzhafte doch geradezu bestürzend schöne ausgedehnte dunkel gestimmte sanfte melancholische Ballade – verzaubernd! Zum Schluß, in dem 13-Minüter, greift noch einmal tiefe Melancholie um sich, recht stoisch und auf Sparflamme köchelnd, die Gitarre agiert teils filigran, ziemlich sparsam gesetzte Töne, Blueseinfluß, eine hypnotische Ausstrahlung, zeitweise gar Jazzelemente eingestreut (Piano, eine Trompete), nur 2,3 Mal kommt der Song aus der Reserve. Insgesamt ein wirklich vorzügliches Album (Young selbst spricht von einem Highlight), auf das ich auf keinen Fall verzichten möchte. | |
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The Smile – A Light For Attracting Attention |
CD oder LP
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Die neue „Nebenband“ von Thom Yorke, Jonny Greenwood (beide Radiohead) und Tom Skinner (u.a. bei den New Jazz-„Stars“ Sons Of Kemet). Nigel Goodrich produzierte. Gleich vorweg: Nicht wenige Stücke könnten auch von Radiohead stammen. Die instrumentale Dominanz befindet sich in stetem Wechsel, von Synthie zur E-Gitarre zum Piano zu Streichern und sogar Bass, hier und da agieren sie polyrhythmisch (auf verschiedene Art), recht oft repetitiv (wobei dafür bis auf die Streicher ebenfalls wechselnd obige Instrumente eingesetzt werden). So trifft denn schon mal Minimal Music auf attraktiven intelligenten „Strange Pop“; anderswo relativ sachter streckenweise minimalistischer Indie Pop auf eine kleine Prise Afro Beat, oder Math Rock-Elemente auf Psychedelia in zeitgenössisch spannend. Völlig aus dem gewohnten Rahmen fällt relativ ursprünglicher wütender Punk (in richtig gut inklusive einer seltsamen Flöte), 2x fällt mir kein besserer Begriff ein als „Modern Prog-Psychedelia“ (mit einer kleinen Prise Abenteuer und ziemlich originär, in rotierenden Schlaufen, bzw. mit etwas Synth Wave vermischt), richtig toll sind die faszinierenden Sounds in einem hypnotischen „New Pop“-Track, den ich ohne das Wissen um die Herkunft der Band sofort Radiohead zugeordnet hätte. Gleichfalls 2 Stücke könnte man als halbwegs „normalen“ Indie Pop bezeichnen (einer davon wurde früher von Radiohead schon mal live gespielt), eine melancholische ungewohnt reduzierte Ballade erinnert mich kurzzeitig an die frühen Genesis (!), eine weitere besitzt einiges an Massen-Appeal, und ein wundervoll arrangierter zeitloser Pop-Song begeistert mit seinen punktuellen Streicherparts. Hin und wieder tauchen übrigens auch Bläser auf. | |
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Tedeschi Trucks Band – I Am The Moon-II: Ascension |
CD oder LP
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2. Teil des Großprojekts/Konzept-Werks in 4 Teilen (im Monatsabstand jeweils ein Album), das in über 2 Stunden 24 Stücke umfasst. Wie schon bei Teil 1 erblüht die superbe Slide oft gegen Ende der Stücke in voller Pracht (1x ganz schön wild), eingebettet in ein wiederum enorm organisches doch diesmal insgesamt etwas heterogeneres Klangbild (mit einer Ausnahme inklusive den großteils ausgesprochen musikdienlich wirkenden Bläsern). Mehrfach kombinieren sie R´n´B/Soul, Rock und auch Pop der 70er, mal ein kleines bischen funky angelegt, mal relativ relaxt und wunderbar warm in toller Atmosphäre mit viel Gefühl (und kurzzeitig beinahe feierlich anmutend, sogar irgendwie spirituell) samt ein wenig New Orleans-Feeling, mal unter Einschluß (eher geringer) Folk-Elemente und vor allem mehrerer bestechend feinfühliger (Slide-) Gitarreneinlagen (mit gelegentlich ansatzweise modalem Flair). Daneben gibt es ein stark traditionsbewußtes mitreißendes Konglomerat aus Gospel, Blues und Rock inklusive packender Gitarrenarbeit, groovenden straighten scheinbar 50 Jahre alten Soul/R´n´B mit (natürlich) bluesig-rockenden vorzüglichen Gitarren, einen an viele Titel des ersten Teils erinnernden kongenialen Southern-Fluß zwischen feinziseliert und vollmundig verdichtet. Über allem jedoch thront der mit 9 Minuten längste und stilistisch deutlich anders gelagerte Track, zeitlos, variabel: Nach intelligent Pop-beeinflußtem songbetontem Beginn spielen sie für den Rest (fast 2 Drittel) sehr einfühlsam, herrlich (mit Brüchen) fließend, streuen allerfeinste lange z.T. modale und filigrane Gitarrenausflüge ein (die mich in ein paar Momenten gar etwas an den „sanften“ Jerry Garcia erinnern), agieren multipel rootsig und sehr eigen, wozu Jazz-Elemente und zwischendurch (glänzend funktionierende) dezent experimentelle Klänge gehören. Großartig! Schon durch diesen einen Song lohnt das alles! | |
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David Murray, Brad Jones & Hamid Drake – Seriana Promothea |
nur CD
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22er mit seinem neuen („Brave New World“-) Trio. Die Zeiten, in denen Murray fast wie am Fließband veröffentlichte und immer wieder für ein oder sogar zwei der besten Jazz-Alben des jeweiligen Jahres sorgte, sind lange vorbei, sein Output ist gewaltig gesunken (4 Jahre Pause sind normal), und etwas schwächere LPs sind auch mal dabei (Be My Monster Love z.B.). Aber für absolut exquisite Werke ist er immer noch gut, und dies ist eines! Melodisch oft ausgesprochen gehaltvoll, rhythmisch gern tanzend-swingend-groovend (bis ansteckend) und damit ein bischen an aktuelleren Jazzentwicklungen orientiert, seine Soli besitzen nach wie vor eine enorme Qualität und Virtuosität (ohne auszuufern, teilweise starten sie mehrfach neu, immer von der Grundsubstanz ausgehend, manchmal quasi „rotierend“, aber natürlich auch in Free-Terrain hinein, innerhalb rhythmisch straighter Grundstrukturen). Drums und besonders Bass (der zwischendurch sogar in der reinen Begleitung stark auffällt, sehr agil wirkt) erhalten ebenfalls einigen Freiraum (wenn auch nicht in allen Tracks). Die Stücke sind, wenn ich es richtig überblicke, alles neue Originale, mit Ausnahme von Sly & The Family Stones If You Want Me To Stay (!), das hier aus dem Rahmen fällt (sehr geradlinig, R´n´B-angelehnt, sogar ein gewisser Rock-Touch, für meinen Geschmack allerdings eher überflüssig). Ansonsten mal ziemlich unbeschwert auf angenehme Art, mal viel Speed und Druck, Feuer und Rasanz (Groove-nah in komplex und recht „zeitgenössisch“), mal kurzzeitig kantig und beinahe rockig (diesmal in gut und reizvoll – und in ansatzweise eingängigem Umfeld!), zwischendurch ein Hauch Latin-Einfluß (während die memorable Melodik z.T. uralte Zeiten aufgreift). Eine bewegliche lebendige Ballade besticht durch ein langes gestrichenes substanzielles Bass-Solo und einigen eminent schönen Melodieentwicklungen, steht zudem, dezent unkonventionell, unter gewisser Spannung, bei gleichzeitiger einfühlsamer lyrischer Entfaltung. Zum Schluß kehrt er überraschend zum Hard Bop alter Schule zurück, swingend „klassisch“ (fliegende Hard Bop-Einschübe tauchen schon vorher in einem Track kurz, aber mehrfach auf). Eine knappe Stunde fast durchweg erstklassige Musik, Empfehlung! | |
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Florence & The Machine – Dance Fever |
CD oder LP
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Sie gehört nicht wirklich zu meinen Favoriten, aber was sie hier abliefert, gefällt mir überraschend gut. Was vor allem an der Stimme (sie tönt abwechselnd u.a. kraftvoll dunkel strahlend, barmend bis fast gebrochen, sinnlich, kurzzeitig feenhaft, ziemlich intim) und den Songs als solchen liegt. Die musikalische Umsetzung umfasst eine kleine Prise Kate Bush in gebremst mutierend zu New Wave Pop der 80er; faszinierend mysteriös und unwirklich wirkende Klänge (toll); dezent artifiziellen Folk ohne eine Spur Traditionalismen; Classic Pop in zeitlosem Gewand (Fleetwood Mac-Parallelen a la Rumours); kurzzeitig sinistren Gothic-Sound; dunkle folkige Geheimnisse; stoisch rollende Rhythmik, die Spannung aufbaut und Erlösung findet in Arcade Fire-Verwandtschaft als großformatiger Indie Pop (Rock); ähem, „La Düsseldorf goes Indie Pop“ in temporeich (auch wenn die Musik ganz woanders herkommt); eher konventionelle Dancefloor-Richtung (musste nicht sein) einigermaßen aktuell klingender Folk Pop; suggestiver leicht hypnotischer (exquisiter!) Indie Pop; und American Gothic, wenn auch nur in Ansätzen (atmosphärisch super), poppig feinst aufgelöst, sowie radikal reduzierter stilistisch mächtig manipulierter Gospel. Wie gesagt, überraschend gelungen! | |
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Tedeschi Trucks Band - I Am The Moon-1.: Crescent |
CD oder LP (ab 09.09.22)
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Teil eines Konzeptwerks, dessen Veröffentlichung sich in 4 Teilen über mehrere Monate erstreckt, inspiriert von einem uraltem Mammut-Sufi-Gedicht. Part 1 enthält 5 Stücke, alle über 5 Minuten lang, eines bringt es auf 12. Häufig agieren sie eminent vollmundig, nicht unbedingt von Beginn an, aber im Laufe der Songs, die Bläser z.T. samtig bis kuschelweich, z.T. recht fetzig (und immer bestechend nahtlos im Gesamtklang aufgehend, sporadisch kurzzeitig jazzig getönt und mehr herausstechend), Piano und Orgel, ausgesprochen effektvolle Backing Vocals, die berühmte Slide besticht zwar wie gewohnt und erwartet, aber anders als bei vielen ihrer Songs bisher fast immer musikdienlich tief im Sound eingebettet, meist mehr oder weniger punktuell, selbst bei Soli in drei Tracks ausgesprochen knapp gehalten, v.a. am Ende auftauchend. Das Klangbild wirkt unerhört organisch, teils weich und geschmeidig, bisweilen fast elegant, gern in einem wunderbaren dezent rollenden Fluß, mal relativ relaxt, mal ansteckend groovend, mal balladesk, mehrfach im Verlauf (nach zum Bespiel ziemlich reduziertem Start) immer weiter verdichtet, langsam intensiviert. Das klingt immer wieder großartig, voller Wärme! Stilistisch irgendwo zwischen Roots Rock, R´n´B/Soul, hier eine Prise New Orleans Jazz, dort Gospel-Spuren, natürlich auch nicht ohne Blues-Einfluß. Ganz anders beschaffen ist allerdings der 12-Minüter, in Richtung langer Allman Brothers-Jams (z.B. In Memory Of Elizabeth Reed), auch wenn es gitarrienstilistisch teilweise signifikant anders wirkt, phasenweise gar ein wenig spirituell und etwas modal anmutend, inkl. Orgel- und zurückhaltendem im Groove bleibendem Drum-Feature, rein instrumental, mehrere ruhige Phasen, insgesamt äußerst flüssig. Deep Southern das alles, eh klar. | |
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Bruce Hornsby – Flicted |
CD oder LP
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Wieder ein neues Album voller Überraschungen, ein unglaublich vielfältiges. Dass er stilistisch zu ungefähr allem bereit und fähig ist, wissen wir, hier aber sind Ausflüge dabei, die ich zumindest so nach meiner Erinnerung noch nie von ihm gehört habe und auch nicht erwartete, und reichlich originelle Ideen sowieso. Eine Auswahl an Merkmalen: Wunderbare 2-3-stimmige Vokal-Arrangements. Hier und da an ziemlich aktuellen Vorlagen orientierte Rhythmik. Diverse hoch intelligente mehrschichtige Songs, die ich z.T. als Future Pop bezeichnen würde. Prince auf (partiell) Modern Beats-Basis. Gewisse Peter Gabriel-Parallelen bei einigen Stücken (ohne sich direkt bei dem zu bedienen). Viele sehr schöne Klangfarben von Gitarren und Tasten, häufig dominante z.B. superb rollende bis hart akzentuierende Piano-Phasen (inklusive packender Rhythmen), ansonsten u.a. Geige (oder mehrere effektvoll punktuell eingesetzte Streicher), Vibrafon, Dulcimer, Flöte, Bass-Klarinette, Orgel, Mellotron. Fantasievolle und variable mal pointierte und spärliche mal vollmundige Arrangements. Alte Folkelemente in melodisch feinstem Pop-Gewand. Diverse lange Melodiebögen. Kurz mal Paul Simon-Anleihen, oder kleine Modern Prog-Tendenzen im Edel-Pop-Kontext. Technoider Sequencer-Pop mit heutigem R´n´B und genrefremdem genialem Piano kombiniert. Verquerer leicht angejazzter Hip Hop. Relativ unberechenbare Musik von zum Teil enorm hoher Güte. Beteiligt waren u.a. Ezra Koenigs (Vampire Weekend), Blake Mills, Rob Moose, Danielle Haim. | |
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Fontaines D.C. – Skinty Fia |
CD oder LP
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Neues aus 2022 von den Iren, gemeinhin dem Post Punk zugeschrieben. Die reine Lehre bedienten sie schon auf ihren ersten beiden Platten nicht, das setzt sich hier auf andere Weise fort, aber ihre klar größte Inspirationsquelle ist dann doch definitiv Post Punk. Ob ziemlich stoisch und ein klein wenig runtergedimmt dahinfließend, mal von repetitiven Gitarrenmotiven, mal vom Gesang gesteuert, mit etwas mehr Druck und Drive und zwischendurch akustischem Gitarrenteppich, schleppend und ein bisschen an frühere Cure angelehnt, mit Spuren von The Fall wie Public Image versetzt (samt unterschwelligen Pop-Spritzern), oder in Richtung schleifend verschärften zugleich rhythmisch beweglicheren Joy Division. Aber es gibt eben auch anderes, z.B. ein faszinierendes völlig reduziertes Intro, das enorm Spannung aufbaut, die zunächst auch nicht ganz verschwindet, wenn die Band loslegt/Tempo aufnimmt (in einer Art originellen Indie Rock/Post Punk-Melange mitsamt melodischer Klasse). Oder sehr feine fast hypnotisch umgesetzte Shoegaze- und Psychedelic-Bestandteile in inniger Umarmung. Anderswo paaren sich mehr oder weniger gleichberechtigt Brit-Pop-, Smiths-, Post Punk- und Sleaford Mods-Einflüsse (letztere freilich in einem deutlich niedrigerem Aggressivitätsgrad). Einmal bewegen se sich gar, völlig abgespeckt, melancholisch in Folk-Nähe (mit Akkordeon!). Auf jeden Fall gibt es zur Zeit kaum Besseres in ihrem Genre! | |
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Taj Mahal & Ry Cooder – Get On Board |
CD oder LP
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Wow, 57 Jahre, nachdem sie das erste Mal, blutjung und am Anfang ihren Karrieren, zusammenarbeiteten, in ihrer Band Rising Sons (die resultierenden von Terry Melcher produzierten Aufnahmen erschienen erst mit Ausnahme einer Single in den 90ern, und enthalten einige echte Perlen), nun also ein gemeinsames Tribute-Werk für die Piedmont-Blues-Größen Sonny Terry & Brownie McGhee. Begleitet nur von Joachim Cooders Bass und Percussion/Drums spielen sie akustische Gitarre, akustische Slide, seltener E-Gitarre (teils auch die „klassische“ immer noch so tolle elektrische Slide von Cooder), viel Harmonika, sporadisch Mandoline, Piano, Banjo – variationsreich/immer wieder anders kombiniert. Beide singen ausgezeichnet Lead und steuern Backing/Harmony-Vocals bei, für Letzteres sorgt in einem Track zudem das Soul-Trio Ton 3s. Naturgemäß wird hier nichts neu erfunden, ihr Blues ist ziemlich pur (mit gelegentlichen Elementen/Spritzern von Gospel, Folk, je 1x auch Rock und Ragtime), aber WIE sie agieren, machte ihnen (und jetzt u.a. mir) ungeheuren Spaß, ihr Spiel ist so lustvoll, wie man es selten hört, rau, spontan und herrlich lose (was eigentlich auch auf den Gesang zutrifft), irgendwo zwischen den Polen roh, unbehauen und ungeheuer kraftvoll (fast heavy) sowie vollkommen relaxt/in aller Ruhe, langsam und immens gefühlvoll (was jeweils die seltenen Extreme darstellt). Zwischendurch ein bisschen swingend oder stoisch rollend, etwas stampfend, oft jedoch effektvoll und ganz natürlich groovend – wobei das Schlagwerk geradezu kongenial arbeitet, mal sehr, mal weniger minimalistisch, einfach und dennoch variabel, enorm wirkungsvoll, sporadisch Klatschen. Manchmal loten sie die Grenzen des (vielfach in den 20ern/30ern wurzelnden) Blues aus, und zwar in Richtung noch älterer Vergangenheit, einer Art „Proto Blues“. Die (erstklassigen) Songs stammen alle aus dem Repertoire von Terry/McGhee, viele wurden von ihnen geschrieben, und ehrlich gesagt finde ich einige davon hier sogar noch besser als die Originale! Die im Übrigen in aller Freiheit interpretiert werden, sich von denen teils stark unterscheiden. Eine dicke Empfehlung! | |
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Father John Misty – Chloe And The Next 20th Century |
CD oder LP
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22er des US-Singer-Songwriters, der sich hierfür 4 Jahre Zeit ließ. Einzige Konstante in der ausgesucht geschmackvollen und immens hochwertig arrangierten, manchmal auch überraschend kombinierten Instrumentierung sind die Streicher, zu denen sich abwechselnd Piano (gerne), Orgel, E- und Akustik-Gitarre, Vibrafon, Bläser (recht oft), Flöten, sogar Pedal Steel, Harfe und Cembalo (?) gesellen. Sein Faible für orchestrierten Pop der 2. Hälfte der 60er (oder frühen 70er) kennt man ja schon, so tauchen auch hier wieder Assoziationen zu Leuten wie Harry Nilsson, üppigem Randy Newman, Jimmy Webb (in Grenzen auch frühem Scott Walker) auf, mit einigem Anspruch; im gleichen Ausmaß aber eine massive Zuwendung zu den späten 30er/40ern und 50ern, mit Annäherungen an z.B. Musicals und Vokal-Jazz Pop von damals/Uralt-Pop, Film-Songs/Hollywood, frühen Sinatra, Cole Porter, Nat King Cole, sogar mal ein wenig Chet Baker, Night Club Jazz. Ein Song bricht aus diesem Schema aus, verarbeitet Bossa Nova (ein bischen Getz/Gilberto-style), jedoch spanisch, nicht portugiesisch gesungen. Allerdings: So old-fashioned das alles auch erscheint, so ist an kleinen Feinheiten (u.a. der Arrangements, aber nicht nur) doch oft erkennbar (wenn man sehr genau hinhört), daß diese Musik von heute (oder zumindest später) stammt (ganz besonders, wenn sie in einem Fall, äußerst apart in sachtem zurückhaltendem spiegelglattem Klangmeer badend, irgendwie unwirklich bis ganz versteckt unheimlich wirkt). Was natürlich nichts am großen Reiz dieser edlen zuweilen schillernd-süffigen breit angelegten doch differenzierten Arrangements ändert. Die eigentliche Überraschung kommt im letzten und mit 7 Minuten längsten Track: Sachte pochend, dunkel, mysteriös, enorm suggestiv, total faszinierend, entfernt sowas wie leicht psychedelisierter bzw. halluzinogener Leonard Cohen mit minimalen Prisen vom frühen soften Chris Isaak im ganz anderen instrumentalen Setting und (diesmal späterem) Scott Walker, v.a. wegen einem aus dem Nichts kommenden brutalen/nervenzerfetzenden noisig-verzerrtem Gitarrensolo in der Mitte. Welch ein Song, großartig! Jonathan Wilson produzierte übrigens (und spielt mit). | |
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Emily Jane White – Alluvian |
CD oder LP
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Neues Album der Kalifornierin, die die Ausrichtung ihrer Musik nicht radikal, aber nach und nach verändert. Die teils dominierenden Folkeinflüsse von früher sind nunmehr großteils verschwunden, zugunsten eines Konglomerats aus (Proto-) Dream Pop a la Cocteau Twins (an die gleich mehrere Stücke dezent erinnern), Shoegaze-Resten, „Post Gothic“-Elementen, Dark Wave-Tendenzen, dezidiert dunkel gefärbtem Indie Pop, bis hin zu einer Art Synth Pop-Ballade. Und mittendrin blitzen plötzlich verwehte Country-Dessert-Anleihen auf. Faszinierend die (teils ziemlich düstere) alles bestimmende Atmosphäre mancher Songs. Fast stoisch bis relativ relaxt dahinfließende Tracks, eine schleppende gewisse Schwermut, aber auch Schönheit in beträchtlicher Dunkelheit, Melancholie trifft auf moderate Elegie, ein kleines bisschen Drama, Depri-Ballade(n), ab und zu ein paar mehr Kontraste als üblich, was Tempo, Instrumentierung betrifft, oder die Dichte (wenn Piano-gesteuerte Ruhephasen eingestreut werden). Die früher gern verwendeten Marissa Nadler-Vergliche ziehen einerseits nicht mehr – andererseits aber doch, wenn man sich bestimmte Stücke aus deren letztem Werk anhört, die eine nicht ganz unähnliche Wendung vollziehen. Auf jeden Fall insgesamt ein sehr schönes Album, zumal immer wieder melodisch reizvoll gestaltet, mit zauberhaften Phasen (schon wegen ihrer Stimme). | |
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Samantha Fish – Black Wind Howlin´ |
Reissue auf LP
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Neuauflage der 2. LP (von 2013) der US-Singer-Songwriterin und Gitarristin erstmals auf Vinyl, auf Ruf Records. Mit drei Fünftel der famosen Royal Southern Brotherhood eingespielt, inklusive Mike Zito, der auch produzierte (und einmal Duett-Vocals beisteuerte). Fast alles Originale, stimmlich wie gitarristisch on top, noch nicht ganz so variabel wie später, aber beileibe nicht ohne gehörige Abwechslung: Traditionsbewußte tolle Blues-Rocker, mal stürmisch und Slide-veredelt, mal deep und gemäßigter mit einem zeitweisen kleinen Verweis auf die Stones zu Mick Taylor-Zeiten. Eher mächtig rockender Blues als Blues Rock, noch deeper, extrem kraftvoll und saftig, in einem Fall leicht abgedunkelt und grandios tief im Inneren brennend, in beiden Fällen einfach superb. Eine ausgesprochen gefühlvolle schöne soulig-bluesige Ballade. Instrumental zurückhaltender eigentlich schon spartanischer akustischer Folk Blues (gesanglich klasse!). Ein schleppendem bluesbetontem Hendrix artverwandter Track. „Tanzender“ beweglicher Blues mit New Orleans-Untertönen. Blues von noch purerer Machart, ob mit dezentem Heavy-Touch (auch hier: gesanglich großartig) oder deutlich an den 50ern geschult, nur aufgebrochen durch ein fantastisches Wah-Wah-Solo (wild!). Schließlich als überraschender doch ebenfalls gelungener Abschluß ziemlich traditionell gehaltener Country. Viel Schärfe insgesamt, teils tief im Süden angesiedelt, exzellent auch die Gast-Harmonica von Johnny Sansone. Rückblickend inzwischen für mich ihr bestes Album, eine klare Empfehlung. | |
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Dana Fuchs – Borrowed Time |
CD oder LP
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Neues Album der US-Sängerin/Songwriterin, jetzt wieder auf Ruf Records. Sie erlangte vor 20 Jahren mit ihrer Rolle im „Love, Janis“-Musical am Broadway größere Bekanntheit, und ihre exzellente rauh-herbe optimal zum musikalischen Genre passende Stimme läßt Janis Joplin tatsächlich als eine ihrer wesentlichen Inspirationsquellen mehrfach erahnen (mit der sie eh hier und da verglichen wurde). Hier bewegt sie sich teilweise deutlich im Fahrwasser der frühen 70er (z.B. in Form von intensiv-eindringlichem Southern Roots Rock, ziemlich knallhartem bluesigem oder fast purem riffbetontem auf jeden Fall ebenso Southern-basiertem Rock, oder schnörkellosem Slide-verfeinertem Blues Rock mit einer kleinen Prise Stones der Mick Taylor-Phase). Genauso 70s- und Southern-lastig kommt ein Mix aus Rock und Americana, Letztere begeistert anderswo in einem rudimentären akustischen folkig-bluesigem Setting (inklusive Harmonica), und die (bluesigeren) Stones werden in einem weiteren Stück noch etwas stärker belehnt, diesmal allerdings eher in den späteren 70ern beheimatet, hinzu gesellt sich leidenschaftlicher schleppend-rockiger R´n´B der klassisch-zeitlosen Sorte. 3 Balladen runden vorzüglich ab: Eine Blues wie Soul einbeziehende wie aus einem Guß, eine bluesbetonte im Wechsel stark reduzierte und volltönende (von außergewöhnlicher Qualität!) und eine angenehmst an den sanften Hendrix erinnernde, teilakustisch und sehr schön einfühlsam, freilich ohne jede Gitarren-Extravaganz. Die allgegenwärtigen effektiven feinen Gitarren werden häufiger von Orgel, manchmal zusätzlich (E-) Piano unterstützt. Absolut gelungen! | |
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Oumou Sangare – Timbuktu |
CD oder LP
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2022er der Musik-Queen aus Mali. Der Kontrast der sozialen/politischen Realität in diesem gebeutelten Land und dem jahrzehntelangen unendlichen Strom fabelhafter Musik von dort könnte nicht größer sein. Wozu Sangare mit ihrer exzellenten Stimme und vielen ebensolchen Alben ein gutes Stück beigetragen hat – und auch hier weiter beiträgt! Gleich der Opener ist sowas von packend, zwingend, mitreißend… gewissermaßen „Mali in Rock“ , kraftvoll, ein fantastischer Groove und eine klasse den Sound stark mitbestimmende offensive E-Gitarre. Wobei elektrische Gitarre und akustische Saiten (wozu Dobro, Ngoni und Gitarre gehören sowie Slide, die aber partiell zudem elektrisch agiert) sich in fast jedem Stück begegnen, unterschiedlich gewichtet (wohingegen Tasten meist keine so große Rolle spielen, ab und zu ergänzen außerdem Flöte, Balafon, Geige). 2 Tracks vereinen Pop und Rock zu gleichen Teilen mit traditionsbewusstem West-Afrika, in relativ entspanntem Fluss , 2 weitere zelebrieren „klassischen“ verzahnten teil-elektrifizierten feinsten Mali-Sound in schnellen Grooves, der leicht überwiegende Teil des Albums jedoch konzentriert sich auf poetische, ruhige, sachte Klänge von oft erhebender Schönheit, instrumental phasenweise bestechend (all die wunderbaren Saiteninstrumente, mit Übergewicht der akustischen, oder auch die Flöte), manchmal federleicht fließend oder beinahe schwerelos verweht, zum Schluss ganz reduziert, mal irgendwie folkig. Ach ja, perfekt eingesetzte weibliche Backing Vocals agieren ebenfalls sehr effektiv (und attraktiv). Vieles war in dieser Form (und Klasse) schon früher von ihr zu hören, aber davon kann ich nicht genug kriegen, ihre Musik ist immer wieder ein Genuss. Klare Empfehlung! | |
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Anna Von Hausswolff – Live At Montreux Jazz Festival |
nur CD
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Live 2018, 6 Stücke von den Alben Miraculous und (vor allem) Dead Magic, mit einer Ausnahme alle lang und länger (eins bringt es auf 19 Min.). 2 Gitarristen agieren hier in ihrer Band, außerdem zusätzlich zu ihrer (Pipe) Orgel ein Synthie. Ich finde, live ist sie noch schwerer zu beschreiben als im Studio, sie entwickelt zudem eine noch einmal höhere (ganz enorme!) Intensität, treibt alles völlig schamlos auf de Spitze (gerade auch die Theatralik) – das Ergebnis freilich ist für mich der bisherige Höhepunkt ihres Tonträger-Schaffens! „Subtil“ allerdings geht anders… Ein paar Mal höre ich gewisse Parallelen zu den Swans (deutlich mehr jedenfalls als bei den Studio-LPs; sie spielte ja auch als deren Vorprogramm und gastierte auf der letzten LP), ansonsten reihe ich einfach mal punktuelle Assoziationen aneinander, ohne auf die einzelnen Stücke näher einzugehen: Punktuelle Stimmakrobatik in höchsten Höhen (und generell eine große Vokalbandbreite). Getragene wunderbare sich überlappende Wolken voller feiner Klangfarben. Sirenen in der Dunkelheit. Pomp und Drama in symphonischer beständiger Zuspitzung mit frei ausfransenden Crescendi. Stoische Rhythmik in Gothic Post Punk gebettet. Dark/Doom Metal meets hinreißende mystische Erhabenheit. Düstere Zeitlupen-Schönheit mit gedehnten repetitiven Melodien. Fast „normaler“ stimmgewaltiger Drama-Pop. Ganz entfernte Magma-Anmutungen. Modifizierte Sunn O-Ideen in beinahe sakraler Form. Verzerrte Tribal-Post Punk-Avantgarde unter Hypnose. Feierlichkeiten in stark verhallten Räumen konterkarieren Post Rock-Heaviness. Finsternis + brachialer Free Form-Freakout als suggestiver Malstrom. Doom-geladene Kathedralenwucht. Ostinati paaren sich mit Kakophonie… Ihre Schwester fungiert übrigens manchmal als Gesangspartnerin. Sehr speziell, sehr zu empfehlen! | |
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Madrugada – Chimes At Midnight |
CD oder
2LP
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Nach ewig langer Funkstille doch noch das Comeback von Sivert Hoyem & Co. Einerseits hat sich nicht gar so viel geändert gegenüber den letzten LPs, sie setzen ohne jede Hemmung auf eine ordentliche Portion Pathos, daneben durchziehen Drama, Tragik, Elegie und zuweilen wohl kalkulierte Melancholie diverse Stücke, kurz: Hoch emotionale Musik, um in ihr gleichsam zu baden, getragen von dieser so außergewöhnlichen Stimme; andererseits fallen einige Veränderungen auf: Die wirklich handfesten dezidiert rockenden Sachen fehlen, die durchweg abgespeckten bis weitgehend akustischen ebenfalls, gelegentliche Folkelemente wurden weiter reduziert (die rohe/harte Indie-Attitüde noch älterer Platten sowieso), und REM-Parallelen, die früher ab und zu aufblitzten, höre ich ebenfalls kaum noch. Der Opener klingt großartig, punktuell inklusive Streicher, effektivst an- und abschwellende Intensität, rhythmisch sehr schön elastisch und fließend (was jeweils auch anderswo vorkommt). Ansonsten: Ein über weite Strecken vollmundiges Klangbild, einige sehr schöne Melodien, ein paar stark gitarrenlastige Songs (ob wunderbar klangmalend oder reizvoll verzerrt), das Piano mit Vorliebe reduziert, Tasten generell musikdienlich unterstützend. Gern balladesk, mal eine gewisse Schwere, mal leichtfüßiger, als ich sie zuletzt in Erinnerung hatte. | |
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Wovenhand – Silver Sash |
CD oder
LP
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Neues aus diesem Jahr, diesmal in Kooperation mit Chuck French (Planes Mistaken For Stars) geschrieben. Recht variabel und ein paar Mal für mich etwas überraschend. Im Einzelnen: Gothic Americana in finsterer suggestiver und erschöpfender Leidenschaft. Mystisch-schleifend-fräsender fast geheimnisvoller Stoff mit Sogwirkung. Pochender Electro-Gothic-Wave in zeitgemäß und auf links gedreht. Eine stoisch hämmernde repetitive Post Punk-Modifikation. Entfernte Gun Club-Parallelen, sägend-eruptiv-glühend. Eine emotional enorm aufpeitschende Kombination aus letzterem beidem. Beinahe hypnotischer „Heavy Gothic“ mit unerhört dichtem Klangbild aus geschichteten Gitarren (bis hin zu noisigen Spuren) mit einem Schuß düsterem Pathos. Eine Prise leicht elegischer Desert-Sound voller Atmosphäre und in delikatem Fluß. Gitarrenlastiger dezenter 80s-Post-Wave-Touch, schwer, stürmisch und mächtig intensiv. Insgesamt verwenden sie deutlich mehr Elektronik als gewohnt (nicht zum Nachteil!), zweimal klingen sie gar eine Spur psychedelisch, recht häufig ganz schön hart und heavy (natürlich nicht im Sinne der 70er). Und „Gothic“ heißt hier durchaus auch schon mal, daß selbst Fans von Sisters Of Mercy Gefallen finden könnten… Okay, 16 Horsepower bevorzuge ich nach wie vor, aber das Album gefällt mir sehr. | |
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Birth Control – Operation |
CD oder
LP (ab 25.03.22)
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Reissue der 2. LP (1971) der Berliner Band, auf Ohr, soweit ich weiß, seit längerer Zeit nicht mehr erhältlich. Für viele gilt Hoodoo Man als ihr bestes Werk, für mich ist es definitiv dieses. Hab ich in meiner Jugend geliebt. Was z.B. mit der attraktiven gerade auch melodisch teilweise ungemein starken Orgel zusammenhing (eher selten ersetzt/ergänzt von Piano/E-Piano). Zum anderen mit der Qualität der Songs als solchen, von den 6 (mit einer Ausnahme längeren, 6-11 Min.) Stücken hier fällt eigentlich nur einer ab. Vor allem Stop Little Lady, Just Before The Sun Will Rise und ganz besonders das tolle The Work Is Done (catchy, rhythmisch fein) gefallen mir auch heute noch sehr. Harter Rock bis zeittypischer Hard Rock, Prog Rock-Einfluß; zwischendurch dezente punktuelle/kurze Klassik-Anleihen (durch die Orgel), viel stärker noch im längsten und einzig ruhigen variablen völlig atypischen Track mit durchgängigem Piano und viel Streichern (und Pop-Elementen), sogar Nice-Anklänge. Besonders in den treibenden Phasen mit deutlichen Parallelen zu Deep Purple, anderswo kurz ein Hauch von Quatermass oder den Doors. | |
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Dream Syndicate – What Can I Say? No Regrets… Out Of The Grey + Live, Demos & Outtakes |
nur 3CD Box
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2022er Release. Ein dicker Brocken, dreieinhalb Stunden lang. Auf CD 1 ist die „Wiederauferstehung“ der Band nach dem Weggang von Gitarrist Karl Precoda zu hören, ihre 3. Studio-LP, Out Of The Grey, von 1986. Die besteht aus einer Reihe mächtig kraft- und druckvoller kompakter guter bis sehr guter schnörkelloser Gitarren-Rocker (ohne ausufernde Soli!), neben ein paar etwas zurückhaltenderen/athmosphärischeren Songs (in einem Fall gar inkl. dezenter Pop-Anleihen), von denen einer dann doch das von den Vorgängern bekannte feinst massiv verzerrte Guitar-Feature bereithält, freilich ökonomisch und konzentriert gespielt. Je ein weiteres Stück erinnert entfernt an die frühen REM bzw. den elegisch rockenden Neil Young. Teilweise wirkt das Album etwas aggressiver/härter als zuvor. Die originale LP hatte 9 Tracks, die CD 11, hier sind es (wie auf dem ´97er CD-Reissue) 17, die 6 Bonustracks (7“-, (z.T. Promo-) 12“- und ein Fan Club-Cassetten-Track, großteils vom 1987) enthalten mit einer Ausnahme nur Covers, von u.a. Slim Harpo, Neil Young, Eric Clapton, Alice Cooper, darunter Let It Rain und Cinnamon Girl (beide beschleunigt und mit wenigstens etwas längeren Soli bestückt). Auf CD 2 findet sich ein unveröffentlichtes 80-minütiges Konzert (noch vor den Studiosessions 1985 in New York aufgenommen), das bereits 7 Songs von Out Of The Grey vorab vorstellt, teils um einiges länger, schnellere wie langsamere Versionen, mehr Solo-Auslauf für die Gitarren, immer von größerer Schärfe! Teilweise für meinen Geschmack besser als die Originale! Plus 3 Stücke von Day Of Wine & Roses (partiell im Charakter verändert, der Titeltrack erhält einen punkigen Anstrich), 2 von Medicine Show (John Coltrane Stereo Blues bringt es auf 12 Min., voller wüster geschredderter Gitarrenorgien), sowie It Hits You Again (als Demo nachträglich auf The Lost Tapes erschienener sehr feiner Song, hier auf CD 3 vertreten). Ebendiese CD 3 stellt 21 Stücke vor: 5 Demos von Out Of The Grey-Songs (2 davon, unüblicherweise länger und irgendwie geschliffener/gemäßigter als die LP-Fassungen, ziehe ich denen vor!), 2 weitere (besagtes It Hits You Again und Here On Earth As Well, gleichfalls gut und auf Lost Tapes enthalten), 2 frühe Live-Tracks von 1984, sowie jede Menge partiell sehr überraschende Covers (Outtakes, viele kurze Spielereien darunter); z.B. von Pink Floyd (Brain Damage und Another Brick In The wall), Alice Coopers Eighteen (gelungen, schön gedehnt), Green On Reds Sixteen Ways, Santanas No One To Depend On, Badge von Cream, Papa Was A Rolling Stone (originell); und ein dezent psychedelischer etwas längerer Jam. |
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Jethro Tull – The Zealot Gene |
CD oder LP+DVD oder 6LP Box
oder 3CD Box
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Dass sie im Studio-Comeback nach satten 18 Jahren nicht ganz die Klasse alter Großtaten der 70er erreichen können, war eh klar, aber das hier ist absolut respektabel, erheblich besser als viele ihrer Werke in den letzten 40 Jahren, ich bin positiv überrascht. Auf der einen Seite stehen gleich 4 aparte teils variable/klangfarbenreiche rein akustische Folk-Stücke, mal sachte und ganz ruhig, mal ziemlich beschwingt, oder sehr schön poetisch. Hinzu kommt ein entspannter nur wenig elektrifizierter Folk Rock-Track. Ansonsten kombinieren sie gern wie in alten Zeiten verschiedenste Zutaten: Gitarrenriffs der härteren Sorte (inklusive ein kurzes Hard Rock-artiges Solo) treffen auf ausnehmend attraktive regelmäßig verwendete Flöten-Motive, punktuelle Prog-Elemente und kurzzeitige Folk-Anleihen (und in einem Fall zu viele Keyboards), weitere ähnliche rockige bis filigrane Kontrastprogramme folgen, Streicher und melodiöse Gitarren paaren sich in sehr üppigem Ambiente, zwei partiell in stärkerem Maße Piano-getragene Songs verbinden Prog, Rock, Folk und (geringen) Klassik-Einfluss (1x balladesk, 1x gemäßigt rockig). Farbige Musik, wie man sie von ihnen kennt, und natürlich jede Menge Flöten… | |
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